„Brutal ehrlich sein“Wie ein Kölner andere dazu bringt, Angst zu überwinden
- Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
- Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal ist sie auf den „abgebrochenen Theologen“ Carsten Fuchs getroffen.
- Der 51-Jährige hat ein Unternehmen gegründet, um anderen zu helfen, die eigene Angst zu überwinden. Wie das geht, lesen Sie hier.
Köln – Angesichts der wachsenden Menge an Menschen, die mit Trinkbechern in der Hand durch die City streift, hat sich in mir die Befürchtung verstärkt, wohl bald allein dazustehen mit dem Grundsatz: „Ein guter Kaffee hat ein Recht auf eine Tasse!“ Heute stoße ich im Belgischen Viertel allerdings auf einen Mann, der meinen Coffee-to-go-Vorbehalt teilt. Carsten Fuchs auf einen Cappuccino im Sitzen festzunageln, ist aber auch deshalb leicht, weil wir uns unweit seines Stammcafés „Caveedel“ über den Weg laufen, wo ich heute zum ersten, aber gewiss nicht zum letzten Mal gewesen bin.
Nachdem er mir ein wenig darüber erzählt hat, womit er sich beruflich befasst, bin ich ehrlich gesagt ganz froh, einem „abgebrochenen Theologen“, wie er es formuliert, gegenüberzusitzen. Wie ich erfahre, hat der 51-Jährige auch die Sozialpädagogik und andere Beschäftigungsfelder hinter sich gelassen, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Führungskräfte und Unternehmen mit Fragen konfrontieren
Bevor es dazu kam, hat Fuchs sich selber jedoch zunächst ein paar Fragen gestellt. Offenbar exakt die Fragen, mit denen er heute seine Kunden – vielfach Führungskräfte und Unternehmer – konfrontiert: „Weshalb gibt es Dich? Was möchtest Du auf dieser Welt machen und hinterlassen. Und wo möchtest Du mit Deinem Leben oder mit dem, was Du bist, hin?“
„Puh“, sage ich, atme tief aus und möchte wissen, wie hoch der Prozentsatz der Befragten ist, die dazu konkrete Aussagen machen können. Fuchs lächelt und bestätigt, dass ihn die meisten Menschen erst mal groß anschauten und einräumten: „Das weiß ich jetzt auch nicht so genau.“ Dabei gebe es kaum etwas Wichtigeres, als diese Fragen für sich beantworten zu können; beziehungsweise „ein klares Zukunftsbild zu haben und zu wissen, warum ich das mache, was ich mache“.
Die Zukunft erleben, die man sich wünscht
Voraussetzung dafür sei, dass man „brutal ehrlich zu sich selbst ist“, weil man sonst nicht auf den Grund komme. – „Brutal ehrlich zu mir selbst – das ist ja nicht so einfach“, stelle ich fest und schaue Fuchs in dem Moment bestimmt ein wenig hilfesuchend an. „Man braucht ein Gegenüber, um das besser hinzubekommen“, erklärt der Mann, der – wie ich bald erfahre – inzwischen sogar ein Buch darüber geschrieben hat, wie man die eigene Angst überwindet und genau die Zukunft erlebt, die man sich wünscht.
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„Aber die Zukunft ist doch kein Wunschkonzert“, wende ich ein. Fuchs lächelt erneut und sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass unser Denken die Welt formt. Und dass Zukunft nicht fertig ist, sondern durch das entsteht, was wir denken. Wenn Sie hingegen keine Entscheidung über Ihre Entscheidung treffen, fällen andere die Entscheidung für Sie.“
Kein Mut, in bestimmte Richtungen zu denken
Ich denke über den Satz nach. „Wir benutzten ja gerne die Formulierung, »es ist etwas passiert«. Wäre es richtiger zu sagen, »ich passiere»?“ – „Ja“, bekräftigt Fuchs. „Denn wenn nicht ich passiere, passiert es. Wer selber kein Bild von Zukunft hat, muss Menschen folgen, die dies haben.“
Die Crux sei, fährt der 51-Jährige fort, dass wir uns einfach nicht trauten, in bestimmte Richtungen zu denken. „Wir glauben nämlich nicht, dass das, was wir intuitiv in uns tragen, genauso wichtig ist, wie das, was wir gelernt haben. Wenn wir hingegen unserer Intuition vertrauen, passiert etwas Wunderbares.“
„Das glauben Sie?“ – Fuchs nickt. „Ich möchte Menschen Mut machen. Dass sie an sich selber glauben, und dass das Leben nicht grundsätzlich gegen sie ist und schlecht ist.“ – „Das klingt danach, als seien Sie sehr davon überzeugt, dass wir viel mehr können – auch gestalten können – als wir meinen.“ – „Wenn man genau weiß, was man tun will, wird sich der Platz finden, wo man es tun kann.“