- Bürgerverein fürchtet, dass Zweckentfremdung von Wohnraum zunimmt
Köln Humboldt-Gremberg – Zahlreiche Bürger sorgen sich, dass die Appartements und Wohnungen im Neubaukomplex an der Ecke von Wetzlarer Straße und Nassaustraße nach und nach in Hotelzimmer umgewandelt werden. „Uns liegen viele Klagen aus der Nachbarschaft vor, dass dort Leute mit Rollkoffern ein- und ausgehen, und die umliegenden Parkplätze ständig von Fahrzeugen aus anderen Städten oder anderen Ländern blockiert sind“, sagen Peter Peterlini und Claire Frings vom Bürgerverein IG Humboldt-Gremberg.
„Da wird in großem Stil Wohnraum zweckentfremdet, denn viele der Wohneinheiten werden durch ein Airbnb-Unternehmen an Tagestouristen vermietet.“ Und denen wird das unter der Bezeichnung „W 18“ (für Wetzlarer Straße 18) vermarktete Gebäude „in zentraler, ruhiger Lage in Köln-Deutz“ angeboten. Deutz sei ein spannendes Wohnviertel mit vielen Angeboten zur Nahversorgung (Einkaufen, Gesundheit, Entspannung), heißt es da weiter.
Firma bietet 137 Kölner Wohnungen an
„Das hört sich ja auch besser an als Humboldt-Gremberg, sozialer Brennpunkt, direkt am Bahndamm“, sagt Peterlini. Im Internet bietet die in Neu-Isenburg ansässige Firma Vegis Immobilien über ihr Kölner Büro noch alle 137 Wohnungen zur Miete an – voll möbliert und modern eingerichtet, mit Größen zwischen 19 und 47 Quadratmetern auf vier Geschosse verteilt, mit zwei Eingängen und zwei Aufzügen. Ein Ein-Zimmer-Appartement kostet ab 610 Euro Miete im Monat, Drei-Zimmer-Wohnungen gibt es ab 1775 Euro.
„Das ist doch bei Quadratmeterpreisen von teils mehr als 30 Euro weder ein Angebot für die Leute aus unserem Veedel noch für die Studenten der benachbarten Technischen Hochschule“, sagt Peterlini. „Ich glaube, das alles war von Anfang an auf einen Beherbergungsbetrieb angelegt. Damit lassen sich weitaus mehr Einnahmen erwirtschaften.“ Vermutungen, die auf Anfrage von Vegis-Immobilien teilweise bestätigt werden. „Ja, wir vermieten auch tageweise“, heißt es da, doch mehr wollte man dazu nicht sagen.
Seit 2014 gilt ein Zweckentfremdungsverbot
Die IG Humboldt-Gremberg hofft nun, dass sich Stadtverwaltung und Politik der Problematik annehmen. Schließlich gebe es in Köln seit 2014 ein Verbot der Zweckentfremdung einer Wohnung, zum Beispiel durch die Nutzung als Ferienunterkunft. Allerdings hatte die CDU-FDP-Landesregierung zunächst geplant, die rechtliche Grundlage für dieses Verbot abzuschaffen. Nun heißt es in Düsseldorf, diese Pläne seien vom Tisch. Um in der Rechtslage Klarheit zu bekommen, haben die beiden Kölner SPD-Landtagsabgeordneten Martin Börschel und Jochen Ott jetzt eine Anfrage an die Landesregierung gestellt.
„Wenn Kommunen tatsächlich weiterhin die Zweckentfremdung von Wohnraum verbieten dürfen, dann ist das erstmal eine gute Nachricht“, sagt Börschel. „Trotzdem ist die unnötige Verwirrung in der Zwischenzeit äußerst ärgerlich. Sie ist beispielsweise dafür verantwortlich, dass in Köln nicht mehr Mitarbeiter beim Wohnungsamt eingestellt worden sind, um den Missbrauch wirksam zu bekämpfen.“ Schätzungen zufolge werden in Köln gegenwärtig zwischen 5000 und 7000 Wohnungen verbotenerweise als Ferienunterkünfte genutzt, etwa für Touristen oder Messegäste. „Die Eigentümer verdienen sich damit eine goldene Nase – auf Kosten der Allgemeinheit“, klagt Ott. „Wohnungen sind zum Wohnen gedacht. Wenn sie als Hotel missbraucht werden, wird der ohnehin knappe Wohnraum noch geringer und damit immer teurer. Wir sind der Ansicht, dass alle Kölner eine Wohnung in der Stadt finden müssen, die sie sich leisten können.“