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„Ich möchte nicht sterben“36-jährige Kölnerin über ihre Brustkrebs-Diagnose

Lesezeit 4 Minuten

Die Diagnose Brustkrebs war mit Mitte 30 ein Schock für Bedrana Mani

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal geht es um Bedrana Mani, die mit Mitte 30 die Diagnose Brustkrebs bekommen hat.
  3. In diesem Moment fiel eine Welt für die 36-Jährige zusammen. Wie sie diese Zeit vor rund einem Jahr erlebt hat, lesen Sie hier.

Köln – „Ich hab’ Zeit. Ich habe zu viel Zeit – leider!“, sagt die junge Frau, die ich auf der Zülpicher Straße anspreche. Die Art, wie sie „leider“ betont, macht mich neugierig. Als wir uns beim Cappuccino gegenübersitzen, erzählt sie, was sie in den letzten Monaten durchgemacht hat. „Darf ich fragen, wie alt Sie sind?“ – „Im Dezember werde ich 37“, erwidert Bedrana Mani. „Mein Gott, noch so jung!“ – Sie lächelt. „Ich kenne inzwischen viele Frauen, die um einiges jünger sind als ich. Auch 20-Jährige bekommen Brustkrebs. Das Schlimme ist, dass jede glaubt, mir kann das nicht passieren.“

Wenn man Bedrana Manis Unterarme betrachtet, weiß man, wofür ihr Herz schlägt. Katzen. „Eigentlich Raubkatzen“, sagt sie und schiebt den Blusenärmel hoch, damit man den Schneeleoparden besser sehen kann. Die Liebe zu Tieren hat auch ihren Wunsch geprägt, Tiermedizin zu studieren. Also kehrte sie 2015 ihrer Heimatstadt Köln den Rücken und begann das Studium in Gießen.

Verdickung an den Brüsten ertastet

Als sie im letzten Sommer vorm Spiegel ihre Brüste befühlte und eine Verdickung ertastete, blieb sie erst mal erstaunlich ruhig. Das Thema Brust sei früher ein leidvolles Thema gewesen, weil sie nämlich „so gut wie nichts“ vorzuweisen hatte und deshalb vor zehn Jahren eine Brustvergrößerung vornehmen ließ. Seitdem sei sie mit ihrem Körper im Einklang gewesen.

Um sicherzugehen, dass sie nichts Schlimmes gefühlt hatte, ließ sie sich dennoch einen Termin bei ihrer Gynäkologin geben, die nach einer Ultraschall-Untersuchung Bedranas Vermutung teilte: „Harmlos!“

Lange Wartezeiten bei Brustzentren

Ihr Vater, selber Arzt, riet jedoch zu einer genaueren Abklärung, woraufhin sie versucht habe, bei vier Brustzentren einen Termin zu bekommen. „Die Wartezeit betrug mindestens zwei Monate“. Über Verbindungen ihres Vaters habe sie schließlich überraschend schnell zur Untersuchung nach Hohenlind kommen können. „Meine Mutter hat mich begleitet“, sagt Bedrana Mani und schildert, wie die Ärztin erst die Brust abtastete und dann die Achselhöhlen, und wie sich dabei ihr Gesichtsausdruck veränderte. „Wenn die so guckt, ist es bestimmt was Schlimmes“, habe sie gedacht und angefangen zu weinen. „Tut mir leid, aber das gefällt mir nicht“, hörte sie die Ärztin sagen.

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Sofort wurde eine Biopsie veranlasst und durchgeführt. Dann hieß es warten. Zwei elend lange Stunden lang. „Da war ich schon total down und zu 90 Prozent sicher, dass ich keine gute Nachricht kriegen würde.“ Als sich die Vorahnung bestätigte, brach für Mani die Welt zusammen.

Operation, Chemotherapien und Bestrahlungen

Sie habe zunächst nicht einmal die Kraft gehabt, ihren Freund zu informieren und dann vor lauter Tränen kaum sprechen können. Vor ihrem inneren Auge sah sie Eltern und Bruder an ihrem eigenen Grab stehen; eine Vorstellung, die heute – nachdem sie die Operation, 16 Chemotherapien und 28 Bestrahlungen hinter sich hat – zu den schmerzhaftesten Momenten im Zusammenhang mit der Erkrankung zählt.

„Nehmen Sie mir die Brust ab. Nehmen Sie mir, wenn es sein muss, auch beide Brüste ab. Ich möchte einfach nicht sterben!“, bat sie, bevor sie am 13. September vergangenen Jahres, „ein Freitag, der Dreizehnte“, in den Operationssaal gefahren wurde.

Tumor und fünf Lymphknoten entfernt

Ich merke, wie ich tief durchatme. Mani lächelt. „Sie haben nur den Tumor und fünf Lymphknoten entfernt. Und es ist auch ein kosmetisch schönes Ergebnis.“ Dass sie auch noch durch die Zytostatika-Behandlung musste, erfuhr sie einen Monat nach der Operation.

Einen Tag nach dem Gespräch im Krankenhaus, ging sie zum Friseur und verließ diesen mit einem Kurzhaarschnitt. „Das war nicht so tragisch, den hatte ich früher schon mal.“ Und noch etwas stand auf ihrer To-do-Liste vor der OP: die Entnahme von Eierstockgewebe. Es wurde eingefroren, für den Fall, dass in ein paar Jahren der Wunsch nach einem Kind dominant werden sollte.

Übelkeit, Schwindel, Kraftlosigkeit

Schon nach der ersten Chemo-Behandlung fielen die ersten Haare aus. „Schlimm?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf, lächelt. Die fünf Monate mit der chemischen Keule seien rückblickend das Schlimmste gewesen. „Dagegen war die Operation ein Klacks!“ Sie habe sich ständig „wie bei einem ganz heftigen Kater“ gefühlt: Übelkeit, Schwindel, Kraftlosigkeit. „Haben Sie zwischendurch oft gedacht, dass Sie das alles nicht durchstehen?“  „Ich mach’ Schluss – also das habe ich nie gedacht. Ich habe mir schon gesagt, dass ich das schaffe. Aber dann schaut man in den Spiegel, sieht total scheiße aus und fühlt sich auch so.“

„Wer oder was hat Ihnen in dieser Zeit am meisten geholfen frage ich. „Meine Eltern. Meine Mutter war meine ständige Begleiterin“, sagt Bedrana, die heute sehr zuversichtlich nach vorne schaut und jeder Frau – auch jeder jungen – dringend rät, öfter mal bei sich zu fühlen.