Köln – Die aktuelle Puppensitzung im Hänneschen zum Motto „Zom Laache en d'r Keller“ als Stream im Internet und ganz ohne Publikum – geht das eigentlich? Ja, es geht, aber es ist schwer gewöhnungsbedürftig. Zumal man ja als Zuschauer weiß, dass Applaus und Gelächter, die „Kölle Alaaf“- und die „Herr Präsident, die Woosch“-Rufe vom Band in die Aufzeichnung eingespielt wurden.
Da hatte Toningenieur Daniel Zierman wohl richtig viel Arbeit. Auch wenn eingefleischte Hänneschen-Fans und regelmäßige Besucher der Puppensitzung schon Abstriche machen müssen, einige liebgewordene Figuren wie das Gesangs-Quartett oder das singende Skelett Skully (Was soll man auch als Publikumsliebling machen, wenn kein Publikum da ist?) diesmal gar nicht dabei sind und die Show zeitlich auf fast ein Drittel des normalen Pensums reduziert ist, sind es doch 84 recht unterhaltsame Minuten geworden.
Corona-Beschränkungen sind deutlich zu spüren
Dabei sind die Auswirkungen der Corona-Beschränkungen durchaus deutlich zu sehen und zu hören. Es dominieren Solo-Nummern und Duette, denn hinter den Kulissen müssen Puppenspieler und Musiker die Abstandsregeln einhalten und teilweisen auch Masken tragen.
Wie eine Klammer wirkt der „Mer singe Alaaf“-Sessions-Hit von Brings. Zum Auftakt – nach Bildern von einer leeren Altstadt, einem leeren Foyer und seinem leeren Saal – verschwinden Peter Brings als Gaststar „hinger d' r Britz“, um dann im Puppenformat aufzutauchen und zu singen. Zum Abspann der Aufzeichnung wird dasselbe Lied von einem einsamen Hänneschen (gespielt von Alexis Berg) angestimmt. Wie das Hänneschen waren auch die meisten Traditionsfiguren aus Knollendorf nur kurz (Bärbelchen,Tünnes und Schäl, Besteva und Marizebell) oder gar nicht zu sehen (Mählwurms Pitter, Schnäuzerkowsky).
Während unter der Regie von Röschen (Heike Huhmann) eine Kellerparty vorbereitet wird und einzelne Figuren mit allerlei Requisiten und Gästen über eine imaginäre Treppe in den Untergrund verschwinden, spielt die Handlung in einer Hinterhof-Kulisse. Dort kümmern sich Präsident Schäng (Georg Lenzen) und Speimanes – wird von Schäng als „Super-Spreader“, „Wandelnder Hotspot“ und „kleine Viren-Seiver-Schleuder“ bezeichnet - ums Programm und die legendäre Woosch.
Ludwig Sebus und „Klimpermännchen“ Thomas Cüpper im Miniformat singen „Und dann jonn mer en de Kellerbar“ während Zänkmanns Kätt (Silke Essert) und Köbeschen (Renate Vesen) wie schon im Vorjahr mehrfach für ihre Ajuja-Partei werben, verstärkt auf Online-Auftritte („Jede Doof is hück em Internet“) setzen und zur „Alles för die Liebe“-Melodie der Bläck Fööss singen: „Alles för e paar Clicks. Bitte abonnieren und dann kommentieren. Un wenn d'r Blödsinn dir jefällt, dann teil ihn met d'r Welt.“
Ex-US-Präsident Donald Trump darf wohl ein letztes Mal für Lacher sorgen und taucht zum Gesang der drei Iesermaat-Sissis an seinem Schreibtisch sowie in der Rede von Kehrmännchen Manni (Lenzen) in einer Mülltonne auf. Und das wohl schönste Lied der Show – eine Komposition der Band Klabes - steuern Gitarrist Wolfgang Seyffert und Puppenspieler Stefan Mertens (spielt auch den Manes, den Cüpper und den Trump) als Duo „Schmal un Stoppe“ bei. „Mer kriejen et nit hin, ne echte kölsche Jung zo sin. Er wor alles ömesöns, denn bis hück maach ich kein Flönz.“ Dieses Duett, ebenso die Iesermaat-Sissis und die Einlagen von Zänkmanns Kätt und Köbeschen sind echte Highlights der Sitzung und auch als Stream durchaus ganz großes Kino.
Zur Sitzung: Die Puppensitzung 2021 „Zom Laache en d’r Keller“ ist vom 30. Januar bis 17. Februar beim Onlineportal Jeckstream zu sehen.Karten kosten je 11,11 Euro. Darauf befindet sich ein Code, den man zum einmaligen Streamen der Sitzung verwenden kann.