17 Rosen erinnern an den Tod von 17 jungen Menschen. Viele waren Schulkameraden von Peter Neuhausen. Er überlebte in Köln-Brück den Angriff auf den Fliegerhorst Ostheim.
Angriff vor 80 JahrenEinziger Überlebender gedenkt gefallener Schulkameraden in Brück
![Ein alter Mann legt eine weiße Rose zu anderen Rosen auf einem Gedenkstein.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/bbac5db4-26d0-4c14-8ca5-de0c432ba452.jpeg?q=75&q=70&rect=0,58,3315,1865&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=fb4695bfec68501cf00b1a6df282e4e7)
Peter Neuhausen legt eine weiße Rose am Mahnmal an der Ecke Rather Kirchweg/ Hans-Schulten-Straße ab. Er hatte die Ereignisse vom 28. Januar 1945 überlebt.
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Peter Neuhausen legt eine weiße Rose auf das Mahnmal. 17 weiße sind es insgesamt. Sie erinnern an 17 junge Menschen, keiner von ihnen älter als 17 Jahre. Sie alle verloren vor 80 Jahren ihr Leben. Peter Neuhausen hätte es auch treffen können. Auch er war damals dabei, als amerikanische Bomberverbände im Zweiten Weltkrieg den Fliegerhorst Ostheim anflogen. Der heute 97-Jährige war Flakhelfer und sollte den Fliegerhorst von der Stellung am Rather Kirchweg in Brück mit verteidigen. An Einzelheiten der Ereignisse vom 28. Januar 1945 erinnert sich Neuhausen nicht mehr so sehr. „Mit dem Alter vergisst man manche Dinge“, erzählt er, während ihm eine Träne die Wange herunterläuft.
Er hatte sich während des Angriffs unter ein Geschütz geworfen. Die anderen Flakhelfer hatten zusammen mit dem 37-jährigen Obergefreiten Erich Scholz Zuflucht in einem tiefer liegenden Stollen gesucht. Durch den Angriff wurde ein Eingang verschüttet, auf einen anderen fiel eine brennende Baracke. Die Menschen im Stollen erstickten. Neuhausen half bei den Wiederbelebungsversuchen. Gerettet werden konnte aber niemand. Die zum Teil langjährigen Schulfreunde von Peter Neuhausen waren tot.
Nazis schickten Jungen in den Tod
Sie waren wie Neuhausen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eingezogen worden. Jugendliche sollten die Soldaten ersetzen, die 1942 an die Ostfront beordert worden waren. Junge Menschen wie die Flakhelfer von Brück wurden von dem Nazi-Regime so in den Tod geschickt. An der Ecke Rather Kirchweg/ Hans-Schulten-Straße erinnert seit 25 Jahren ein Mahnmal an ihren sinnlosen Tod. Die jungen Menschen seien von der Schulbank und dem Elternhaus heraus direkt in die Flakstellung beordert worden, sagt Fritz Bilz. Er ist Gründungsmitglied der Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück und Initiator des Mahnmals.
An dem findet jedes Jahr eine Erinnerungsveranstaltung statt. Jedes Jahr mit dabei: Peter Neuhausen. Für ihn ist es wichtig. „Es ist schlimm, was gewesen ist, das können die Leute heute gar nicht mehr verstehen“, sagt er. Glücklicherweise haben die Generationen nach ihm solche Kriegsereignisse nicht miterleben müssen. Doch, dass die Menschen meinen, es geht einfach so weiter, sei... Peter Neuhausen stockt und fährt fort, dass es wichtig sei, dass die schrecklichen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten. Wenn er die Entwicklungen auf der Welt in der heutigen Zeit sieht, stimme ihn das traurig. „Ich bedaure mich nicht, ich bedaure meine Enkel. Ich weiß nicht, in welcher Form das hier weitergeht“, sagt Peter Neuhausen.
Mahnende Worte fand denn auch bei der Gedenkveranstaltung Mathias Götze-Wittschier von der Werkstatt für Ortsgeschichte. „Wenn der Tod dieser Menschen überhaupt einen Sinn gehabt haben soll, ist es der: Dass er hier und heute eine Mahnung ist. Diese zu früh gestorbenen Menschen rufen uns auf: Tut alles dafür, dass nie wieder ein rassistisches, menschenverachtendes und diktatorisches Regime an die Macht kommt“. Dieser Aufruf sei dringender und aktueller denn je, so Götze-Wittschier. „Denn politische Einstellungen und Entwicklungen, die uns nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs unvorstellbar schienen, sind auf dem Vormarsch.“
Er nennt in dem Zusammenhang Kriegsrhetorik, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, engstirniges nationales und selbst-bezogenes Denken sowie das „Erstarken einer völkischen Partei in Deutschland, die sich ,Alternative für Deutschland’ nennt“. Noch gebe es Zeitzeugen, die erlebt haben, welche schrecklichen Folgen der Nationalsozialismus hatte. „Die Geschichte zeigt uns, wie schnell Errungenschaften zerstört werden können, wenn die Demokraten nicht zusammenstehen. Ein Rückblick in die Geschichte zeigt, was zu tun ist“, betonte Mathias Götze-Wittschier.