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„Füreinander da“Kölner Prominenz reagiert auf Spendenaktion des Karnevals

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Cat Ballou Symbol Spendenaktion

Cat Ballou hat  mit ihrem aktuellen Sessionstitel „Do bes nit allein“ den zugehörigen Soundtrack zur Spendenaktion des Kölner Karnevals beigesteuert. (Symbolbild)

Köln – „Dramatisch“ sei die Lage bei manchem Roadie, sagt Seyhan Krämer (40), Tontechniker von „Fiasko“. Rund 80 Auftritte hatte die vierköpfige Band in der letzten Session, übers Jahr etwa 170. Vor Corona. Seither geht fast nichts mehr.Hier geht's zur Spendenaktion des Kölner KarnevalsMit krassen Folgen für die die Crew: ein Tontechniker, vier Schlepper, diverse Aushilfen – ohne Arbeit. Hochgerechnet auf rund 70 Bands, die im Kölner Karneval aktiv sind, lässt sich die Dimension des Totalausfalls erahnen.

Hinzu kommen diverse Manager, Bürokräfte, Fahrer. „Ich habe einen Hauptjob, bin Abteilungsleiter bei einem großen Gebäudereinigungs-Unternehmen“, sagt der Vater von zwei Kindern, „aber viele Roadies sind Soloselbstständige, die außerdem Technik vermieten.

Seyhan Krämer Roadie

Roadie Seyhan Krämer

Wenn die Hartz IV beantragen, müssen die erstmal ihr Equipment verkaufen, um liquide zu werden.“ Das sei sinnfrei, denn erstens bekomme man für die Ausrüstung im Moment fast nichts, zweitens sei die Rückkehr in den Job nach dem Lockdown ohne Technik schwierig. Seine Angst ist, „dass gute Leute der Branche verloren gehen“. Was fehle, sei eine gemeinsame Stimme. „Die schwarz gekleideten Männer, die hinter den Stars auf der Bühne malochen, sind meist keine großen Redner.“

Das Unterstützer-Video zum Cat-Ballou-Song „Do bes nit alein“ ist über die Social-Media-Kanäle aller Beteiligten sowie bei Youtube und bei der Kölsch-Akademie zu sehen.

So reagiert die Kölner Prominenz auf die Spendenaktion des Kölner Karnevals

Henriette Reker: „So sind wir Kölner: Wenn es ernst wird, sind wir füreinander da. Leider ist der Karneval in diesem Jahr ziemlich ernst – die Säle und Hallen bleiben leer. Vielen von denen, die sonst dafür sorgen, dass auf der Bühne gelacht und getanzt wird, steht das Wasser bis zum Hals.“

Wolfgang Bosbach: „Wir dürfen nicht nur an die Stars des Karnevals denken, wir müssen auch die Menschen im Blick haben, die die Arbeit hinter der Bühne machen.“

Herbert Geiss, Deiters-Chef: „Der ganze Veranstaltungsbereich ist aktuell am Boden. Da ist der Zusammenhalt jetzt wichtiger denn je, und der Karneval ist ein ganz guter Schlüssel dafür. “

Horst Müller, Agentur alaaf.de: „Zum Glück ist aber auch der Zusammenhalt im Karneval größer als in anderen Bereichen der Gesellschaft. “

Bernd Stelter: „Viele Menschen in meiner Branche sind bedroht. Dabei geht es nicht um Künstler wie mich. Aber um junge Einsteiger in den Job, die gerade erst in Equipment investiert haben.“

Henning Krautmacher, Höhner: „Im Moment ist noch nicht abzusehen, was nach der Pandemie überhaupt noch vom Fastelovend übrig bleibt. Manche Leute aus dem Karnevalsbetrieb müssen jetzt was völlig anderes machen, um ihre Familien zu ernähren.“

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Volker Weininger: „Die staatlichen Hilfen reichen für die Leute hinter der Bühne an vielen Stellen nicht aus. Daher ist eine Aktion wie „Mer looße üch nit allein“ so wichtig.“

Stefan Löcher, Lanxess-Arena: „Für so eine Aktion stellen wir die Arena natürlich gerne und kostenlos zur Verfügung. Es geht ja zum einen darum, auf die aktuelle Misere und nach einem Jahr immer noch bestehende Perspektivlosigkeit der Veranstaltungswirtschaft insgesamt hinzuweisen und zum anderen für die unzähligen Künstler jedweder Art im Karneval und deren besonders betroffenen Crews zu sammeln.“

Oliver Niesen, Cat Ballou: „Es ist schon eine seltsame Zeit, das bekommen wir in der Band jeden Tag sehr stark mit – auch wenn es andere härter getroffen hat als uns. Jede Form von Solidarität ist im Moment wertvoll. Wir müssen alle auch mal nach rechts und links gucken, da gibt es viele, denen es schlechter geht als uns. Darum engagieren wir uns für die Aktion.“

Dieter Steinkamp, Rhein-Energie: „ Wir denken jetzt an diejenigen, die uns den Fasteleer sonst in seiner unvergleichlichen Art ermöglichen: Von den Künstlern über die Techniker und Gastronomen bis hin zu den vielen oft unerkannten Helfern, die in dieser Lage unsere Hilfe brauchen.“