Köln – Kurz vor Karneval bahnt sich ein großes Ärgernis für Kölns Wirte an – und fast alle gehen hart mit der Stadt ins Gericht. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, sollen Drängelgitter vor Kneipen und Gaststätten in diesem Jahr an Karneval verboten werden. Die Nachricht kam nur eine Woche vor Weiberfastnacht und macht viele Wirte fassungslos. „Wenn wir die Gitter nicht mehr aufstellen, drängeln sich die Menschen bis auf die Straße. Das wäre viel zu gefährlich“, sagt Alexander Manek, der das „Haus Unkelbach“ in Sülz, den „Bier-Esel“ auf der Breite Straße und die Gaststätte „Zum Alten Brauhaus“ auf der Severinstraße betreibt. Vor dem „Haus Unkelbach“ habe es bis vor 15 Jahren keine Gitter gegeben. „Da gab es ständig Gedränge und Geschubse bis auf die Luxemburger Straße“, sagt Manek. Dann kamen die Gitter – und seither „gibt es kein Theater mehr“.
Angst vor Gefahrenquelle bei Notfällen
Die Stadt begründete den Schritt mit Sicherheitserwägungen. „Drängelgitter sind gerade an Karneval eine Gefahrenquelle“, sagte ein Stadtsprecher. Wenn es etwa eine Panik gebe, könnten sich Menschen mit den Füßen in den Gittern verfangen. Und sollte es im Innenraum brennen, könnten die Besucher auf der Flucht in die Gitter laufen. Absurd findet Manek die Argumentation der Stadt. „Ich habe noch keine Kneipe gesehen, bei der die Gitter direkt vor dem Eingang stehen. Die sind immer leicht versetzt, sodass der Fluchtweg frei ist. Vor der Tür stehen nur die Sicherheitskräfte“, sagt Manek. Und er ist sich sicher, dass das auch andere Betreiber so sehen. „In unserem Gruppenchat waren sich alle Wirte einig, dass das Verbot Quatsch ist“, sagt Manek.
Dem schließt sich die Betreiberin einer weiteren bekannten Karnevalskneipe an. „Wenn die Drängelgitter nicht wären, würden die Leute bis auf die Kreuzung stehen und dort vom Auto überfahren werden“, sagt die Wirtin, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Wir haben wirklich genug Fluchtwege hier.“ Dass sie so kurzfristig über den „Kölner Stadt-Anzeiger“ von dem Verbot hört, wundert sie umso mehr. „Die Stadt hätte uns ja mal um eine Einschätzung bitten können“, sagt sie verärgert. Als Kompromiss schlägt sie sogenannte Flatterbänder vor. Solche Plastikabsperrungen gibt es etwa auf Baustellen und könnten im Notfall leicht durchtrennt werden.
Ähnlich ginge das auch mit Drängelbändern, wie es sie an Flughäfen, Messen und Bahnhöfen gibt. Die bringt Frank Hennes ins Spiel. Der Betreiber der kölschen Gaststätte „Bei d’r Tant“ auf der Cäcilienstraße verzichtet seit jeher auf Gitter und hat keine Probleme mit drängelnden Menschen vor dem Eingang. „Bei uns klappt es gut, dass die Mitarbeiter an der Tür aufpassen. Wer zuerst da war, kommt auch zuerst rein“, sagt Hennes. „Damit haben wir den Zugang genauso gut geregelt wie mit Drängelgittern.“ Die hat er schon immer für „eine riskante Sache“ gehalten. „Wenn etwas passiert, stehen die Dinger eben da“, sagt er. Die Textilbänder, die zwischen einzelnen Ständern aufgespannt werden, hielte er aber für eine praktische und sichere Lösung. „Die kann man ja schnell einrollen, wenn es nötig werden sollte.“
Dass er und seine Besucher ein klassisches Drängelgitter brauchen werden, steht für Manek unterdessen außer Frage. „Ich werde die trotz des Verbots aufstellen. Sonst würde hier totales Chaos herrschen“, sagt er. Früher, als er noch nicht auf die Gitter setzte, habe ihm die Polizei gesagt, er müsse etwas gegen das Chaos vor seiner Tür tun. Dem sei er gefolgt. „Ich habe alles in meiner Verantwortung getan, damit Ruhe ist.“