Wie eine SPD-Anfrage im Landtag ergab, haben nur zwei Prozent der Kölner Kitas bis 18 Uhr geöffnet. Für Randzeiten finden Eltern kaum ein Angebot.
Nur 15 von 700 EinrichtungenKaum Kitas in Köln bis zum Abend geöffnet – Lage für berufstätige Eltern oft prekär
Verlässliche Kinderbetreuung sind für die Kölner Familien essenziell für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das hat die von der Stadt Köln durchgeführte aktuelle Befragung von knapp 50.000 Haushalten mit Kindern nochmal eindrucksvoll belegt: Bei den Paaren und Alleinerziehenden, die sich an der Befragung beteiligt haben, lag die Erwerbsquote bei 90 Prozent. Der Anteil der in Vollzeit beschäftigten Frauen lag bei 28 Prozent, die der Alleinerziehenden bei 41 Prozent. Die Sozialforscher folgerten aus der Erhebung den klaren Auftrag an die Politik, sich als fundamentale Voraussetzung für die Berufstätigkeit von Eltern verstärkt um die verlässliche Gewährleistung der öffentlichen Kinderbetreuung zu bemühen. Ihr Appell: Die zugesicherten Betreuungszeiten in den Kitas einhalten und sie flexibel auszuweiten.
Die nordrhein-westfälischen Kitas sind allerdings noch weit davon entfernt, die Bedarfe berufstätiger Familien zu erfüllen – vor allem, wenn die Arbeitszeit der Eltern in die Randzeiten fällt: Von den 696 Kölner Kitas haben lediglich 35 Kitas bis 17 Uhr oder länger geöffnet. Das zeigt die Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der SPD. Bis 18 Uhr haben lediglich 15 Kölner Kitas geöffnet. Das Gros der Kölner Kitas – nämlich 446 an der Zahl – schließen um 16.30 Uhr. Weitere 47 Kitas schließen bereits um 16 Uhr ihre Türen. „Unsere kleine Anfrage hat gezeigt, dass sich in Randzeiten in Köln kaum ein Kita-Angebot finden lässt“, kritisierte die Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Lena Terschlade.
Die meisten Kölner Kitas öffnen um 7.30 Uhr
Noch schwieriger ist die Lage für Eltern, die auf einen frühen Arbeitsstart angewiesen sind: „Auch wenn immerhin fünf Kölner Kitas ihre Pforten bereits vor 7 Uhr öffnen, kann von einer Flexibilisierung der Öffnungszeiten nicht die Rede sein“, so Terschlade. Mit 474 Kitas öffnet die weit überwiegende Zahl der Kölner Kitas um 7.30 Uhr. 40 Einrichtungen nehmen sogar erst um 8 Uhr ihren Betrieb auf. Dabei ist die Betreuungssituation in den Randzeiten in den nordrhein-westfälischen Städten durchaus unterschiedlich: In Dortmund etwa öffnet mehr als zwei Drittel der dortigen Kitas bereits um 7 Uhr, in Bochum sind es sogar knapp 70 Prozent aller dortigen Kitas.
Der Landestrend zeigt allerdings, dass immer mehr Einrichtungen in ganz Nordrhein-Westfalen die Kita-Tür früher schließen. Bezogen auf die Zahlen des gesamten Bundeslandes hatten bei der letzten Erhebung aus dem Vorjahr noch 65 Prozent der Kitas nicht vor 16.30 Uhr geschlossen. Dieser Wert ist in der aktuellen Erhebung um drei Prozentpunkte zurückgegangen.
Die Zahl der Schließungstage in den Kölner Kitas steigt
Hauptgrund für die fehlende Flexibilisierung im Sinne von Kindern und Familien ist nach Ansicht der SPD die fehlende Grundfinanzierung durch die Landesregierung. „Die Kitas in NRW schieben Defizite im dreistelligen Millionenbereich vor sich her. Um nicht den Weg in die Insolvenz zu gehen, reduzieren viele Träger beim Personal. Das wirkt sich auch auf die Öffnungszeiten aus“, analysiert die Kölner SPD-Abgeordnete Carolin Kirsch.
Verschlechterungen zeigen sich ebenfalls bei den Schließtagen. Durchschnittlich sind Kitas in NRW aktuell an 22,5 Tagen im Jahr geschlossen. Im Vorjahr waren es noch 22,3 Tage. „Damit schließen die Kitas nicht nur häufiger als im Vorjahr, sondern auch öfter als noch im Jahr 2017. Da waren es im Schnitt 21,6 Tage“, sagt Carolin Kirsch. Über 2000 NRW-Kitas kamen in diesem Jahr sogar auf 25 Schließtage. Bei diesen Schließtagen sind die krankheitsbedingten Schließungen noch nicht mitberücksichtigt, die ebenfalls deutlich zugenommen haben. Im März mussten nach Angaben der SPD im Landtag insgesamt 3142 der 10.830 Kitas eine Personalunterdeckung melden. Im Vormonat waren es sogar 3429 Einrichtungen. Dabei geht diese Unterdeckung in Köln sehr häufig mit weiteren Einschränkungen der Öffnungszeiten einher.