Im Rahmen der Passagen Interior Design Days Köln zeigt das Machwerkhaus in Köln-Kalk eine innovative und partizipative Auststellung.
Passagen Interior Design Days KölnMachwerkschau in Kalk will Design und Handwerk erlebbar machen
Bereits von außen sieht das Machwerkhaus Köln dieser Tage besonders aus. An der großen Backsteinwand des ehemaligen KHD-Gebäudes in Kalk küssen sich Menschen, bewegen sich Muster, wehen Äste im Wind. Die bunte Lichtinstallation von Benjamin Sandro Jantzen leuchtet über die gesamte Wand und lädt zur Machwerkschau ein. Diese zeigt das Machwerkhaus im Rahmen der Passagen Interior Design Days Köln seit Freitagabend. Nicht nur die einzelnen Ausstellungen, sondern das gesamte Gebäude wird dabei zum Kunstwerk, zu einem Zentrum für Urbanes Design.
„Wir wollen zeigen, was das Machwerkhaus sein kann und will: ein idealtypischer Ort für die Schnittstelle zwischen Design, Kunst und Handwerk“, erklärt Mitgründer Claus Fischer. Im Vordergrund würden dabei immer Lokalität, Nachhaltigkeit, Innovation und Synergiennutzung stehen. Und so ist die Machwerkschau nicht einfach eine Ausstellung, sondern gleichzeitig eine Bühne für Austausch, Vorträge, Workshops und Projekte.
Köln-Kalk: Machwerkhaus zeigt im Rahmen der Passagen die Machwerkschau
„Für uns hat der Begriff ‚unfertig‘ eine ganz wichtige Bedeutung“, sagt Mitgründer Frank Zumbruch, „wir sind nie fertig, sondern immer im Prozess“. Das verdeutlichen vor allem die sogenannten Showräume entlang der Magistrale. Die gläsernden Räume sind zum einen Ateliers, zum anderen Räume, in denen Produktionsprozesse erlebbar gemacht werden. Sie können kurz- oder langfristig gemietet werden.
Zur Machwerkschau zeigen kuratierte Ausstellerinnen und Aussteller dort noch bis Donnerstag von 13 bis 20 Uhr nicht nur ihre Produkte, sondern auch wie sie hergestellt werden. So verschmelzt Sanja Lulei live vor Ort durch Textilien, die traditionelle Webkunst mit modernem Design. Auch das Plastikfabrik-Kollektiv zeigt nicht nur seine Designprodukte aus Plastikmüll, sondern bietet in der „PopUp-Fabrik“ Workshops für Interessierte an.
Geht man die Magistrale einige Meter weiter, kommt man dann zum Digital Playground, wo die Organisationen „Brauchbarkeit“ und „/////////fur////“ Kunst und Digitalität zu verbinden versuchen. Bekannte Computerspiele werden sollen hier in die Realität geholt und ausprobiert werden.
Die Showräume erstrecken sich entlang der 180 Meter langen Magistrale, die ebenfalls zum Ausstellungsraum wird. Geht man sie entlang, begleiten einen immer wieder bunte und vor allem politische Plakate. Diese gehören alle dem Plakatfestival „Mut zur Wut“ an, die Aussteller Götz Grammlich ins Leben gerufen hat.
Machwerkschau soll Schnittstelle zwischen Design, Kunst und Handwerk aufzeigen
Grammlich zeigt eine Auswahl seiner eigenen Poster sowie von „Mut zur Wut“. Seit 2010 reichen dafür Kreative aus aller Welt Plakate ein, mit denen sie ihre Wut über Missstände mit plakativen Botschaften formulieren – teilweise trotz Zensur in ihren Heimatländern. Eine Auswahl der letzten 14 Jahre begleitet Besucherinnen und Besucher nun bei einem Gang durch die Machwerkschau.
Ein solcher Gang lädt auch in die Machwerkhalle ein, die einer klassischen Ausstellung am nächsten kommt. Dort stellen europäische Designfirmen wie Norman Copenhagen und Baltensweiler ihre Produkte aus, die unter anderem zum Thema Nachhaltigkeit passen. Absolvierende der Akademie für Handwerksdesign Aachen haben zudem die Möglichkeit bekommen, dort ihre innovativen Abschlussarbeiten zu präsentieren.
Machwerkschau in Kalk: Ausstellung, Austausch, Vorträge, Workshops und Projekte
Auch die einzelnen Werkstätten der ansässigen Firmen öffnen währende des gesamten Ausstellungszeitraums ihre Türen. So beispielsweise auch die Lichtmanufaktur Buschfeld, die ihre modularen Lichtsysteme präsentiert und auch die gesamte Machwerkschau ausgeleuchtet hat.
Und weicht man ab von der Magistrale, findet man vermutlich versteckte Schätze. In einem eigentlichen Fluchttunnel, der auch nur bei einer Führung zur vollen Stunde begangen werden darf, hat die Kölner Künstlerin Regine Schumann die Ausstellung „Hidden Gems“ inszeniert. Die Werke, die aus fluoreszierenden Kunststoffen gefertigt sind, sind bisher selten oder nie ausgestellt worden. „Es sind für mich ganz besondere Erinnerungsstücke, die auch meine Reise als Künstlerin widerspiegeln“, erklärt Schumann. Sie erstrahlen den dunklen Tunnel nicht nur mit Licht, sondern auch mit einer eigenen Art von Magie.