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„Kleiner bedeutet nicht simpler“Wagenbauer feilen an Figuren für den Mini-Zoch

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Wagenbau 2021 Lady Liberty

In der Wagenbauhalle des Festkomitees entstehen die Figuren für den Rosenmontagszug.

Köln – Das Schild „D’r Zoch kütt“ kündigt den Start des Rosenmontagszuges an. Es ist zugleich die Eröffnung einer einzigartigen mobilen Kunstausstellung. Die Unikate, die beim Miniaturzug 2021 durch die Kulissen der Süd- und Altstadt fahren, wurden in den zurückliegenden Wochen in der Wagenbauhalle des Festkomitees am Maarweg gebaut.

Weil bei diesem besonderen Zug alles ein paar Nummern kleiner ausfällt, müssen nicht nur Prinz, Bauer und Jungfrau sich erstmals in der fast 200 Jahre währenden Geschichte des organisierten Karnevals einen Festwagen teilen, auch die neun Traditions-Korps haben nur ein Gefährt. „Die Präsidenten brauchen sich aber nicht zu knubbeln. Es gibt zwar nur einen Wagen, der wird aber jeweils passend zur Gesellschaft umdekoriert“, sagt Kirsch.

Wagenbau 2021 Styropor

Die Styropor-Figur in der Entstehung.

Völlig neue Dimensionen für die Wagenbauer

Auf die Wagenbauer Werner Blum, Lisa Labusga, Jörg Liebetrau, Ines Hock und Peter Hochscheid warteten völlig neue Dimensionen. Gebaut wurde ungefähr im Maßstab 1:3. Die Persiflagewagen sind etwa 2,40 lang, die von Zugleiter, FK-Präsident und Dreigestirn 40 Zentimeter kürzer. Bei der Tiefe sind alle wieder auf einer Linie: 80 Zentimeter. „Da haben wir uns an den Maßen der Hänneschen-Bauten wie Severinstorburg oder Rathaus orientiert“, sagt Werner Blum.

Es gibt zwar ein paar Traktoren im Zug, die sind aber nur fürs Auge. Die Wagen haben keine Räder und werden nicht gezogen. Wie sie sich dennoch ihren Weg über die Severinstraße und über den Alter Markt bahnen, bleibt geheim und ist Teil der (gefilmten) Illusion.

80 Stunden Arbeit für eine Figur

Die Figuren der Persiflagen sind maximal 1,50 Meter hoch. Für Wagenbauer Blum ist der Miniaturzug ein „echt großes Projekt. Wir waren während der Arbeit ganz beseelt. Super, dass das geklappt hat.“ Obgleich es eine Menge Arbeit war. „Kleiner bedeutet nicht simpler.“

Wagenbau Lady Liberty Nahaufnahme

80 Stunden brauchte die Arbeit an „Lady Liberty“.

Gut und gerne 80 Stunden Arbeit stecken etwa in der Figur der Freiheitsstatue. Das Schnitzen aus Styropor erlaubt filigraneres Arbeiten als bei den großen Wagen, wo mit Latten, Drahtmatten und Pappmaché gearbeitet wird. Jörg Liebetrau ist angetan: „Die Liberty war eine sehr dankbare Figur. Der Faltenwurf des Gewandes erzählt viel über die Haltung der Freiheitsstatue. Falte für Falte wurde die innere Spannung der Figur deutlich, wie sie den Arm mit der Fackel hebt oder einen Schritt nach vorne macht. Das war faszinierend und hat richtig Spaß gemacht“, erzählt er. Die Oberfläche der fertigen Figur wurde mit einer Kunstfasermischung behandelt und ausgehärtet.

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Kaum war die Figur fertig, sauste ihr ein Hackebeil auf den Kopf und teilte sie in der Mitte durch. „Das ist mir nicht schwer gefallen. Der Entwurf und die Aussage dahinter sind Spitze“, sagt Liebetrau, „und das Gewand wirkt so eben doppelt.“ Zumal Ariane Paffenholz, seit ihrem sechsten Lebensjahr fast immer dabei, die beiden Hälften dann in etwa sieben Stunden bemalte. Erst so kommen sie Falten richtig zu Geltung.