Raub in Köln-Nippes„Pink Panther“-Mitglied nach fünf Jahren auf der Flucht verhaftet
Köln – Der Überfall war so brutal wie ergiebig für die Täter: Vier Männer stürmten an diesem Dienstagnachmittag im Mai 2016 mit Kalaschnikows bewaffnet ein Juweliergeschäft auf der Nippeser Wilhelmstraße. Den Ladeninhaber sollen sie mit rosafarbenen Handschellen gefesselt haben und unter anderem Goldschmuck im Wert von mehr als 100.000 Euro erbeutet haben. Anschließend flüchteten die Täter mithilfe eines Komplizen, der draußen in einem Auto mit laufendem Motor wartete. Den Fluchtwagen fand die Polizei kurze Zeit später in einem Innenhof an der Neusser Straße. Die Täter sollen allesamt Mitglieder der international tätigen, berüchtigten Räuberbande „Pink Panther“ sein.
Die Ermittler fahndeten mehr als fünf Jahre nach den Männern, baten im vergangenen Jahr schließlich in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ um Hinweise aus der Bevölkerung. Trotzdem fehlte seither jede Spur von ihnen. Bis jetzt.
Juwelier in Sülz überfallen
Ende September wurde – wie Staatsanwaltschaft und Polizei nun mitteilten – ein mutmaßlicher Tatbeteiligter verhaftet. Die spanische Polizei machte ihn am Flughafen von Barcelona bei der Passkontrolle ausfindig und lieferte ihn kurze Zeit später an die deutschen Behörden aus. Der 33-jährige Kroate sitzt nun in Untersuchungshaft. Er soll im Sommer 2015 auch beteiligt gewesen sein an einem weiteren Raubüberfall auf einen Juwelier in Sülz, außerdem an einem Überfall auf einen Geldtransporter im Oktober 2016 in Esslingen bei Stuttgart. Der Haftbefehl lautet auf gemeinschaftlichen schweren Raub und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in zwei Fällen.
Am 17. Juli 2015 fand der erste Überfall statt, den der nun Verhaftete mit einem Komplizen begangen haben soll. Zwei Männer sollen damals an einem heißen Freitagvormittag einen Juwelier an der Zülpicher Straße zu Boden geschlagen und Schmuckstücke aus der Auslage gestohlen haben. Nach einer Rangelei mit dem Ladenbesitzer flüchteten die Täter auf Fahrrädern. Die Polizei leitete eine Großfahndung ein – ohne direkten Erfolg.
Entscheidender Hinweis kam aus der Schweiz
Den entscheiden Hinweis gaben nun Ermittler aus der Schweiz. Der führte zu umfangreichen, teils verdeckten Ermittlungen im Ausland und zur Identifizierung des Tatverdächtigen. Die mutmaßlichen Komplizen der drei Überfälle sind nach Angaben der Ermittler allerdings noch nicht zweifelsfrei identifiziert. Nach ihnen wird weiterhin – unter anderem mit Bildern aus einer Überwachungskamera in der Wilhelmstraße – gefahndet.
Der international tätigen Verbrecherbande „Pink Panther“ sollen weltweit mehrere hundert Mitglieder angehören. Dutzende, womöglich hunderte Überfälle in Asien, Europa und dem nahen und mittleren Osten – meist auf Schmuckgeschäfte und Geldtransporter – sollen auf ihr Konto gehen. Angaben darüber, welche Summen sie insgesamt schon erbeutet haben, schwanken, liegen aber vermutlich bei mehreren hundert Millionen Euro.
Die Mitglieder der Gruppe, die einst in Südosteuropa entstanden war, gehen bei ihren Taten mitunter brutal vor. So fuhren vor etwa einem Jahr auf der Düsseldorfer Königsallee die Täter in die Scheibe eines Schmuckgeschäfts, setzten den Wagen zurück, drangen durch die kaputte Scheibe in den Laden ein und erbeuteten Uhren im Millionenwert.
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Ebenfalls im vergangenen Jahr wurde ein mutmaßliches Mitglied am Kölner Landgericht wegen zweifachen schweren Raubes zu sechs Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der 47-Jährige hatte im Dezember 2007 unter anderem mit einer Pumpgun bewaffnet ein Juweliergeschäft in der Innenstadt überfallen und Uhren im Gesamtwert von rund 1,34 Millionen Euro erbeutet. Der Prozess fand unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt.