Köln – Auch wenn in dieser Session alles etwas anders ist, an einer Tradition wird festgehalten: Am Rosenmontag heißt es „D'r Zoch kütt“. Wenn auch nur als Fernsehaufzeichnung im Miniformat mit Puppen und Kulissen aus dem Hänneschen, so aber doch mit fast allem, was das Original so einzigartig macht: von den Blauen Funken an der Spitze bis zum Finale mit dem Dreigestirn. Und da sind Prinz, Bauer und Jungfrau – anders als im echten Leben – gemeinsam auf einem Wagen. Dazwischen Traditionskorps, Tanzgruppen und Musikkapellen – insgesamt 155 Stockpuppen aus dem Hänneschen-Fundus und fünf Pferde kommen zum Einsatz. Dazu auch einige aufwendig dekorierte Festwagen sowie 16 Persiflagewagen, die Zugleiter Holger Kirsch am Dienstag vorstellte.
„Die wären so zu normalen Zeiten auch durch die Straßen der Stadt gerollt, diesmal in einer schönen, coronakonformen Alternative und im verkleinerten Maßstab von 1:3 über eine 32 Meter lange Bühne“, sagte Architekt Kirsch, der sich mit seinem Kreativ-Team Kritzelköpp eng ans aktuelle Sessionsmotto „Nur zesamme sin mer Fastelovend“ gehalten hat. Das zieht sich – wie schon im Vorjahr die „Veedels“-Hymne der Bläck Fööss – wie ein roter Faden durch den Zug („Das ist schon der Anspruch“) und macht so Kirschs Handschrift erkennbar.
Und so beginnt jedes Motto der 16 Motivwagen, mit dem die Narren der Gesellschaft und vor allem der Politik und der Obrigkeit den Spiegel vorhalten wollen, mit „Nur zesamme ...“
Wie gewohnt werden lokale, nationale und internationale Themen abgedeckt, auch wenn die Corona-Pandemie und der Umgang damit die Aussagen und Darstellungen der Persiflagewagen dominiert. So heißt es zu einem traurigen kölschen Jeck, dessen Bewegungsfreiheit durch eine Viruskugel am Fuß eingeschränkt ist, „Nur zesamme kumme mer he erus“ und mit Blick auf die party- und feierwütigen Touristen in Ischgl und auf Mallorca lästert man „Nur zesamme sin mer Hotspotter“.
Leere Regale, mit Klopapier gefüllte Einkaufswagen – auch die Hamsterkäufer bekommen ihr Fett weg.
Nur zesamme ... sin mer Hamsterkäufer
Copyright: Kölner Festkomitee
Und bei den Geisterspielen im Fußball fällt der Fan in Tiefschlaf. Lustig macht man sich über Beherbergungsverbote, von denen Weihnachten auch Maria und Josef in Bethlehem betroffen sind, oder über die Umbenennung der Stadt in „Ökolonia“ – nach dem Wahlerfolg von Oberbürgermeisterin Reker und den Grünen.
Richtig ausgeteilt wird gegen die katholische Kirche und ihren Umgang mit dem Missbrauchsskandal: Schwarze Schafe werden kurzerhand in einer kirchlichen Waschmaschine gereinigt und gesäubert – fertig.
Nur zesamme ... sin mer nit nur sauber, sondern rein
Copyright: Kölner Festkomitee
Scharf kritisiert werden auch die Arbeitsbedingungen in Fleischfabriken und auf Spargelfeldern (Kirsch: „Hauptsache, der Profit stimmt“), das Nicht-Verhalten der Europäischen Union zur Situationen im Flüchtlingslager Moria („Eine Schande ist das“), die kruden Verschwörungstheorien von Pop-Sänger Xavier Naidoo und TV-Koch Attila Hildmann oder auch die AfD, die wie ein „Fähnchen im Wind“ von einem Scheißhaufen (Pegida) zum nächsten (Querdenker) springt.
Gleich auf zwei Wagen geht es um das von Donald Trump geplagte Amerika.
Nur zesamme... sin se united
Copyright: Kölner Festikomitee
Einmal spaltet die Axt Trump die Freiheitsstatue, während in einem anderen Motiv Joe Biden als Dr. White-House und Schwester Kamala Harris die verbeulte „Statue of Liberty“ auf der Bahre Richtung Notaufnahme schieben.
Den Zoch 2021 überträgt der WDR an Rosenmontag, 15. Februar, um 14 und um 22.30 Uhr.
