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Anbau am „Weltstadthaus“Kritik an geplantem 50-Meter-Hochhaus in der Kölner City

Lesezeit 3 Minuten
Die evangelischen Antoniterkirche in der Kölner Schildergasse steht unmittelbar neben dem "Weltstadthaus" von Peek & Cloppenburg.

Die evangelische Antoniterkirche direkt neben dem „Weltstadthaus“ von Peek & Cloppenburg in der Schildergasse.

Markus Herzberg, Pfarrer der Antoniterkirche, ärgert sich im Urlaub. Bürgermeister Andreas Hupke befürchtet einen Präzedenzfall.

Citykirchenpfarrer Markus Herzberg macht gerade Urlaub auf den Kanaren und hatte bis Mittwochmorgen sehr gute Laune. Dann erfuhr er bei der Lektüre des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom geplanten 50-Meter-Hochhaus in unmittelbarer Nähe seiner Kirche. „Das gibt es doch nicht!“, habe er beim Frühstück gedacht – so erzählt er es später am Telefon.

Herzberg ist Pfarrer der Antoniterkirche in der Schildergasse, sie liegt direkt neben dem Peek & Cloppenburg-Gebäude, dem vom italienischen Star-Architekten Renzo Piano entworfenen „Weltstadthaus“. Nun wurde bekannt, dass auf der anderen Seite ein ebenfalls von Piano entworfener Anbau entstehen soll, der mit einer Höhe von 50 Metern alle umstehenden Gebäude überragen und nicht dem Höhenkonzept der Stadt Köln entsprechen würde. Das schreibt seit 2007 vor, dass zum Schutz des Kölner Doms Neubauten zwischen dem linken Rheinufer und der Außenkante der Ringe nicht höher als 22,5 Meter sein dürfen.

Strenge Vorgaben für Antoniterviertel

Rund um die Antoniterkirche ist zuletzt ein neues Viertel entstanden, es wurde vor vier Jahren eröffnet. „Und wir mussten uns sklavisch an das Höhenkonzept der Stadt Köln halten“, sagt Herzberg. Zudem habe man Renzo Piano in Paris zu den Entwürfen befragen müssen. „Wir mussten dann auf der dem Weltstadthaus zugewandten Seite mehr Fenster einbauen“, erzählt Herzberg.

Mit dem jetzt geplanten Neubau in der City soll die Innenstadt belebt werden. Neue Büros, Gastronomie, eine Eventhalle und eine öffentlich zugängliche Dachterrasse sollen Menschen anlocken. „Man ist in großer Not, weil man merkt, dass die Innenstädte sterben, das ist ja in Köln nicht anders als in vielen anderen Städten“, sagt Herzberg. „Aber ich bezweifele, dass man die Probleme mit einem Hochhaus lösen kann.“

Für Annett Polster, Geschäftsführerin von Stadtmarketing Köln, ist „das 2005 eröffnete Weltstadthaus mit seiner großartigen Architektur ein innerstädtisches Highlight, das mit dem neu gestalteten benachbarten Antoniter-City-Quartier einen der attraktivsten Orte der Kölner Handelslagen in der City bildet“. Sie gehe davon aus, dass Piano gestalterisch an die Qualität des bisherigen Gebäudes anknüpfen und die Attraktivität des Ortes weiter stärken wird. Zur Diskussion um die Höhe wollte Polster nicht beitragen. Ob es die avisierten 50 Meter brauche, „können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht einschätzen“, sagte sie.

Kleines Manhattan in Köln?

Die Meinung von Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt, ist klarer. Er war dabei, als bei einem Treffen von Politikern aller Ratsfraktionen mit dem Kölner Baudezernenten Markus Greitemann über drei verschiedene Entwürfe Pianos diskutiert wurde und sich eine Mehrheit für das 50-Meter-Hochhaus fand. Hupke war dagegen. Aber nun wird die Stadtverwaltung die Planungen vorantreiben. Am Ende müsste der Stadtrat allerdings noch zustimmen.

„Bei der Entscheidung sollten die hohe Domkirche und das Welterbekomitee der Unesco unbedingt einbezogen werden“, sagt Hupke. Schließlich war die Kathedrale 2004 wegen der rechtsrheinischen Hochhauspolitik der Stadt Köln auf die „Rote Liste“ der gefährdeten Stätten des Weltkulturerbes geraten.

Hupkes Sorge ist: „Wenn dieses Hochhaus vom Rat abgesegnet wird, könnte das ein Präzedenzfall für all die maroden 50er-Jahre-Gebäude auf der Schildergasse und der Hohen Straße werden.“ Dann könnte rund um die Antoniterkirche ein kleines Manhattan entstehen. Und das alles „nur einen Steinwurf“ vom Kölner Dom entfernt. Gut fände der Innenstadt-Bürgermeister das nicht: „Es kommt ja auch niemand in Paris auf die Idee, im Umkreis von 500 Metern um Notre-Dame ein Hochhaus hinzusetzen.“