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Mindestens 13 EinschusslöcherUnbekannte schießen auf Mehrfamilienhaus in Köln – Polizei sucht Zeugen

Lesezeit 3 Minuten

Warum ausgerechnet die Bewohner dieses Hauses Ziel eines solchen Angriffs werden konnten, ist für die Anwohner kaum erklärbar.

Mindestens 13 Einschusslöcher klaffen am Donnerstagmorgen in der Fassade des kleinen Wohnhauses in der Servatiusstraße in Köln-Ostheim. In der Haustür und in zwei Fenstern im Erdgeschoss und im ersten Stock schlugen mindestens drei Kugeln ein. Bis in den Donnerstagnachmittag hinein sperren Ermittler das zweistöckige Gebäude mit Flatterband ab, Polizisten machen mit speziellen Kameras und einer Drohne Aufnahmen von dem Tatort. Die Straße vor dem Haus ist mit großen Projektilen übersät. Auch sie werden am Donnerstagmorgen von den Beamten gesichert.

Ein oder mehrere Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag mehrere Schüsse auf das Haus abgegeben. Wie die Polizei mitteilte, habe ein Anwohner gegen 4.30 Uhr den Notruf gewählt, nachdem er Knallgeräusche wahrgenommen und anschließend die Einschusslöcher an der Fassade festgestellt hatte. Verletzt wurde niemand.

Die Polizei hat eine der Patronenhülsen nach Schüssen in Köln-Ostheim sichergestellt.

Die Polizei hat eine der Patronenhülsen nach Schüssen in Köln-Ostheim sichergestellt.

Noch sind die Hintergründe der Tat unklar. Und auch am Tatort rätseln Anwohnerinnen und Anwohner darüber, was oder wer hinter den Schüssen stecken könnte. „Ich bin von einem lauten Knallgeräusch wach geworden. Als ich aus dem Fenster geschaut habe, habe ich nur blitzartige Lichter gesehen und habe mich dann sofort mit meiner Tochter auf den Boden geworfen. Kurze Zeit später hörte man die quietschenden Reifen eines Autos, dann war auch schon alles vorbei“, schilderte eine Anwohnerin, wie sie die Tat wahrgenommen hat. Ein Anwohner, der weiter vom Tatort entfernt wohnt, dachte zunächst an Böller oder eine Schreckschusspistole. „Das ist in den letzten Jahren öfter passiert.“ Erst als er morgens mit seinem Hund spazieren gegangen ist, bemerkte er das Ausmaß der Tat.

Bisher keine Hinweise auf Zusammenhänge mit Taten der „Mocro-Mafia“

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses seien alle älter und einige wohnten schon seit Jahrzehnten hier, erzählen Nachbarinnen und Nachbarn. Sie können nicht glauben, dass die Schüsse ihnen gegolten haben sollen. Einige erzählen, dass hier junger Mann ein- und ausgegangen sei, möglicherweise sei er das Ziel der Schützen gewesen. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten sich dazu auf Anfrage nicht äußern.

„Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang. Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Oberstaatsanwältin Stephanie Beller. Auch, ob es Verbindungen zur sogenannten Mocro-Mafia gibt, sei unklar. „Bisher gibt es dafür keine Hinweise“, so Beller.

Ermittler sichern Spuren vor dem Haus in Ostheim.

Ermittler sichern Spuren vor dem Haus in Ostheim.

In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu Explosionen in Köln, aber auch etwa in Düsseldorf, Duisburg und Engelskirchen gekommen. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Polizei sollen diese im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden auch aus den Niederlanden stehen, die unter dem Namen „Mocro-Mafia“ zusammengefasst werden. Ende Juli gab es etwa in einem Hochhaus am Kölnberg in Meschenich eine Explosion. Vier Tage zuvor hatten Unbekannte auch Schüsse auf das Gebäude abgegeben. Ob auch diese Tat mit der „Mocro-Mafia“ zusammenhängt, ist noch fraglich. Insgesamt bearbeitet eine Ermittlungskommission in Köln mittlerweile etwa 25 Verfahren, die im Zusammenhang mit der „Mocro-Mafia“ stehen könnten.

Die Ermittler des Kriminalkommissariats bitten Zeugen, sich dringend zu melden. Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 0221 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de an.