Köln – Riesig war die Warteschlange, die sich am Freitag gegen halb elf über die Domplatte und darüber hinaus hinzog, bis zur Straße Margarethenkloster. Die Menschen standen an, um sich im Dreikönigensaal des Doms neben der Domschatzkammer gegen Covid-19 impfen zu lassen. Mit der besonderen Impfaktion, bei der zwei Ärzte, zwei Ärztinnen und neun Assistenten im Einnsatz waren, „möchten wir als Kölner Dom unseren Beitrag dazu leisten, noch mehr Menschen aus der immer noch großen Gruppe der Ungeimpften zu erreichen“, sagte Dompropst Guido Assmann.
Der 57-Jährige ging mit gutem Beispiel voran: Unter den Augen zahlreicher Medienvertreter ließ er sich von HNO-Ärztin Angelika Sprüth-Meister mit dem Vakzin von Biontech boostern - „am eigenen Arbeitsplatz“, wie er sagte. „Mit der Geburt Jesu, die wir an Weihnachten feiern, hat Gott seine Liebe und Fürsorge für uns Menschen gezeigt”, so Assmann: „Indem wir uns impfen lassen, schützen wir nicht nur uns selbst, sondern können auch Menschenleben retten.” Die Impfung sei unbestreitbar das wirksamste Mittel gegen die Pandemie, unter der alle Altersgruppen leiden würden, von Jugendlichen, „die ihre Jugend verlieren“, bis zu alten Menschen, die „alleine zuhause sitzen und vereinsamen“.
HNO-Arzt: Aktion ist „tollste Demo, die man sich wünschen kann“
„Das hier ist großes Kino und gibt eine gute Nachricht“, sagte HNO-Arzt Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der mit Sprüth-Meister die Impfaktion leitete. Im Gegensatz zu Protesten von Impfgegnern sei dies „die tollste Demo, die man sich wünschen kann“. Sie passe zur Kirche als „Ort des Zusammenkommens“, als Ort, wo man füreinander da sei. Erst-, Zwei und Booster-Impfungen wurden angeboten; Letztere wurden weitaus am häufigsten verabreicht. „Ich hatte zwei Termine in Praxen, und beide wurden wegen Mangel an Impfstoff abgesagt“, erklärte eine 42-Jährige, weshalb sie hier zum Boostern anstand.
„Je früher, desto besser“, sagte eine 44 Jahre alte Frau aus Frechen, die nicht bis zum Januar-Termin bei ihrem Hausarzt warten mochte. „Weil ich Biontech haben wollte“, sagte eine 62-Jährige aus Kalk auf die Frage, warum sie an der Aktion teilnahm. Der Impfstoff von Moderna komme für sie keinesfalls in Frage. Warum, blieb schleierhaft. Am liebsten hätte sie – gegen den Rat von Experten zur Kreuzimpfung - zum dritten Mal das Astrazeneca-Vakzin bekommen, „weil ich mich damit sicher fühle“. Die freie Zeit am Heiligen Abend hatte einen 22-Jährigen aus Porz hergebracht.
An anderen Orten lange Booster-Wartezeiten
Wegen seiner Arbeit habe er sonst kaum die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. In Berlin, wo er studiert, sei er an der Suche nach einer Booster-Impfmöglichkeit vor Ablauf von fünf Monaten „verzweifelt“, äußerte sich ein 28 Jahre alter Mann. Er nutzte den Besuch bei seinen Eltern in Köln, um im Dom die Drittimpfung zu bekommen - vor dem 27. Dezember: „Dann fliege ich nach Spanien.“
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Am Ende waren rund 600 Dosen verimpft; in zehn Prozent der Fälle bei Erstimpfungen. Jede geimpfte Person bekam eine Kerze, die sie im Dom oder zuhause anzünden konnte.