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Wedding-Planer aus LeidenschaftDer Mann, der Brautpaare bremsen muss

Lesezeit 3 Minuten
Marvin Trevisi

Marvin Trevisi

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal geht es um Weddingplaner Marvin Trevisi.
  3. Der Kölner war schon als Kind von Hochzeiten fasziniert und hat ein Faible für romantische Locations und mehrstöckige Torten.

Köln – Das wichtigste vorab: Ich habe ein Date. Und zwar mit diesem jungen Mann, der mir heute Vormittag auf dem Weg zu seiner Arbeit im „Hard Rock Café“ über den Weg läuft. Wir werden uns wiedersehen, haben wir während unseres Kaffeegesprächs vereinbart, sobald im Fernsehen wieder eine Traumhochzeit übertragen wird. Wenn irgendwelche Royals sich das Ja-Wort geben, werden wir gemeinsam vor Rührung heulend auf dem Sofa sitzen. Versprochen!

Ich dachte bisher immer, so etwas könnte man nur mit Mädchen. Aber heute erfahre ich, dass Marvin Trevisi ebenfalls ein Faible für raschelnde Roben, romantische Locations und mehrstöckige Torten hat. Nach unserer Unterhaltung bin ich jedenfalls fest davon überzeugt, dass es keinen Geeigneteren für den Beruf des Wedding-Planners gibt, als den 29-jährigen Kölner, der sich vor kurzem tatsächlich nebenberuflich in dieser Dienstleistungssparte selbstständig gemacht hat.

Trevisi ist zu einem Viertel Italiener und spricht die Sprache seiner Großeltern perfekt, weil er früher jedes Jahr zum Sommerurlaub zu Oma und Opa nach Lecce gefahren ist. Später hat er in Südtirol Eventmanagement studiert. Allerdings habe er sehr früh gemerkt, dass es ihm riesigen Spaß macht, Familienfeiern zu organisieren oder Feste für Freunde zu planen. „Und ich war aufgeregt, wenn ich nur als Gast bei einer Hochzeit war.“

Mit der Oma vorm Fernseher die Traumhochzeiten verfolgt

Als vor 18 Jahren Máxima Zorreguieta und der damalige niederländische Thronfolger Prinz Willem-Alexander die Ringe tauschten, habe er „mit der Oma vorm Fernseher auf den ersten Kuss gewartet“ – „Wie süß“, sage ich. „Welcher Mann gibt das schon zu!“Events mit Emotionen, das sei genau sein Ding, betont Trevisi und erklärt mir im Schnelldurchlauf, weshalb der Job des Hochzeitsplaners beim vermeintlich schönsten Tag im Leben so wichtig ist. „Könnte das nicht genauso gut die Schwiegermutter organisieren?“, frage ich.

Trevisi lächelt. „Menschen, die dem Brautpaar nahestehen, wissen oft nicht, an welchen Schrauben man drehen muss, damit es ein perfektes Fest wird“ – „Geben Sie mal ein Beispiel“, sage ich. – „Wenn die Hochzeit bei 30 Grad im August stattfindet und Onkel Ulrich auf die Wahnsinnsidee kommt, das Paar solle einen fetten Baumstamm durchsägen...“ Wir lachen beide.

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„Worin liegt denn für Sie die größte Herausforderung?“, frage ich. „Das Schwierigste ist, die Vorstellung vom Brautpaar und das tatsächliche Budget unter einen Hut zu kriegen.“ Oft müsse er Brautpaare bremsen. „Kutsche fahren, Tauben fliegen lassen, Fototermin, Ehegelübde, drei Spiele, Hochzeitstorte und Feuerwerk – das genießt man dann nicht mehr.“ Das Gelingen eines Festes hänge maßgeblich von einer guten Planung ab. „Unter einem Jahr Vorlaufzeit würde ich nichts annehmen.“

Rückblickend nach ihrer Hochzeit befragt, räumten viele Eheleute ein, dass sie zwar schön gewesen sein, man es „aber nicht noch mal so machen“ würde. – Weshalb? – „Man hat viel Geld ausgegeben, aber nicht genossen. Oder es wurde am falschen Ende gespart.“ Ich nicke und denke an eine Hochzeit, bei der ein Bekannter des Paares die Musik aufgelegt hat. „Der größte Fehler, den man machen kann“, bestätigt Trevisi energisch meinen Eindruck.

Hochzeit in der Natur liegt im Trend

Mich interessiert, ob ungewöhnliche Orte – etwa die Seilbahngondel – besonders beliebt sind. Kopfschütteln. „Der Trend geht immer mehr in Richtung Natur. Gerne draußen am Rhein. Und auch eher intim und klein als groß und pompös.“ Das Thema Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sei auch bei Eheschließungen immer stärker spürbar. „Konfetti, Luftballons, das will kaum noch jemand.“

Da er schon als Kind gerne Gast bei Hochzeiten war, frage ich Trevisi abschließend, ob er den Eindruck habe, dass Glück abfärbe. „Ja, in der Tat. Das ist so eine Lebensfreude, die man in sich trägt.“