Kalk – Den Aufschrei der Geschäftsleute hatten auch die Kalker Bezirksvertreter vernommen. Als bekannt wurde, dass das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung die Kalker Hauptstraße im Abschnitt zwischen Rolshover Straße und Kapellenstraße zur Einbahnstraße machen und den Busverkehr künftig über Dillenburger und Rolshover Straße führen möchte, hatte sich prompt Oliver Wessel vom Vorstand der Standortgemeinschaft Kalk zu Wort gemeldet. In einem Brandbrief warnte er vor „dramatischen Kundenverlusten“ für die Geschäftsleute, vor „Chaos“ und „Ladensterben“.
Ein entsprechender Artikel in dieser Zeitung hatte im Vorfeld der BV-Sitzung für Aufsehen gesorgt. Doch Christian Robyns, Fraktionsvorsitzender der SPD, verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Kommunalpolitiker habe den Anstoß zum Einbahnstraßen-Vorschlag der Verwaltung gegeben: „Das war offener formuliert, die Einbahnstraßen-Lösung sollte nur eine von vielen möglichen sein.“
Weniger Autos, mehr Fahrräder
Tatsächlich hatte die BV die Verwaltung im vergangenen Jahr beauftragt, den Abschnitt zwischen Kapellenstraße und Rolshover Straße „durch bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Fahrbahnverengung, Einbahnstraßenregelungen oder ähnliches“ weitestgehend vom Autoverkehr zu befreien.
Auch die Routen der KVB-Buslinien 159 und 171 möchte die Verwaltung nun ändern und untersucht, ob eine Verlegung auf die Kapellen-, Dillenburger und Rolshover Straße möglich ist. Um mehr Platz für die Radfahrer zu schaffen, deren Schutzstreifen derzeit häufig vom Kraftverkehr – auch von den Linienbussen – überfahren werde. Aber auch die Aufenthaltsqualität für Fußgänger werde sich durch diese Maßnahmen verbessern.
Kritik seitens der CDU
Während Stefan Müller von der CDU-Fraktion kritisierte, dass die Verwaltung vor der Formulierung solcher Vorschläge besser die Kalker nach ihren Wünschen gefragt hätte, beispielsweise den Bürgerverein, aber auch die Standortgemeinschaft oder die Stiftung Kalk Gestalten, meinte Heinz Peter Fischer, Fraktionsvorsitzender der Linken, dass man mit dem Vorschlag der Verwaltung nun wenigstens eine Gesprächsgrundlage habe.
Das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung habe in seiner Vorlage schließlich eine ausführliche Bürgerbeteiligung mit Diskussionsveranstaltungen, digitaler Präsenz auf der Seite „meinungfuer.koeln“, aber auch mit Informationsständen vor Ort angekündigt. Um möglichst viele Anwohnergruppen zu erreichen und nach ihren Ansichten zu unterschiedlichen Lösungsansätzen zu befragen.
Geschäftsleute würden übertreiben
Dirk Habermann von der SPD-Fraktion betonte ebenfalls, dass nicht eine einzelne Gruppe wie die Geschäftsleute die Entwicklung auf der Kalker Hauptstraße bestimmen könne und warnte davor, die Lage unnötig zu dramatisieren: „Auf ihrer Homepage spricht die Standortgemeinschaft die »Flaneure« an, aber flanieren ist so ziemlich das einzige, was man auf der Kalker Hauptstraße im Moment nicht machen kann. Die Hohe Straße ist schon seit 55 Jahren eine Fußgängerzone und niemand beschwert sich.“
Die Bezirksvertreter bekräftigten schließlich ihren Auftrag an die Verwaltung, geeignete Maßnahmen „zur Verringerung von Autoverkehr inklusive der angrenzenden Parkplätze“ zu planen. Laut der Formulierung von Christian Robyns soll dabei auch die Möglichkeit einer Komplettsperrung der Kalker Hauptstraße mit Schleusen für den Busverkehr untersucht werden. Seine Beschlussformulierung wurde mehrheitlich gegen die Stimmen von CDU und AfD angenommen.