Junges Design im Stoff-Pavillon Moeller, Beton-Exponate im Haus auf der Ehrenstraße sowie Meisterstücke bei der Handwerkskammer: Ein Rundgang über die Passagen.
Hippes Design in KölnWas US-Schauspieler Neil Patrick Harris mit den Passagen zu tun hat
Aktuell gibt es nur vier Exemplare, zwei davon machen ihre prominenten Eigentümer mit Sicherheit glücklich. Der „Bounce Chair“ von Designer Philippe Bietenholz ist ein skulpturaler Stuhl mit 70er-Jahre-Flair, der schön schwingen kann, wenn man sich draufsetzt. Auf Instagram führt US-Schauspieler Neil Patrick Harris, der unter anderem mit der Serie „How I met you mother“ berühmt wurde, das Schwungpotential seines neuen roten Design-Stücks stolz vor.
Da der Stuhl aus dem 3D-Drucker stammt, musste Bietenholz ihn nicht einmal verschiffen, sondern konnte ihn bequem als Datei versenden – er wurde dann vor Ort produziert. Ein weiterer „Bounce Chair“ ist in Besitz des Berliner DJs Paul Kalkbrenner („Berlin Calling“). Die beiden übrigen geschwungenen Stühle können die Kölnerinnen und Kölner bis zum 24. Januar beim Designers Tower und im Rahmen der Passagen im Stoff-Pavillon Moeller an der Hahnhenstraße begutachten.
Bietenholz ist hier einer von zwölf Designern und zum ersten Mal überhaupt bei einer Schau dabei. Der 29-Jährige ist seit einem Jahr auf Sonderanfertigungs-Möbel spezialisiert. Für Kunden wie Kalkbrenner, die offenbar zu Sammlern von seltenen Exponaten zählen, erfüllt er ausgefallene Wünsche im engen Austausch, erstellt aber auch Prototypen, die für diese Klientel interessant sein könnten.
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„Bounce Chair“ bei den Passagen: DJ Paul Kalkbrenner hat auch einen
Für einen „Bounce Chair“ braucht der 3D-Drucker zwischen sechs und zehn Stunden, 1600 Euro kostet er. Manchmal klappt es aber nicht beim ersten Anlauf, da das verwendete, recycelte Plastik Polypropylen gemischt mit Glasfasern problemanfällig sei. „Der Stuhl für Kalkbrenner hat 14 Tage gebraucht, aber das Gute ist, dass man das Material schreddern kann und einfach von vorne beginnt.“ Nichts wird weggeworfen.
Für Bietenholz ist die digitale Produktion – er entwirft die Möbel als digitale 3D-Modelle – eine perfekte Kompensation dafür, dass er handwerklich nicht so versiert ist. „Ich war nie ein guter Handwerker und habe während meines Design-Studiums in Potsdam, auch coronabedingt, nicht so viel Zeit in der Werkstatt verbracht“, sagt der 29-Jährige.
Seine Kunden weiß er aber mit seinen Miniaturen zu locken, die er so fotografiert, dass sie bereits wie fertige Möbel wirken. Dass im Design aber auch handwerkliches Geschick gefragt sein kann oder für manches Exponat ausschlaggebend ist, sieht man eindrücklich im Ausstellungsraum der Handwerkskammer zu Köln am Heumarkt.
Hier präsentieren 36 Meisterschüler ihre Meisterstücke, die sie für einen Teil ihrer praktischen Prüfung geplant und erstellt haben. Von einem Esstisch in Überlänge, einem Weinregal, einem Tischkicker, einer Tischtennisplatte, einer Garderobenkonstruktion in S-Form bis hin zu einer Innenfassung für einen Safe ist alles dabei. Alles aus Holz. „Hier zeigt sich, welche Vielfalt und Kreativität das Tischler-Handwerk bietet“, sagt Sprecher Michael Schnitzler. Es sei nicht selten, dass auch Design-Studenten sich wegen der Schnittmenge irgendwann dem Handwerk zuwenden.
Passagen: Kölner Design-Studio „Case studios“ mit Möbeln aus Beton
Lukas Lötte und Ole Tüngler von Case Studios, die im Pop-up-Store „Das Haus auf der Ehrenstraße“ an der Ehrenstraße 69 ihre Design-Objekte ausstellen, denken Konzept, Herstellung und Inszenierung zusammen. Das Projekt „Fragment Essenz“ verfolgt einen für die Kölner typischen interdisziplinären Ansatz. Für die Passagen präsentieren sie ihre Objekte, die größtenteils aus brutalistischen Beton-Elementen sowie aus Edelstahl bestehen. Sie haben sie auf silberner Folie und mit Licht künstlerisch in Szene gesetzt.
Zum einen entwickeln die beiden Designer aus Köln eigene Ideen, arbeiten aber auch für Unternehmen, die sich mit konkreten Vorstellungen an die Mittzwanziger wenden. Besonders fällt eine Bank ins Auge, deren Beine aus Beton bestehen. „Das Holz darauf ist 100 Jahre altes Kastanienholz aus Italien, das wir dem Boden eines Hauses aus dem 18. Jahrhundert entnommen haben“, sagt Lötte.
Das Haus am Lago Maggiore gehöre seiner Familie: Dort musste im Zuge der Umbauarbeiten der alte Holzboden raus – ein Teil ist nun geschliffen und geölt Teil der Bank. „Das zeigt auch die Ideen von Fragment Essenz: Es ist schön, dass ein Fragment des Bodens nun als Teil der Bank in Köln weiterleben kann“, sagt Lötte.
Die Ausstellung in der Handwerkskammer ist Sonntag, 13. Januar bis Mittwoch 16. Januar geöffnet. Samstag, 12. Januar ist sie geschlossen. Mehr Infos zum Programm gibt es online.