„Sie ist, bei aller Liebe, anstrengend“Kai Wiesinger weiß, was Familie zusammenhält

Kai Wiesinger
Copyright: Uwe Weiser
- In seinem neuen Buch „Liebe ist das, was den ganzen Scheiß zusammenhält“ erzählt der bekannte Schauspieler Familiengeschichten – eine Mischung aus selbst Erlebtem und Gehörtem.
- Seit 2014 ist Kai Wiesinger mit der Schauspielerin Bettina Zimmermann liiert, das Paar hat einen gemeinsamen Sohn und lebt in Potsdam.
- Im Gespräch berichtet er, warum die Liebe zur Partnerin im Familienalltag zur Herausforderung wird.
Köln – Sie stellen in Köln Ihr neues Buch vor, was verbindet Sie mit Köln?
Ich verbinde mit Köln schöne Erinnerungen an sehr viele Dreharbeiten, in allen möglichen Hallen und Studios. Für die ganze Branche ist die Stadt, glaube ich, einer der schönsten Dreh- und Angelpunkte.
Sie schreiben in ihrem Buch über die Liebe, die alles zusammenhält. Ewige Liebe kann man hier in Köln an Schlössern an der Hohenzollernbrücke sehen – glauben Sie an die ewige Liebe, Herr Wiesinger?
Also ich glaube, dass die Liebe zu Kindern naturgegeben bedingungslos ist, und zu jedem anderen Menschen ist Liebe immer an gewisse äußere Umstände und Bedingungen gebunden. Meine Idealvorstellung ist, dass man als Eltern zusammenbleibt, immer für die Kinder da ist, und trotzdem verliebt in seinen Partner oder seine Partnerin bleibt.

Schauspieler, Regisseur und Autor: Kai Wiesinger
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Sie sind eigentlich Schauspieler und haben jetzt Ihr zweites Buch veröffentlicht – wie sind Sie dazu gekommen?
Ich hatte Lust, solche Geschichten zu erzählen, wie ich es jetzt gemacht habe, die stroboskopartig zwanzig Jahre Familienleben und Momentaufnahmen aufzeigen, und sich wie ein Fotoalbum entwickeln. Ich habe Geschichten aus meinem eigenen Leben vermengt mit Dingen, die ich beobachtet, die ich gehört, und die ich teilweise recherchiert habe. Also welche Themen spielen eine Rolle bei langen Beziehungen und wie verändert sich das Leben eines Paares im Familienalltag – von der Geburt des ersten Kindes bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Kinder aus dem Haus sind und man fragt sich, was haben wir eigentlich noch für eine Basis als Paar?
Das wollte ich reflektierend und so erzählen, dass man sich nicht allein fühlt, auch wenn man manchmal unpopuläre Gedanken hat, wie etwa, dass man sich auf Montag freut, wenn die Kinder aus dem Haus gehen und man wieder Zeit für sich hat.
Wiesinger: „Familie birgt die große Gefahr, als Paar verloren zu gehen“
In ihrem neuen Buch „Liebe ist das, was den ganzen Scheiß zusammenhält“geht es um Familienleben, Liebe und Partnerschaft. Warum war es Ihnen wichtig, über diese Themen ein Buch zu schreiben?
Was es auf den Punkt bringt ist, dass wir uns oft nicht eingestehen, wie schwierig es ist, Familie zusammenzuhalten und dass Familie, bei aller Liebe, anstrengend ist. Sie fordert sehr viele Kompromisse und Eingeständnisse von jedem, um allen gerecht zu werden und andererseits ist man mit der Frage konfrontiert: wie schaffe ich es, in diesem Konstrukt Familie und Eltern auch als Paar zu überleben? Denn Familie birgt eine große Gefahr, als Paar verloren zu gehen.
Apropos Paar: Wie viel Zeit bleibt denn im alltäglichen Familienleben für Zweisamkeit mit der Partnerin?
Viel zu wenig. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, man muss sich sehr aktiv darum kümmern, dass es diese Zeit für Zweisamkeit gibt, weil man einfach immer genug anderes zu tun hat und man sich selbst ja immer hinten anstellt.
Wiesinger: „Auszeiten mit dem Partner sind ein Muss“
Sich bewusst mit dem Partner oder der Partnerin Zeit für Zweisamkeit zu nehmen, empfinden Sie also als wichtig?
Ja, das ist der zentrale Punkt. Man muss sich unbedingt Auszeiten zusammen mit dem Partner nehmen. Ich sehe viele Paare, die das sehr gut machen, die sich wirklich feste Termine planen – es sollte im Familienleben eine Bedingung sein, dass man sich als Eltern auch Zeit zu zweit nimmt. Dass es Abende gibt, an denen man sich eben nicht als Eltern wahrnimmt, sondern als Paar – ich glaube, das ist ein totaler Jungbrunnen für jede Beziehung.
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Wie hat Ihre Bekanntheit die Veröffentlichung Ihres Buches beeinflusst?
Ich kann mich nicht hinter der Schauspielerei verstecken, aber es war auch nicht meine Idee, auf dem Buchcover abgebildet zu werden – aber es wäre ja auch dumm, es nicht zu nutzen, und damit eine gewisse Startposition zu schaffen. Ansonst gilt: entweder ich habe die Qualität und das Niveau erreicht, um ein Buch so zu veröffentlichen, oder eben nicht. Ich möchte in keinem Fall, dass man sagt, „gut, der kann nicht schreiben, aber wir drucken es aufgrund seiner Bekanntheit“.
Das ist dem Verlag sehr, sehr klar gewesen, dass wir mit den gleichen Qualitätsmaßstäben messen müssen und wollen wie bei jedem anderen Autor auch. Für mich steht aber absolut im Vordergrund, dass das, was ich da schreibe, den Leserinnen und Leser gefällt und sich viele Menschen in den Kurzgeschichten meines Buches wiederfinden können.