Keine Erweiterung am SeegeländeSportvereine in Rath-Heumar bangen um Zukunft
Rath-Heumar – Gerd Gran, stellvertretender Vorsitzender des RSV Rath-Heumar, redet Klartext: „Wenn das so weiter geht, ist unsere Fußballabteilung in drei Jahren tot. Wir haben keinen Nachwuchs mehr.“ In den vergangenen sieben, acht Jahren habe sich die Mitgliederzahl des RSV schon auf derzeit etwa 500 halbiert. Grund dafür ist die unsichere Zukunft, denn das Gelände An der Rather Burg muss der Verein, der 2020 sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte, mittelfristig aufgeben. Und noch gibt es keine Zusagen über einen Ersatzstandort. Seinen Nachbarn, den Tennisvereinen TC GW Königsforst und TC Rath geht es ähnlich: „Wir brauchen eine Perspektive, aber von der Politik werden wir offensichtlich nicht ernst genommen.“
Befugnis beim Stadtrat
Hoffnung keimte auf, als die Kalker Bezirksvertretung (BV) im Oktober vergangenen Jahres mehrheitlich den Beschluss fasste, für ein Gebiet am Rather See solle ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. Es handelt sich um das derzeit überwiegend landwirtschaftliche genutzte Areal zwischen Brück-Rather Steinweg, Rather Kirchweg, dem Ortsrand von Rath und der Stadtbahntrasse. Dort sollen die drei Vereine sowie eine weiterführende Schule angesiedelt werden. Die Entscheidungsbefugnis jedoch liegt beim Stadtrat, und dessen Votum soll auf der heutigen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses (Stea) vorbereitet werden. Im Vorfeld herrschte Verwirrung: Zunächst stand das Thema auf der Tagesordnung, plötzlich war es verschwunden. Seit einigen Tagen wird es vom Ratsinformationssystem der Stadt wieder angezeigt.
Spielball der Kommunalpolitik
Für Hans-Georg Offermann, den Vorsitzenden des RSV, sieht eine entschlossene, tatkräftige Unterstützung von politischer Seite anders aus. „Die haben die Einstellung: Lass uns lieber ein andermal darüber reden. Aber die Vereine brauchen eine Entscheidung, und zwar so schnell wie möglich.“ Schon der BV-Beschluss sei ja keineswegs einstimmig gefallen, die Fraktionen der Grünen und der Linken hatten dagegen gestimmt. Vor allem der Einfluss der Grünen, die dem Projekt am Rather See wegen der weiteren Flächenversiegelung skeptisch gegenüberstünden und seit den letzten Kommunalwahlen eine Macht im Stadtrat seien, mache sich da offensichtlich bemerkbar. „Die Interessen der Vereine sind ein Spielball der Kommunalpolitik“, so Offermann.
Mit Asche nicht konkurrenzfähig
Schon vor etwa zehn Jahren hatte der Verein wegen eines Kunstrasenbelags für seinen Aschenplatz bei der Verwaltung angefragt. „Bei Regen ist unser Platz ein Matschloch“, sagt Hans-Georg Offermann, so sei man jedenfalls nicht konkurrenzfähig gegenüber anderen Vereinen mit Kunstrasen. Doch An der Rather Burg wäre – anders als bei einer bloßen Sanierung des Aschenplatzes – ein neues Genehmigungsverfahren notwendig. Ein Gutachten aber hatte ergeben, dass der Platz dann aufgrund der Lärmbelästigung für die Bewohner der Häuser in der Umgebung samstags und sonntags nur noch maximal 1,5 Stunden bespielbar wäre. Das reicht nicht mal für ein Fußballspiel.„Als ich 1972 anfing, gab es hier nur Schrebergärten, aber die Mehrfamilienhäuser sind immer näher an die Plätze herangerückt“, sagt Wolfgang Müller, Vorsitzender des TC Rath. 2017 kam der nächste Genickschlag: Die Gutsverwaltung von Stein ließ durchblicken, dass auf dem Gelände An der Rather Burg, das von den drei Vereinen gemeinschaftlich genutzt wird, früher oder später Wohnungen hochgezogen werden. Der Pachtvertrag des RSV läuft nur noch bis 2023, der TC GW Königsforst hat immerhin einen Vertrag bis 2031 und der TC Rath gar keinen mehr.
Unsicherheit schreckt junge Sportler ab
„Wir verlängern das jetzt immer per Handschlag um ein Jahr“, erklärt Müller. Mit einer schnellen „Vertreibung“ aber rechnet niemand: „Das Verhältnis zur Gutsverwaltung ist ausgezeichnet, die werden uns nicht gleich runterschmeißen nach 2023“, sagt Offermann. Es dränge nicht so, auch weil das Areal noch nicht als Bauland ausgewiesen ist. Aber die Vereine können nicht mehr vernünftig planen: „Parkplätze, neue Duschen und Toiletten könnten wir auch brauchen“, sagt Daniel Rettig. „Aber das lohnt sich hier nicht mehr.“ Sein Verein hofft darüber hinaus, sein Platzangebot am Rather See erweitern zu können.
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Die unsichere Situation macht die drei Vereine derzeit nicht gerade attraktiv für junge Leute, die sich sportlich betätigen möchten. Das weiß auch Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer (SPD): „Der Aschenplatz ist beispielsweise nicht zeitgemäß.“ Sie plädiert dafür, zunächst das Gelände am Rather See auf Hochwassergefahr untersuchen zu lassen: „Einige Politiker befürchten auch, dass da auch Wohnungsbau stattfindet. Aber es ist keineswegs sicher, ob das überhaupt möglich ist.“ Viel hänge nun von der Haltung der Rats-CDU ab, die Christdemokraten in der BV jedenfalls hatten die Aufstellung ein Bebauungsplans für das Areal am See befürwortet.“ Hans-Georg Offermann fällt noch ein weiteres Argument für die Absicherung der Vereine ein: „Wir haben insgesamt 1200 Mitglieder, auch deren Angehörige kommen häufig bei uns vorbei, zum Feiern oder um ein Café oder ein Kölsch zu trinken. Das ist ein wichtiger Treffpunkt für Rath-Heumar, hier gibt’s doch noch nicht einmal ein Jugendzentrum.“