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Kampagne „Identify me“Interpol fahndet nach Hinweisen zur Kölner „Moorleiche“

Lesezeit 3 Minuten
Wesley Neville, Spezialist für Gesichtsrekonstruktionen in den USA, bildete den Kopf der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch nach.

Wesley Neville, Spezialist für Gesichtsrekonstruktionen in den USA, bildete den Kopf der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch nach.

Interpol, Deutschland und weitere europäische Länder suchen bei der Kampagne nach den Namen von 46 toten Frauen – auch ein Kölner Fall ist dabei.

Mehr als 21 Jahre ist es her, als ein Pilzsammler im Sumpfgebiet Worringer Bruch die Leiche einer Frau gefunden hat. Teilweise war sie schon skelettiert, etwa ein Jahr hatte sie dort zuvor schon gelegen, so vermuteten Ermittler damals.

Nur die Kleidung der Frau war noch halbwegs erhalten: eine auberginefarbene Damensteppjacke, eine helle Jeanshose und ein schwarzer Rollkragenpullover. Die Obduktion ergab, dass die 20 bis 30 Jahre alte Frau vermutlich afro-asiatischer Herkunft war. Bis heute ist unklar, wer sie ist – und wer sie getötet hat.

Interpol fahndet nach 46 Frauenleichen

Der Fall beschäftigt die Kölner Polizei bis heute. Und nicht nur die: Auch die internationale Polizeiorganisation Interpol sucht im Rahmen der Aktion „Identify me“ nach Hinweisen auf die Frauenleiche. Nachdem die Aktion im Mai vergangenen Jahres mit dem Ziel gestartet wurde, 22 tote Frauen zu identifizieren, hat Interpol die Aktion nun ausgeweitet.

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Rekonstruktion der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch

Rekonstruktion der Frauenleiche aus dem Worringer Bruch

Gemeinsam mit der deutschen, belgischen, niederländischen, italienischen, französischen und spanischen Polizei sucht sie nun nach Hinweisen auf 46 Frauenleichen. Die meisten dieser Frauen wurden ermordet oder starben unter verdächtigen oder ungeklärten Umständen. Eine Frau wurde bereits 31 Jahre nach ihrem Tod identifiziert – eine Britin, deren Leiche 1992 in Belgien gefunden worden war, wie das Bundeskriminalamt mitteilte.

Auf der Kampagnenwebseite hat Interpol Gesichtsrekonstruktionen sowie Bilder von Schmuckstücken und Kleidung veröffentlicht, die bei den Frauen gefunden wurden. Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock: „Auch das kleinste Informationsstückchen kann entscheidend dabei sein, diese ungelösten Fälle aufzuklären.“ Die Öffentlichkeit könne der Schlüssel dazu sein, einen Namen und eine Vergangenheit zu finden und für längst überfällige Gerechtigkeit zu sorgen.

Rund 100 Hinweise zu Kölner Moorleiche

Neun der noch nicht identifizierten Toten waren in Deutschland gefunden worden. Darunter auch die Moorleiche aus Köln. Sie war schon beim Kampagnenstart im Mai Teil von „Identify me“. 2022 hat die Polizei Köln den Fall außerdem in der Ermittlungsgruppe „Cold Case“ neu aufgerollt, auch bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ wurde der Fall im vergangenen Jahr vorgestellt. 2003 hat der US-amerikanische Spezialist für Gesichtsrekonstruktion Wesley Neville anhand des Schädels ein aufwendiges Modell des Kopfes der Toten hergestellt. Mit ihm fahnden die Ermittler noch heute nach Hinweisen zu der Frau.

Der Durchbruch blieb bisher allerdings aus. „Wir haben seitdem rund 100 Hinweise erhalten. Bisher gibt es aber leider keinen neuen Stand“, sagt Manfred Weber, Leiter der Abteilung Cold Cases bei der Polizei Köln.

Durch die internationale Aufmerksamkeit, die der Fall durch die Interpol-Kampagne erfährt, könnten auch Menschen aus anderen Ländern erreicht werden, die die Frau gekannt haben, sagt Weber. „Es ist ja immer noch nicht ganz klar, woher sie stammt. So schnell geben wir jedenfalls nicht auf.“