Der deutsche Singer-Songwriter geht auf Tour und spricht über sein neues Album, Köln und sein neues Hobby Tischlern.
Sänger Joris im Interview„Es war im Club Underground, als ich mich in Köln verliebte“
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Joris neues Album „Zu viel Retro“ erscheint am Freitag, 14. Februar. Am 20. März spielt er in der Live Music Hall in Köln.
Copyright: Luis Jantsch
Zurück an den Anfang und sich seiner musikalischen Wurzeln zurückbesinnen, dort im Studio in Berlin-Weißensee, wo er seinen ersten Hit „Herz über Kopf“ von 2015 aufnahm: Nach vier Jahren Pause meldet sich der deutsche Popsänger und Liedermacher Joris mit einem neuen Album zurück. „Zu viel Retro“ erscheint am heutigen Freitag (14. Februar). „Die Corona-Phase hat vieles in unserer Branche infrage gestellt, was vorher selbstverständlich für mich war: nämlich mit meiner Band Abend für Abend Konzerte zu geben“, sagt Joris im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Irritation über die teils „absurden“ coronakonformen Konzerte, die der 35-Jährige wie viele seiner Kollegen gab, sitzt noch immer tief. „Danach brauchte ich eine Pause.“ Doch diese Jahre haben die Branche wiederum auf den Kopf gestellt. Da wäre zum Beispiel das Thema KI: „Ein Freund zeigte mir einen Song, und ich konnte nicht den Unterschied zwischen einem professionellen Song und einem mittelmäßigen KI-Song erkennen: Das hat mich ziemlich desillusioniert.“
Neues Album von Joris: Zwischen Sorge und Zuversicht
Für Joris, der bürgerlich Joris Ramon Buchholz heißt, war klar: Ich will der Musiker sein, der ich bin, mit Band und Instrumenten. Also habe er beschlossen: „Ich gehe in das Studio zurück, wo ich mein erstes Album aufgenommen habe und spiele da live mit meiner Band meine Songs ein. Das ist nicht der Ansatz von 2025, ganz im Gegenteil, sondern ziemlich retro.“
Das Leben habe ihm dabei den Stoff für die Platte geliefert: Joris hat sich zwischen Kleinfamilie, gesundheitlichen Herausforderungen im nahen Umfeld und als Leiter seiner Musikprojekte hin- und hergerissen gefühlt. Stets die Fassung zu wahren sei nicht einfach gewesen, so erzählt er es.
Da ist der Song „Eigentlich“: „Der Ruhepol in der Mitte des Albums, ich saß abends im Studio und der Text kam nur so angeflogen und ich habe ihn runtergeschrieben.“ Oder die Single „Das Leben ist“: „Da ist eine positive Energie drin, das ist sehr lebensbejahend.“ Überhaupt sei die Platte von dem Grundgefühl durchgezogen, dass das Leben, „von dem ich glaube, dass wir nur eins haben, wunderschön ist.“
Das Album ist poppig, mit hörbarem Gitarren- und Bandsound, mal nachdenklich, mal beschwingt, mal traurig, dann wieder hoffnungsvoll, es geht um Liebe, Trennung, Erschöpfung. „Spring!“ bedient sich elektronischer Sounds und ist tanzbar, die Botschaft: Spring dich zurück ins Leben, mach Schluss mit der Unordnung, der Einsamkeit.
Wie das Publikum auf seine neuen Songs reagiert, wird Joris im März erfahren, wenn seine Tour losgeht. Den Auftakt bildet am 20. März sein Konzert in der Live Music Hall in Köln. Der bei Bielefeld aufgewachsene Musiker hat zu Köln eine besondere Beziehung. Zuletzt nahm er mit Cat Ballou den Song „Wasser im Rhing“ auf. „Die haben im März dann ihre Karnevalssaison hinter sich und ich hoffe, wir treffen uns dann. Auch freue ich mich, viele Freunde im Backstage oder auf einen Kaffee in Köln zu treffen.“
Joris erster Köln-Auftritt im Underground
Unvergessen sei sein erster Auftritt überhaupt in Köln am 1. Mai 2015. „Es war im Underground, als ich mich in Köln verliebte. Wir sind nach dem Tanz in den Mai da angekommen, haben aufgebaut, und als ich auf diese Bühne ging, dachte ich, ich klebe fest, die war dermaßen vollgeklebt. Erst klebte ich an dieser Bühne, und dann an Köln.“ Das sei „ungelogen“ der „lauteste und krasseste Abend“ auf dieser ersten Tour gewesen.
„Köln ist eine fantastische, bunte, feierwütige Stadt. Dort sind jedes Mal mit meine besten Konzerte. Ich freue mich“, so Joris. Auch darauf, endlich den Applaus einzuheimsen und die Wertschätzung, die ihn daran erinnern, warum er eigentlich tut, was er tut. „Ich wollte immer Musik machen, doch das tue ich verhältnismäßig wenig als Musiker. Es gibt schöne Phasen wie auf Tour und auf der Bühne zu sein, aber man muss sich daneben permanent selbst zur Schau stellen auf irgendwelchen Plattformen, wo es nicht primär um Musik geht. Da mache ich mir meine Gedanken, ob es auf Dauer das ist, worauf ich Lust habe.“
Doch einen Ausgleich hat er seit der Pandemie für sich gefunden: das Tischlern. „Ich arbeite unglaublich gern am Holz, nach einem Tag falle ich K.O. ins Bett und sehe, was ich erreicht habe. Früher dachte ich, ich hätte zwei linke Hände. Es ist einfach angenehmen, dass es etwas gibt, wo nur ich eine Meinung zu habe.“
Joris, Donnerstag, 20. März um 20 Uhr in der Live Music Hall, 49,95 Euro