Gremberger WäldchenDer Zustand der Bäume in Kölns ältestem Wald ist erstaunlich

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Markus Bouwman führt durch das Gremberger Wäldchen, hier steht die Gruppe an einem Methusalem-Baum.

Humboldt-Gremberg – Der Waldweg ist übersät mit braunen, verdorrten Blättern. „Hier war schon im Juli Herbst“, sagt Markus Bouwman. Klar, auch dieser Sommer war wieder viel zu heiß.

Bouwman weist die etwa 25 Teilnehmer der Führung auf die grünen Blätter hin, die zwischen den braunen schon am Boden liegen. Denn wenn der Baum seine Blätter nicht mehr mit der notwendigen Flüssigkeitsmenge versorgen kann, setzt er einen Mechanismus in Gang, der auch grüne Blätter von den Ästen abscheidet. „Dann kann er natürlich nicht so viele Nährstoffe bilden und abspeichern, denn die Fotosynthese läuft nun mal über die Blätter. Das heißt, er wird im kommenden Frühjahr auch nicht so stark austreiben.“

Waldrodung für Landwirtschaft im Gremberger Wäldchen

Doch überraschenderweise betrifft das gar nicht so viele der Buchen im Gremberger Wäldchen. „Viele Bäume sind noch sehr grün, die Kronen sehen gut aus, das ist eigentlich erstaunlich“, sagt Bouwman. Eichen und Linden findet man hier auch, aber das Gremberger Wäldchen ist geprägt von der Buche. Und das schon seit langer Zeit. „Vor viertausend Jahren war die ganze Umgebung, die Niederterrasse des Rheins, ein einziger Buchenwald“, erzählt der Forstbeamte.

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Nach und nach sei der allergrößte Teil dieses Waldes für die Landwirtschaft gerodet worden. „Die ersten Karten, die wir von der Gegend haben, stammen aus der Zeit Napoleons. Sie zeigen, dass das Wäldchen damals schon eine Insel war.“ Es ist der älteste Wald auf dem Stadtgebiet, macht rund 15 Prozent des Kölner Waldes aus. Einige „Methusalem-Bäume“ sind über 250 Jahre alt.

Bäume sind zum Teil vom Porling-Pilz befallen

Bouwman zeigt den Teilnehmern ein Exemplar mit rund 2,50 Metern Durchmesser. Ein vertikaler Riss zieht sich durch den Stamm, vermutlich ein Blitzeinschlag. Außerdem ist der mächtige Baum vom Porling-Pilz befallen, ein Kampf, den er nicht gewinnen kann, auch nicht mit menschlicher Hilfe.

„Aber an einigen Stellen hat er den Pilz überwachsen, der Baum wehrt sich noch. Es kann gut sein, dass er noch 100 Jahre weiterlebt.“ So genau wisse man da aber nicht Bescheid, so Bouwman, die Förster wüssten nicht einmal genau, welche Organismen und Kleinlebewesen in der Buche oder im Wurzelwerk aktiv sind. Auch fehle die Kenntnis darüber, wie es in der Krone dieser Baumriesen zugehe.

Brenn- und Bauholzlieferant für die Deutzer Abtei 

Die Beamten können noch nicht einmal sagen, wie alt heimische Bäume wie Buche oder Eiche maximal werden können. „Es gibt in Europa keinen richtigen Urwald mehr, außer in Rumänien, in den Karpaten. Sonst haben die Menschen ja überall eingegriffen.“ Auch Im Gremberger Wäldchen. Ende der 1980er Jahre war das, als Bouwman seine Laufbahn in der Kölner Verwaltung begann: Da wurden drei Kilo Kalk pro Hektar ausgestreut, gegen die Übersäuerung des Bodens, es war die Zeit des sauren Regens.

Dass das Wäldchen überhaupt erhalten blieb, hängt mit dem früheren Besitzer zusammen. Für die Deutzer Abtei war er Brenn- und Bauholzlieferant, Eicheln und Bucheckern dienten als Tiernahrung. Dann kam die Säkularisierung und mit der beginnenden Industrialisierung erkannte man den Erholungswert von Waldgebieten.

Anfahrt und Waldlehrpfad

Von Westen (Deutz) kommend fährt man die Gremberger Straße Richtung Osten entlang und biegt links in die Roddergasse. Am Ende der Roddergasseliegt der Eingang zum Wäldchen unter dem Autobahnzubringer. Dort gibt es Parkplätze.

Von Süden (Porz, Poll) kommend geht es den Porzer Ring hoch Richtung Norden, der mündet in den Gremberger Ring, ein Weg biegt dann links in den Wald ab, der heißt „Im Gremberg“, da gibt es auch Parkmöglichkeiten. Mit dem Bus 153 bis zur Haltestelle „Gremberg“ nahe der Roddergasse fahren. Mit der KVB-Linie 7 an der Haltestelle „Westhoven, Kölner Straße“ aussteigen, dann an der Ringstraße entlang gehen.

In wenigen Wochen soll im Gremberger Wäldchen auch ein Waldlehrpfad eröffnet werden, die Stahlplatten, auf denen bald Informationen zu finden sind, stehen bereits. (hwh)

Wo im Linksrheinischen eigens der Stadtwald aufgeforstet werden musste, fand man hier schon eine perfekte Idylle vor. Oder fast: „Es gab Pläne, einen Weiher oder See anzulegen, auch einen Felsengarten, aber daraus wurde dann nichts“, erzählt Bouwman.

Kölns ältester Wald Wald soll unberührt bleiben

1912 wurde immerhin eine Kombination aus Forsthaus und Ausflugslokal gebaut, das bei den Kölnern sehr beliebt war. Der Frieden wurde empfindlich durch den östlichen Autobahnzubringer gestört, der das Wäldchen seit Anfang der 1970er Jahre durchtrennt.

Die Forstverwaltung hat entschieden, das Gremberger Wäldchen als „Naturwald“ zu belassen und nicht weiter in den Bewuchs einzugreifen. „Wenn es hier brennt, wird natürlich gelöscht, aber wir forsten danach nicht wieder auf “, sagt Bouwman.

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Dieses Vorgehen werde durch die jüngsten Untersuchungen zur Hitzebeständigkeit bestätigt: Der Wald habe sich als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen, er verjünge sich selbst, es wüchsen genug Bäume nach, so Bouwman, der im Verlauf der Führung immer wieder auf Schösslinge aufmerksam macht.

Überhaupt stünden die Kölner mit ihrem typischen Laubmischwald in Zeiten des Klimawandels sehr gut da. Etwa im Vergleich zu Kommunen oder Regionen, die auf Monokulturen gesetzt hatten. „Aber das hat natürlich seine Grenzen, wenn es drei oder vier Grad wärmer wird, ist auch hier Schluss.“  

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