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„Mocro-Mafia“ in Düsseldorf?Drogenkrieg – Neue Erkenntnisse zum verdächtigen Polizeibeamten aus Bonn

Lesezeit 3 Minuten
Fassadenansicht in Düsseldorf: An einem Mehrfamilienhaus ist der Eingangsbereich durch eine Explosion beschädigt worden.

Düsseldorf: An diesem Mehrfamilienhaus ist der Eingangsbereich durch eine Explosion beschädigt worden.

Im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden aus den Niederlanden und Köln gibt es neue Details.

Am frühen Montagmorgen ist im Düsseldorfer Medienhafen vor einem Mehrfamilienhaus ein Sprengkörper detoniert. Derzeit überprüfen die Kölner Ermittlungsgruppe „Sattla“ und die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben, ob der Vorfall mit der Anschlagsserie des schwelenden Drogenkriegs zwischen einem niederländischen Rauschgiftnetzwerk und der Kölner Unterwelt zusammenhängt. „Der Modus operandi wirkt ähnlich, aber mehr ist dazu noch nicht zu sagen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Eingangsbereich bei einem Mehrfamilienhaus ist durch eine Explosion beschädigt worden. Die Glastür und Türrahmen sind beschädigt worden.

Der Eingangsbereich des Mehrfamilienhauses ist durch eine Explosion beschädigt worden. „Der Modus operandi wirkt ähnlich, aber mehr ist dazu noch nicht zu sagen“, so Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

Auslöser der Auseinandersetzungen war der Raub von 350 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth am 25. Juni. Seither gilt der Stoff im Wert von 1,5 Millionen Euro als verschwunden. In den Konflikt mit der sogenannten holländischen „Mocro-Mafia“ ist auch eine Drogenbande aus Kalk/Mülheim verwickelt. Etliche Tatverdächtige sitzen bereits in Untersuchungshaft. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits berichtete, soll der inzwischen inhaftierte Drogenschieber Aymen G. aus Kalk auch einen Polizeikommissar aus Bonn bestochen haben.

Der 25 Jahre alte Beamte in der Probezeit soll laut den Nachforschungen der Ermittler wiederholt in den polizeilichen Datensystemen alle strafrechtlichen Erkenntnisse über den Dealer G. abgefragt haben. Dies geht aus der Analyse von Chats hervor, die auf zwei bei ihm sichergestellten Handys gefunden wurden. Demnach verlangte der 25-Jährige für jede Auskunft aus dem Polizeicomputer 50 Euro je Personeninformation. In dem gesicherten Nachrichtenverlauf soll er erklärt haben: Das sei zwar viel Geld, aber er beschaffe G. auch eine Menge Infos. Als Aymen G. nicht zahlen wollte, drohte ihm der Polizeikommissar mit Konsequenzen.

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Abfragen im Polizeicomputer gegen Geld

Die Chatpartner lernten sich in einer Moschee kennen. Der deutsch-marokkanischen Polizist gilt als strenggläubiger Muslim. Über seinen Kontakt in das Kölner Rauschgiftmilieu, so der Tatverdacht, soll er tiefe Einblicke in den Drogenkrieg erhalten haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er auch für zwei weitere Akteure der Kölner Drogenbande Erkenntnisse zu deren Strafstatus abgefragt haben.

Zu diesem Ergebnis kamen die Ermittler, als sie die polizeilichen Datenplattformen überprüften. Jede Abfrage durch einen Polizisten ist dort dokumentiert. Insofern erhärtete sich der Verdacht, dass der Kommissar mutmaßlich Geheimnisverrat begangen hat – und das wohl in der Hochphase der Anschläge in Köln, Engelskirchen, Duisburg und Düsseldorf. Am 6. Juli wurde seine Wohnung durchsucht; währenddessen machte er einige Angaben. Zum Beispiel sei er von dem Drogendealer ausgenutzt worden.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen gegen den Kommissar durch abgehörte Telefonate. In Gesprächen hatte Aymen G. mit seinem Kontakt zu einem Polizisten geprahlt. Er gab an, mit diesem ein Video aufgenommen zu haben, in dem er alle Hintergründe und Akteure zum aktuellen Drogenkrieg aufgelistet habe.

Weiterer Verdacht: Verbindungen in die Islamistenszene

Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin ein Verfahren wegen Strafvereitelung im Amt ein, weil der Polizeikommissar die hochbrisanten Informationen aus dem Video nicht an die zuständigen Ermittler weitergegeben hatte. Zwar wurde der Clip von den Ermittlern bis heute nicht sichergestellt. Die Nachforschungen laufen jedoch weiter. Der Verteidiger des 25-Jährigen, Christoph Arnold, wollte sich auf Anfrage zu den Vorwürfen nicht äußern.

Auf den beschlagnahmten Handys fanden sich nicht nur die kompromittierenden Bestechungschats mit dem Kalker Rauschgifthändler. Die Analyse der Mobiltelefone förderte nach Recherchen dieser Zeitung zudem den Verdacht zutage, dass der beschuldigte Beamte Kontakte in die Islamistenszene unterhielt. Für seinen Bruder, der bei den Staatsschützern wegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung ins Blickfeld geraten ist, soll der Kommissar die Fahndungs- und Fallbearbeitungsplattform „VIVA“ angeklickt haben. Offenbar, so der Vorwurf, wollte er die Verdachtslage gegen seinen Bruder checken.