Köln – Architektur muss nicht schön sein, solange sie intelligent ist, sagte die Jurorin Donatelli Fioretti bei der Verleihung des Kölner Architekturpreises, wobei nicht ganz klar wurde, ob die Düsseldorfer Architekturprofessorin dies als allgemeine Maxime oder als Zugeständnis an die besonderen lokalen Verhältnisse verstanden wissen wollte.
Im klassischen Sinne schön oder gar spektakulär ist im Kölner Stadtbild ja bekanntlich wenig, und daran änderten auch die in den vergangenen vier Jahren fertiggestellten Bauvorhaben nichts. Ausgezeichnet wurden zwei Schulkomplexe, eine Feuerwehrwache, ein Kirchenanbau und die Modernisierung einer bald hundertjährigen Arbeitersiedlung. Das ist alles nichts für den touristischen Hochglanzprospekt. Aber kluge Insellösungen im tosenden Verkehr sind für das verbaute Köln mindestens genauso wichtig.
In bester Lage befindet sich unter den prämierten Arbeiten einzig das vom Architekturbüro „Trint+Kreuder d.n.a. architekten“ entworfene Quartier der evangelischen Antoniterkirche. Allerdings ist diese Lage zwischen Schildergasse, Cäcilienstraße und Renzo Pianos gläsernem Weltstadtkaufhaus auch besonders schwierig – leicht wird man vom platz- und menschenhungrigen Architekturwalfisch verschluckt. Genau darin liegt freilich die Qualität des neuen Quartiers: Es besinnt sich auf seine Schattenlage und schafft eine klösterliche Stimmung wie hinter schützenden Mauern, ohne sich gegen die Außenwelt abzuschotten. Dass die kleine Gasse ins neu geschaffene Antoniter Quartier wie ein stiller Nebenfluss der betriebsamen Fußgängerpassage wirkt, sollte ebenfalls ganz im Sinne des kirchlichen Bauherrn sein.
Bildungslandschaft Altstadt-Nord
Als eigentliche Gewinnerin des Kölner Architekturpreises dürfte sich das städtische Amt für Gebäudewirtschaft fühlen. Sonst oft gescholten, wirkte es als Bauherrin an gleich drei prämierten Projekten mit – zwei davon erhielten Anerkennungen.
Die zwischen Hansaring und Kyotostraße gelegene Bildungslandschaft besteht aus sieben pädagogischen Einrichtungen, angefangen von der Kita über eine Grundschule bis zum Gymnasium, und schließt sich bewusst nicht zu einem massiven Gebäudekomplex zusammen.
Stattdessen entwarfen die Architekten Gernot Schulz und André Zweering ein Lerndorf aus drei- bis vierstöckigen, leicht windschiefen Betonhütten, das für die Realschüler während der Pausen sogar Freilandhaltung im benachbarten Park erlaubt. Die kleinteilige Ergänzung des bestehenden Schulgebäudebestands hat bereits bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Feuerwehrzentrum Köln-Kalk
Der Neubau von Knoche Architekten aus Leipzig versetzte die fünfköpfige Jury (darunter der Kölner Künstler Marcel Odenbach) in geradezu kindliche Begeisterung.
„Hier möchte man Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann sein“, schreiben die Juroren, und angesichts der minimalistischen Fassade aus verzinktem Stahl ist man geneigt, ihnen zuzustimmen. Ins Innere des Gebäudes fällt viel Licht, insgesamt dominiert feuerfester Beton. Alles wirkt grundsolide, ins Rutschen kommt hier mutmaßlich nichts.
Naumannsiedlung in Riehl
Die in den späten 1920er Jahren entstandene Arbeitersiedlung wurde maßgeblich von Manfred Faber geplant und steht wie die weitaus bekannteren neusachlichen Siedlungen Wilhelm Riphahns unter Denkmalschutz.
Bei der Modernisierung des großzügigen, teils mit expressionistischen Fassadenelementen aufgelockerten GAG-Komplexes musste es daher vorrangig darum gehen, den alten Charakter zu erhalten oder wiederherzustellen – zudem sollten „meuterarchitektur/florzak plan-ing“ neuen Wohnraum schaffen.
Dazu bauten sie Dachgeschosse aus und wandelten Garagen- und Kellerräume in Gartenwohnungen um. Die grüne Anmutung des Viertels betonen sie durch einen Zaubertrick: ein Teil des Verkehrs verschwindet in einer Tiefgarage.
Schulerweiterung Lindenthal
Auch für „Lederer Ragnarsdóttir Oei“ ging es vornehmlich darum, nichts kaputt zu machen, bauten sie doch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gottfried Böhms weltberühmter Kirche Christi Auferstehung. Für deren angegliederte Schule benötigte das Erzbistum Köln einen Erweiterungsbau, der zwar in Teilen wuchtig wirkt, sich aber nicht wichtig macht.
Die Jury des Kölner Architekturpreises, für den insgesamt 65 Arbeiten eingereicht wurden, lobte hier insbesondere den „wohlüberlegten Umgang mit Proportionen“ und den „bravourösen Übergang von alt zu neu“.