Hübsch, aber macht viel ArbeitDas geschieht mit dem Laub auf Kölns Straßen
- Für viele ist es Romantik pur: Überall leuchtet es den Bäumen rot und gelb und immer mehr Straßen sind von Blättern bedeckt.
- Doch das Herbstlaub ist nicht nur schön, sondern macht viel Arbeit. Für die AWB herrscht in den Oktoberwochen Hochsaison.
- Wer ist verantwortlich für die Entsorgung von Straßenlaub? Und was geschieht damit, sobald es zusammengefegt ist? Ein Überblick
Köln – An den Kölner Bäumen hat sich das Blattwerk längst rot und gelb gefärbt, im Stadtwald und an anderen Orten in der Stadt lässt sich ein bisschen Indian-Summer-Atmosphäre beobachten. Für die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) bedeuten die Oktoberwochen allerdings immer wieder deutlich mehr Arbeit: Derzeit reinigen 500 Mitarbeiter mit 80 Spezialgeräten wie Laubsaugern und Kehrmaschinen sowie 75 Laubblasgeräten die Straßen. Das ist notwendig, weil auf nassem Laub Menschen ausrutschen und sich verletzten können.
In diesem Jahr haben die Teams ein bisschen weniger zu tun als in vielen Vorjahren – und das ist der Klimawandel schuld. Zahlreiche der 80.000 Straßenbäume haben schon im Sommer ihre Blätter abgeworfen, sagt AWB-Sprecher Wilfried Berf. „An den Lindenthaler Kanälen fallen Blätter bereits im August“, sagt auch der stellvertretende Leiter des Grünflächenamts, Joachim Bauer. Der frühe Blattabwurf resultiere aus der extremen Trockenheit im Sommer. „Der frühe Laubfall hat ganz klar etwas mit dem Klimawandel zu tun“, so Bauer.
Denn der Klimawandel macht sich mittlerweile auch in Köln bemerkbar. Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (Lanuv) hat festgestellt, dass sich die Temperaturen in den vergangenen Jahrzehnten um 0,7 Grad Celsius erhöht haben. Bis 2050 erwarten die Experten einen Anstieg um 0,7 bis 1,7 Grad Celsius, bis zum Jahr 2100 um gar bis zu 4,4 Grad Celsius.
Bäume im Notprogramm
Mehr Trockenheit schadet aber den Bäumen: Denn wenn die Wurzeln nicht mehr genug Wasser aufsaugen können, schalten die Bäume in eine Art Notprogramm um, und werfen Blätter ab. So wie die Heimbuchen am Deutzer Stadthaus, die wegen der Hitze nur noch ihre traubenartigen Samenkapsel erhalten haben. „Die restliche Blätter haben sie abgeworfen. Das sieht schon kurios aus“, sagt Bauer.
Von Trockenstress geschädigte Bäume sind wiederum eine leichte Beute für Pilze oder Insekten. Miniermotten befallen Kastanien, Borkenkäfer Fichten und Eichenprozessionsspinner Eichen. Diese legen ihre Eier ins Holz, bis im Frühjahr die Larven schlüpfen, die sich an den Blättern satt fressen. Erkrankte Bäume werfen dann oft ihre Blätter ab. Auch die von der Buchenkomplexkrankheit befallenen Buchen im Stadtwald haben viele Blätter verloren.
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Aufgrund des Klimawandels verschieben sich sogar die Jahreszeiten langsam: Das mache sich bislang allerdings eher im Frühjahr bemerkbar, so Bauer. Die Blühphasen von Bäumen und Blumen verschöben sich immer weiter in Richtung Jahresbeginn. Die Pflanzen liefen aber damit Gefahr, von einem späten Nachtfrost überrascht zu werden. Der Herbstbeginn hingegen habe sich kaum verschoben, so Bauer.
Zuständigkeit und Entsorgung
Dort, wo Anlieger selbst für die Straßenreinigung verantwortlich sind, müssen sie auch das Laub beseitigen. Einen Überblick geben die Abfallwirtschaftsbetriebe im Internet unter „Abfrage Straßenreinigung“. Das Laub vom eigenen Grundstück kann zusammen mit dem Grünschnitt über die Biotonne der AWB entsorgt werden. Weitere Fragen werden über die Hotline 0221/922 22 24 beantwortet. (ris)
Etwa 2000 Tonnen sammeln die AWB pro Jahr an Laub ein. 80 Prozent der Blätter kommen in die Kompostierungsanlage der Abfallwirtschaftsbetriebe in Niehl. Das Laub wird hier mit Biomüll vermischt. In der großen Rottehalle, einem 60 mal 240 Meter großen Bauwerk werden der Biomischung Mikroorganismen zugesetzt, den Abfall fressen, erläutert der Sprecher der Abfallverwertungsgesellschaft (AVG), Timo Dumuscheit. Die Ausscheidungen – insgesamt 100.000 Tonnen Biomüll, 1200 Tonnen stammen aus dem Laub – werden schließlich zu Kompost aufbereitet, die die AVG an Landwirte verkauft. „Bald werden sie wieder mit ihren Transportfahrzeugen vor unseren Hallen stehen“, sagt Dumuscheit. 20 Prozent des Laubs können übrigens nicht verwertet werden, weil es mit Schmutz verunreinigt ist.