Lena Jacobi ist die erste Frau an der Uni Köln, die einen Master-Abschluss in Informatik absolviert hat. Warum der Fachbereich wächst.
Informatik wird weiblicherErste Absolventin an der Uni Köln – Neuer Bachelor eingeführt
In ihrer Freizeit verbringt Lena Jacobi so viel Zeit wie möglich draußen. Statt am Computer zu sitzen und an Programmen zu tüfteln, geht sie lieber Fahrradfahren, spielt Spikeball oder trifft sich mit Freunden zum Kochabend. Vor dem Studium war sie mit ihrem Freund über zwei Jahre auf Weltreise. Sie erfüllt nicht gerade das Klischee des Informatikers, der sich eher abschottet und permanent am Rechner programmiert. Mit diesem Stereotyp des Nerds hat sie auch im Studium an der Universität zu Köln nicht viel Berührung gehabt.
„Es ist schwierig, etwas darüber zu sagen, denn die Leute, die das Klischee erfüllen, sieht man nicht so oft“, sagt die 27-Jährige. Wir treffen sie an einem heißen Tag im August. Am Albertus-Magnus-Platz spricht sie über ihren Start ins Berufsleben und ihr gerade abgeschlossenes Master-Studium in Informatik. Jacobi ist nach Einführung des Studiengangs zum Wintersemester 2022/23 die erste Absolventin im Fach Informatik. Ein neuer Bachelor-Studiengang startet zum kommenden Wintersemester, also in etwa drei Wochen.
Uni Köln: Informatik viele Jahre nur ein Nebenfach
Viele Jahre war das Fach nur als Nebenfach studierbar, sagt Alexander Apke, Informatik-Dozent. „Typischerweise als Nebenfach in den Mathematikstudiengängen. Die Fachbereiche Mathematik und Informatik sind auch in einem gemeinsamen Department organisiert. Die Professuren der Informatik waren daher inhaltlich zumeist der Theoretischen Informatik zuzuordnen.“ Um vollwertige Informatik-Studiengänge anbieten zu können, sei zunächst der Fachbereich ausgebaut worden. Von vier Professoren sei die Anzahl der Professuren auf mittlerweile 14 gestiegen, so Apke.
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Auch Lena Jacobi ist im Bachelor mit dem Hauptfach Wirtschaftsmathematik und im Nebenfach mit Informatik gestartet. Von Anfang an hatte sie dort ihre Mädels-Gruppe. Dass die Informatik traditionellerweise eine Männerdomäne ist, entspricht nicht ihrer persönlichen Erfahrung. „Auch bei meiner Arbeit sind wir richtig viele Frauen im Team“, erzählt Jacobi.
Das sei auch mit einer der Gründe gewesen, weshalb sie nach ihrem Abschluss und nach ihrer Zeit als Werkstudentin dort übernommen werden wollte. „Auch hier hatte ich Glück. Ich finde es richtig gut.“
Jacobi arbeitet als Software-Entwicklerin. Sie stellt Softwares für Versicherungen her. „Versicherungen brauchen die Softwares, um ihre Daten verarbeiten und speichern zu können. Wenn zum Beispiel der 80-jährige Hans seine Adresse ändern möchte, kann er durch unsere Software seine neue Adresse angeben. Diese wird dann überall aktualisiert“, sagt Jacobi.
Informatik an der Uni Köln: Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt steigt
Apke vom Fachbereich Informatik sieht die gestiegene Nachfrage an Informatik-Studiengängen in der Digitalisierung der Arbeitswelt begründet. „Immer mehr Unternehmen sind auf IT-Lösungen angewiesen. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass die rasante Entwicklung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing und Cybersecurity nicht nur den Bedarf an spezialisierten Fachkräften in diesen Bereich erhöht, sondern die mediale Präsenz dieser Themen auch bei Schülerinnen und Schülern das Interesse für das Fach weckt.“
Für den noch nicht gestarteten Bachelor haben sich laut Apke 800 Personen beworben. Es können jedoch nur maximal 61 aufgenommen werden. Im Master seien derzeit 62 Studierende eingeschrieben, davon 17 Frauen. „Das entspricht einem Prozentsatz von 27,5. Das ist sicherlich noch ausbaufähig, aber immerhin liegen wir damit deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt“, sagt Apke und verweist auf eine Statistik des Statistischen Bundesamts. Demnach lag der Frauenanteil in der Informatik im Jahr 2023 noch bei 22,5 Prozent. Zum Vergleich: 2008 lag er noch bei 15,1 Prozent.
Studienbedingungen an der Uni Köln nicht immer gut
An der Uni Köln hat sich Lena Jacobi wohlgefühlt. An dem Master habe sie grundsätzlich „nichts auszusetzen“. „Klar hat man gemerkt, dass der Master neu anläuft, dass alles einfach noch nicht so eingespielt ist. Ein paar Dozierende mehr wären noch schön, um mehr Angebot und Wahlmöglichkeiten zu haben.“ Die Studienbedingungen waren nicht immer gut. „Von der Bibliothek für Informatik und Wirtschaftsinformatik waren wir begeistert, doch in der USB muss man gefühlt um sieben Uhr da sein, um noch einen Steckdosen-Platz für den Laptop zu bekommen.“
Jacobi kommt gebürtig vom Bodensee. „Als Kind wollte ich Lehrerin werden. Das wäre jetzt gar nichts mehr für mich.“ Software-Entwicklung, Künstliche Intelligenz – ihre berufliche Zukunft liegt in diesen Berufsfeldern. „Man hat hier schon gute Chancen.“