Der Schulstart bringt nicht nur Herausforderungen für Kinder, sondern auch finanzielle Hürden für viele Familien.
Schulstart ohne Scham350 Schulranzen an Kölner Kinder aus bedürftigen Familien verschenkt
Wie viel kostet ein Schulranzen? Diese Frage stellt Pfarrer Franz Meurer gerne zu Beginn einer Unterhaltung über den Schulstart. Die Antwort darauf lautet 259 Euro, zumindest bei dem Scout-Modell in seiner Hand. „Das ist für viele Familien untragbar“, sagt der 72-jährige Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Theodor und St. Elisabeth in Vingst und Höhenberg. „Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander.“ Deshalb bat er die Kölner Prominenz um Spenden. Besonders in den Veedeln seiner Gemeinde seien die Kosten für den Schulstart der Sprösslinge oft eine große Last.
Mehr als 300 Schulranzen organisiert er jedes Jahr, um Kindern einen erfolgreichen Schulstart zu garantieren. Dieses Jahr sind es sogar 350, jeweils Hundert wurden von der Stiftung des 1.FC Kölns und der Laachende Hätze, dem Verein von Rosenmontagszugleiter Holger Kirsch, gespendet. 150 kaufte Meurer zu „sehr günstigen Preisen“, dem Verein „Tatort – Straßen der Welt“ ab. Hier setzen sich die Kölner Tatort Stars Dietmar Bär, Klaus Behrendt und Joe Bausch schon lange für einen gleichberechtigten und vollausgestatteten Schulstart ein.
Verschiedene Größen und Muster sind zu finden in der Kinderkleiderkammer der Kirche St. Theodor. Jeder Ranzen wird verschenkt inklusive Mäppchen und Turnbeutel. Die Verteilung läuft über die Kitas, über die Grundschulen oder direkt über die Eltern. „Die Erzieherinnen merken ja wie es den Familien geht, die rufen mich dann an und sagen wie viele Ranzen gebraucht werden.“ Wichtig dabei sei, dass die Kinder in der Regel nicht merken sollen, dass der neue Schulranzen gespendet wurde. „Die sollen denken, es sei ein Geschenk von den Eltern oder Tanten oder Großeltern“, sagt Meurer.
Die Einschulung sei ein unglaublich wichtiger Tag, dieser Startschuss dürfe nicht kaputt gemacht werden durch Gefühle der Ausgrenzung und Scham, erklärt er. „Mit Plastiktüten in die Schule gehen ist furchtbar.“ Aktuell bewegen sich die Preise von Marken-Schulranzen zwischen 200 und 300 Euro. Nur wer im Sale shoppt, zahlt weniger.
In der Kinderkleiderkammer der Gemeinde gibt es noch viele weitere Klamotten aber auch Spiele und Möbel. Alles ohne jegliche Bezahlung, ganz nach dem Motto „Zugehörigkeit ohne Leistung“. Gefüllt wird die Kleiderkammer durch Spenden. Aktuell werden verstärkt gebrauchte Kinderfahrräder gesucht, die auf Anfrage auch abgeholt werden können. Kleiderspenden sind Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 12 Uhr ohne Termin möglich. (rra)