Kostbare FrachtSarg von Ramses II. aus Sydney im Kölner Odysseum eingetroffen und enthüllt

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Sarg von Ramses II.

Der außergewöhnliche Sarg von Ramses II. wird erstmals in Deutschland ausgestellt.

Das Odysseum ist für die Ausstellung des Sargs von Ramses II. und weiteren Stücken besonders hergerichtet worden. Die Eröffnung ist am 13. Juli.

Das kostbare Frachtgut ist in einer großen, weiß gestrichenen Holzkiste angeliefert worden. Am Montagvormittag steht sie in einem Raum des Wissenschaftsmuseums „Odysseum“ in Kalk, bereit für die feierliche Öffnung vor den Augen vieler Medienvertreter. Auf einem eigens aufgestellten Podest haben sich Fotografen und Kameraleute postiert.

Nachdem der Deckel und die Seitenwände mithilfe eines Akkuschraubers gelöst und abgenommen wurden, tragen zwei Männer weiße Schaumgummimatten ab, Stück für Stück. Nach ein paar Lagen kommen Fuß- und Kopfteil dessen zum Vorschein, was zum ersten Mal den Weg nach Köln gefunden hat: der über 300 Jahre alte Sarg von Ramses II., auch bekannt als Ramses der Große. Mehr Schaumgummi wird abgetragen, bis der komplette, etwa zwei Meter lange Sarkophag aus Zedernholz freigelegt ist.

Er ist das Herzstück der Ausstellung „Ramses & Das Gold der Pharaonen“, die am 13. Juli im Odysseum eröffnet wird. Gezeigt werden über 180 ägyptische Originalartefakte, darunter Schmuck, Königsmasken, Tiermumien und Amulette. Alle Objekte stammen aus Museen und historischen Stätten in Ägypten.

Menschen stehen auf einem Podest und fotografieren einen Holzsarg.

Fotografen und Videoteams bei der Enthüllung des Sargs in Köln.

Der Sarg Ramses II. und seine Mumie wurden 1811 in der Cachette von Deir el-Bahari entdeckt, einem Mumiendepot, das zum Schutz vor Grabräubern am westlichen Ufer des Nils gegenüber von Luxor und östlich des Tals der Könige angelegt worden war. Der Zedernholzsarg war ursprünglich nicht für diesen Pharao, dessen Mumie umgebettet wurde, bestimmt und stammt wahrscheinlich aus der Zeit der 18. Dynastie. Ramses II. regierte in der Zeit der 19. Dynastie, die 1190 vor Christus endete.

Die Oberfläche des Ersatz-Sarkophags mit Vergoldungen und Einlagen aus edlen Steinen und Glas wurde später abgezogen und gelb bemalt; Details wurden in leuchtenden Farben hervorgehoben. Der kunstvoll geschnitzte Sargdeckel zeigt den König als Osiris, mit Pharao-Kopftuch, geflochtenem falschem Bart, gekreuzten Armen und den königlichen Herrschaftsinsignien: Krummstab und Peitsche. Neben zwei großen Kartuschen finden sich auf der Oberfläche Inschriften, die die Bewegungen des Sargs von seiner ursprünglichen Ruhestätte mitten im Tal der Könige bis zum Versteck von Deir el-Bahari dokumentieren.

Sarg von Ramses II. kam von Sydney nach Köln

Die Strecke, die er jetzt nach Köln zurückgelegt hat, ist weitaus länger. Zusammen mit den anderen, gleichfalls wohlverpackten Exponaten ist er in Transportflugzeugen aus Sydney, wo die Ausstellung zuvor zu sehen war, nach Deutschland gebracht worden. Das Odysseum ist für die Schau eigens hergerichtet worden; Andreas Waschk, Geschäftsführer der Explorado Group, die das Museum betreibt, sprach von einer „logistischen Herausforderung“.

Vier Männer stehen hinter einem Holzsarg.

Jakie Hoff (v.l.), Andreas Waschk, Richard Bußmann und Eid Mertah bei der Enthüllung des Sargs in Köln.

Damit an den wertvollen Originalstücken ja kein Schaden entsteht, ist die Sprinkleranlage ausgeschaltet worden. Oberste Priorität bei der Welttournee der einzigartigen Ausstellungsstücke habe deren Sicherheit, sagte Eid Mertah, Konservator für archäologische Materialien am Ägyptischen Museum und Mitarbeiter des Ministeriums für Altertümer in Kairo. Die Schau solle den Besuchern einen Teil der Geschichte seines Landes näherbringen und zugleich dazu anregen, nach Ägypten zu reisen, zu den Originalschauplätzen.

Ramses II. verkörperte Macht und Reichtum des alten Ägyptens

Richard Bussmann, Professor für Ägyptologie an der Universität zu Köln, hob die Bedeutung Ramses II. hervor. Der herausragende Pharao regierte von 1279 bis 1213, fast 67 Jahre lang, und verkörperte Macht und Reichtum des Alten Ägyptens während des Neuen Reichs (1539 bis 1075 vor Christus). Er schuf mit Pi-Ramesse eine neue Hauptstadt und ließ, auf Selbstverewigung bedacht, unzählige, zum Teil heute noch erhaltene Bauten errichten, darunter die berühmten Felsentempel von Abu Simbel.

Sie wurden in den 1960er Jahren in einer spektakulären Aktion abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut, um sie vor den Fluten des neu angelegten Nasser-Stausees zu retten. Als historisch ebenfalls bedeutsam erwähnte Bussmann den Ägyptisch-Hethitischen Friedensvertrag, in dem Ramses II. und der hethitische Großkönig Hattuschuli III. sich als gleichrangige Partner anerkannten und sich gegenseitig militärischen Beistand versprachen.

Detail vom Sarg

Der Sargdeckel ist kunstvoll geschnitzt.

Die Mumie des Pharaos wird im Ägyptischen Museum in Kairo aufbewahrt. Dass der Sarg, in dem sie einst ruhte, nach den Stationen Paris und Sydney auch in Köln ausgestellt wird, freue ihn besonders, sagte Bussmann. Die Ausstellung biete die „wunderbare Gelegenheit“, Studierende der Ägyptologie „an die Museumsarbeit heranzuführen“. Für die Stadt sei sie „ein großes kulturelles und wissenschaftliches Event“. Als zusätzliches Erlebnis können Besucher und Besucherinnen im Museum an einer Virtual-Reality-Tour teilnehmen, die durch die Tempel von Abu Simbel und die Grabstätte von Nefertari, der Lieblingsfrau des Pharaos, führt.

„Ramses & Das Gold der Pharaonen“ ist bis zum 5. Januar im Odysseum, Corintostr. 2, zu sehen. Die Eintrittspreise beginnen bei 16 Euro für Kinder und 22 Euro für Erwachsene; zudem gibt es Familien- und Gruppentickets. Senioren und Studenten können Ermäßigungen in Anspruch nehmen. Die Tickets sind nur für ein bestimmtes Zeitfenster gültig. Für die Virtual-Reality-Tour ist gesondert zu zahlen.

www.ramsesausstellung.de

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