Köln-Südstadt – „Dä längste Desch vun Kölle“ zog sich am Wochenende von der Severinstorburg bis zur Severinsbrücke als sei es nie anders gewesen. Am Samstag um 11 Uhr ging das Veedelsevent nach zweijähriger Corona-Pause zum 41. Mal an den Start, ansässige und angereiste Anbieter verwandelten die Severinstraße in eine Schlemmer- und Shopping-Meile.
Wenig später kündigte Moderator Larry Rieger die Jugendtanzgruppe Kölsche Greesberger als ersten Programmpunkt auf der Bühne vor der Severinskirche an. Ihre Choreographien zu „Raderdoll“, „Kölsche Nächte“ und „Kölsche Fiesta“ brachten das Publikum mühelos in Feierstimmung. „De Vajabunde“ und Volker Dahmen taten es ihnen mit kölschen Schlagern gleich.
Großes kulinarisches Angebot in der Kölner Südstadt
Bei der offiziellen Eröffnung um 14 Uhr traten dann die Akteure und Unterstützer des Straßenfests auf die Bühne. Bürgermeister Ralf Heinen, Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und Karl-Heinz Walter, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Severinsviertel (IGS), freuten sich über das Wiedererwachen der Tradition.
Die Interessengemeinschaft bestehe seit 1978, „Dä längste Desch vun Kölle“ habe der IGS 1980 zum ersten Mal veranstaltet, erzählte Karl-Heinz Walter. In diesem Jahr seien um die 120 Anbieter mit dabei. Besonders erfreulich fand er, dass das Gros der Teilnehmenden aus ortsansässigen Geschäftsleuten bestand. Organisator Wilhelm von der Gathen, Geschäftsführer von Werbepraxis von der Gathen, schätzte die Teilnahme der Ansässigen auf über 60 Prozent. Tatsächlich waren viele der Stände auf den Gehwegen zu den dahinter liegenden Restaurants, Bars und Läden. Geboten wurde vor allem Kulinarisches.
„Unsere Wurst schmeckt auch ohne Senf“
Im Zelt vor Werner’s Metzgerei beispielsweise garte das hauseigene Team Riesengrillwürste, Nackensteaks und Pulled Pork. Seit den 90ern mache der Betrieb beim Straßenfest im Severinsviertel mit, erklärte Filialleiterin Esmeralda Purak. Kollegin Luise Kreth brachte die Vorteile des Straßenfests für die Metzgerei auf den Punkt. „Beim längsten Desch vun Kölle haben wir die Möglichkeit, uns noch bekannter zu machen“, sagte sie und nannte auch gleich die Vorzüge ihrer Produkte. Das Fleisch stamme aus der Region, bei den Wurstkreationen kämen nur beste Gewürze zum Einsatz. „Unsere Wurst schmeckt auch ohne Ketchup und Senf“, sagte sie und ermunterte die Kundschaft, sie zunächst einmal pur zu kosten.
Glasbläser Oguz Ōzdemir dagegen gehörte zu den angereisten Anbietern. Beim Straßenfest in Ehrenfeld sei er gerade erst gewesen, berichtete er. Auf dem Weihnachtsmarkt auf Schloss Merode, in Düren, selbst auf Märkten in Holland und der Schweiz war er schon mit seinen bunten Schmuckstücken, Einhörnern, Herzen und anderen gläsernen Deko-Ideen vertreten. Das Besondere an seinem Stand: Man konnte ihm bei der Fertigung seiner Artikel zusehen und auf Wunsch auch selbst Hand anlegen. Doch längst nicht alle Stände auf der Severinstraße hatten klare Verkaufsabsichten. In manchen Zelten gab es vor allem Informatives.
Helen Hardtke und Anne Flemig machten am Stand des Kölner Husaren-Korps Werbung für ihren Verein. „Wir suchen Offiziere sowie Damen und Herren für unser gemischtes Korps“, erklärte Damenkorps-Präsidentin Helen Hardtke. Mit einer Damensitzung, einer Prunksitzung und der „Ärm Lück Sitzung“ zeige sich der Karnevalsverein gut aufgestellt. „Zwei Jahre ist alles zum Erliegen gekommen“, meinte Anne Flemig. „Wir sind hier, damit die Menschen sehen, dass wir auch als kleiner Familien-Traditions-Verein engagiert sind.“
Über die Zukunft des Straßenfests muss sich die IGS offensichtlich keine Sorge machen, der enorme Besucherstrom durch das Vringsveedel bestätigte die Beliebtheit auch nach der Corona-Zwangspause. Und die Interessengemeinschaft, die bisher vor allem aus Geschäftsleuten besteht, ist offen für Neues. „Wir wollen die Interessengemeinschaft für alle Leute guten Willens öffnen, die etwas für das Severinsviertel tun möchten“, sagte Karl-Heinz Walter. Auf „Dä längste Desch vun Kölle“ 2023 darf man also wieder gespannt sein.