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Ärger in BrückKölner bekommen keine Briefe – Post schenkt ihnen zehn Briefmarken

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Nicht immer kommt die Post in die rechtsrheinischen Stadtteile Kölns.

Brück – Fritz Bilz sollte wohl stolz sein wie Oskar. Diese Erwartung, so scheint es, verbindet die Konzernleitung der Deutschen Post DHL Group mit ihrem vorweihnachtlichen Geschenk von zehn Briefmarken à 80 Cents. Bilz hatte sich kürzlich bei der Aufsichtsbehörde der Post – der Bundesnetzagentur – beschwert, weil laut seiner Darstellung vom 26. bis 30. November im Westen von Brück tagelang keine Post zugestellt wurde. Darauf reagierte die Post nun mit jenen zehn Briefmarken, die ausdrücklich der Wiedergutmachung dienen sollen. Marc Müller bittet Bilz im Auftrag der Konzernleitung „vielmals um Entschuldigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten.“

Anwohner in Köln-Brück sind sauer

Aber Bilz ist keineswegs stolz wie Oskar. „Da sind die aber über ihren Schatten gesprungen“, kommentiert er die Briefmarken-Gabe grimmig. Was ihn wirklich erzürnt ist jedoch die im Brief ebenfalls enthaltene Erklärung, dass es in Bilz’ Zustellbezirk „aufgrund eines nicht planbaren und unkalkulierbar hohen Krankenstandes zu einem personellen Engpass gekommen“ sei. Daher hätten andere Postboten diesen Zustellbezirk mit bearbeiten müssen, und weil derzeit die Zahl der Postsendungen sehr hoch sei, sei es an manchen Tagen nicht möglich gewesen, die Post rechtzeitig auszuliefern. Die Postboten seien gehalten, die „Höchstarbeitszeit“ nicht zu überschreiten, deshalb habe „die Tour an einigen Tagen vorzeitig beendet werden“ müssen, heißt es weiter.

Deutsche Post DHL wiederholt Statement

Damit wiederholt die Konzernleitung im Wesentlichen die Erklärung einer Pressesprecherin der Deutschen Post DHL Group in Düsseldorf, die im Artikel dieser Zeitung nachzulesen war. Doch diese Aussagen über nicht ganz zu Ende geführte Touren seien schlicht „unwahr“, schimpft Fritz Bilz. „Dieser Bezirk wurde definitiv in der Zeit vom 26. bis zum 30. November 2021 und vom 2. bis 4. Dezember nicht mit Briefpost beliefert.“ Ihm sei nur nicht klar, so Bilz, wer die Unwahrheit sage, die Leitung des Zustellbereichs oder die Konzernleitung, die in diesem Fall über die Missstände informiert wäre.

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Zur Bekräftigung seiner Sicht zählt Bilz, der auch nach seinem Brief an die Bundesnetzagentur weiterrecherchiert hat, ein Dutzend Straßen im westlichen Brück auf und sagt: „Wir haben Zeugen aus jeder Straße.“ Mehr noch: Auch andere Zustellbezirke von Brück seien betroffen. Nach seiner Darstellung hat Bilz mit mehreren Zustellern gesprochen, die ihm berichtet hätten, dass „ganz Brück drei Tage von der Briefpostzustellung abgeschnitten war“.

Rückmeldungen aus weiteren Stadtteilen

Aber damit nicht genug: Aufgrund des Zeitungsartikels habe er „mehrere Anrufe aus anderen Stadtteilen bekommen“, in denen es zu ähnlichen Unregelmäßigkeiten gekommen war, beispielsweise aus Ostheim. Auch in der Redaktion waren nach Veröffentlichung des Artikels Leserbriefe eingegangen, die sich durchweg Bilz’ Klagen anschließen. Gernot Nemetz etwa schreibt, er habe „bisher angenommen, dieser Zustand wäre auf meinen Stadtteil Rath/ Königsforst beschränkt.“

Und Michael Mönkemeyer aus Brück teilt mit: „Seit Wochen (oder Monaten – ich habe kein Buch geführt) haben wir niemals an einem Samstag oder Montag Post in unserem Briefkasten erhalten. Das ist besonders ärgerlich, weil ich beispielsweise ein Magazin abonniert habe, das regelmäßig samstags erscheint. Auf dieses Magazin muss ich manchmal bis zu fünf Tage warten.“

Ein Problem, das auch Professor Harald Banter kennt: „Der »Spiegel«, der normalerweise am Samstag ausgeliefert wird, kann nun frühestens am Dienstag zugestellt werden, weil der Montag seit langem schon für die Briefzustellung gestrichen wurde.“

„Desaströse Verhältnisse“

Banter, der ebenfalls in Brück lebt, bestätigt nebenher, „dass auch auf der ganzen östlichen Seite“ des Stadtteils „die Zustellung tageweise stillgelegt“ sei. Eine „zusätzliche Peinlichkeit“ seien die Äußerungen der Post-Sprecherin, da werde versucht „die desaströsen Verhältnisse der Zustellung“ klein zu reden. Professor Banter meint, es sei „höchste Zeit für die zuständigen Politiker, sich um diese Belange zu kümmern, da die regelmäßige Postzustellung zur gesetzlich geregelten Grundversorgung, wie Strom und Wasser, gehört.“

Die Bürger allein stünden „der Macht eines Mammutunternehmens, wie der Deutschen Post, hilflos gegenüber.

In seinem Antwortschreiben auf den Brief der DHL-Konzernleitung spricht auch Fritz Bilz die größere Dimension des Problems an. Er fordert die Verantwortlichen auf, bei der Wahrheit zu bleiben und die „strukturellen Mängel bei der Deutschen Post“ zu erkennen. Es sei „falsch gewesen, den Briefträgern auch noch die Paketpost aufs Auge zu drücken.“ Die müssten nun Pakete bis zu 34,5 Kilogramm zum Teil bis ins vierte Stockwerk schleppen. Zusätzlich sei ihnen die Zustellung der Reklamepost aufgebürdet worden.Den Postboten mache er keinerlei Vorwurf: „Die sind von morgens 6 Uhr bis 16.30 Uhr unterwegs und schaffen ihre Touren trotzdem nicht. Einige arbeiteten danach ohne Bezahlung weiter, oft bis 18 Uhr.“