Köln – Klaus Rawe ist Kummer gewohnt – in seiner Praxis in Kalk ließen die Patienten auch schon vor der Coronakrise mal eine Rolle Toilettenpapier mitgehen. Aber jetzt ist er trotzdem fassungslos: Seine eigenen Patienten stehlen Desinfektionsmittel. Aus den Sprechzimmern und sogar von der Toilette. Und in solchen Mengen, dass der Allgemeinarzt kurz davor ist, seine Praxis zu schließen: „Ich habe jetzt nur noch zwei Liter da und wenn die weg sind, kann ich nicht mehr arbeiten.“ Schließlich müsse er Hygienevorschriften einhalten – sich selber regelmäßig die Hände desinfizieren, beispielsweise. Aber auch für Spritzen, die er als Sportmediziner öfter setzt, braucht er die Mittel. „Wenn ich kein Desinfektionsmittel mehr habe, mache ich zu.“

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Besonders sauer ist Klaus Rawe, weil er wegen Corona besonders viel investiert hat – Zeit und Geld. „Ich habe noch die letzen Desinfektionsmittel überteuert bestellt. Ich habe teure Schutzanzüge gekauft und habe als einer der ersten Ärzte hier in Vollmontur die Abstriche für Corona-Tests vorgenommen.“

Arzt hängt Zettel in der Praxis auf

Und gerade jetzt, wo er so dringend gebraucht wird, sabotieren die Patienten seine Arbeit: „Die sägen sich ja den Ast ab, auf dem sie sitzen. Ich kann ihnen dann ja nicht mehr helfen!“ Selbst Aushänge, in denen er mit Anzeige droht, konnten den Desinfektions-Klau nicht stoppen. Genauso wenig wie die Aufforderung am Eingang, keine Taschen mit in die Praxis zu nehmen. Dabei wissen die Desinfektions-Diebe – anders als beispielsweise in einem anonymen Krankenhaus – genau, wem sie schaden: Ihrem eigenen Arzt.

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„Manche Leute sind hysterisch“, seufzt Klaus Rawe. Dabei sei Desinfektionsmittel gegen das Corona-Virus noch nicht einmal nötig: „Ich sage meinen Patienten immer: „Waschen mit Seife oder Spüli reicht. Das macht die Viren kaputt!“ Es wurden sogar Flächendesinfektionsmittel geklaut, erzählt Rawe.

„Das ist ja nochmal eine Nummer schräger, die sind ja noch schärfer, damit kann man sich sogar schädigen.“ Jetzt hofft er, noch eine Apotheke zu finden, die ihm neues Desinfektionsmittel mischt. Damit er weiter für seine Patienten da sein kann. Auch für die Hysterischen.