AboAbonnieren

Kölner KarnevalVon Paveier bis Mätropolis – Diese elf Songs der Session sollten Sie kennen

Lesezeit 6 Minuten
16.02.2022, Köln: Loss mer singe Sitzung im Theater am Tnzbrunnen mit Miljö und Aluis. Foto: Stefan Worring

Unter den Hunderten von Liedern, die jede Session veröffentlicht werden, sind immer wieder einige mit Hitpotenzial. Eine Auswahl. (Archivbild)

Wir haben elf vielversprechende Lieder dieser Session, inklusive ihrer Refrains zum Text-Üben, gesammelt.

Es gibt Lieder, die überdauern Jahre oder gar Jahrzehnte. Karl Berbuers „Heidewitzka, Herr Kapitän“ von 1936 ist bald 90 Jahre alt – und wird immer noch in jedem Kölner Saal lauthals mitgesungen. Zugegeben, Lieder dieser Strahlkraft sind eine Seltenheit. Trotzdem sind unter den Hunderten von Liedern, die jede Session veröffentlicht werden, immer wieder einige mit Hitpotenzial. Wir stellen elf vor, die dieser Tage in den Sälen und Kneipen mitgesungen werden und auch kommendes Jahr noch gute Überlebenschancen haben.

„Su lang die Welt sich drieht“ – Brings

Brings bei der Lachenden auf der Bühne

Brings sind diese Session politisch unterwegs.

„Mir stonn all, all, all an d'r Thek Su lang die Welt sich drieht Wenn d'r kölsche Jung opsteiht Un för uns Freiheit op die Stroße jeiht“

Nach dem Liebeslied „Romeo & Julia“ im vergangenen Jahr beziehen Brings diese Session mit ihren Karnevalsliedern politisch Stellung. In „Bunte Brücke“, ein Feature mit Eko Fresh, besingen sie Kölns Vielfalt, in „Su lang die Welt sich drieht“ geht es um den Kampf um die Freiheit. Damit treffen sie den Zeitgeist und greifen die Demonstrationen des vergangenen und dieses Jahrs auf, bei denen Zehntausende Kölnerinnen und Kölner für die Demokratie auf die Straße gegangen sind.

„Rakete“ – Mätropolis

Mätropolis

Mätropolis zünden diese Session eine Rakete.

„Mer starte die Rakete, dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä Dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä, dä-dä-dä-dä-tätärä Mer starte die Rakete, dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä Dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä-dä, dä-dä-dä-dä-tätärä“

Vorab: Keine Gewähr auf die Anzahl der tatsächlichen „dä“s. Ob nun ein „dä“ mehr oder weniger, klar ist: Mätropolis „Rakete“ ist so simpel wie eingängig. Da kann jeder Jeck noch – unabhängig von seinem vorangegangenem Kölsch-Konsum – mitgrölen. Schon vergangene Session hatte die Band um Linda Teodosiu mit „Schluck Schluck“ einen ohrwurmfähigen Partysong geliefert, mit „Rakete“ haben Mätropolis noch einen draufgelegt.

„Bär“ – Räuber

Räuber-Frontmann im Bärenkostüm

Räuber-Frontmann Sven West trat bei der „Elfter im Elften“-Party in der Lanxess-Arena passend im Bärenkostüm auf.

„He kütt d'r Bär La-la-la-la-la, la-la-la-la-la, la-la-la-la-la He kütt d'r Bär La-la-la-la-la, la-la-la-la-la, la-la-la-la-la He kütt d'r Bär“

Wer kennt es nicht? Die jährliche Suche nach dem perfekten Kostüm. Doch während die einen stundenlang an der Nähmaschine und Klebepistole sitzen, schlüpfen die anderen in das simple Ganzkörperkostüm. Unkompliziert und warm. Bei den Räubern ist das Tier der Wahl diese Session der Bär. Der Partysong hat nicht das gleiche virale Potenzial wie sein Vorgänger „Oben unten“, die Choreografie zu dem Lied kennt mittlerweile jeder Jeck. Animiert trotzdem ausreichend zum Mitsingen.

„Au revoir“ – Höhner

Höhner auf der Bühne

Die Höhner besingen mit „Au revoir“ eine Urlaubsliebe.

„Au revoir, ma chérie Met uns zwei, dat klapp doch nie Au revoir, ma petite Doch dich verjess ich nie Op mich waade neue Abenteuer Drache un wilde Ungeheuer Goodbye, au revoir, ma chérie Doch dich verjess ich nie“

Schlau ist eine musikalische Zusammenstellung ja eigentlich dann, wenn sie für jeden etwas bietet – „Au revoir“ von den Höhnern bedient in dieser Session die Freunde klassischerer Feier-Schlager-Party-Musik. Fängt an wie ein walzeriger Schiebe-Schunkelsong, erhöht dann das Tempo und wechselt wieder zurück zum Walzertakt. Und: Den Text vergisst man ganz sicher nie wieder.

„Wenn et Leech usjeiht“ – Kempes Feinest

„Ey, du darfs jetz noch nit jonn Dat es noch nit dä letzte Song Weil dat Beste eetz passeet Wenn et Leech usjeiht“

„Wenn et Leech usieiht“ braucht kein Dreimalhören, der Titel zündet sofort, und er macht, dass man ganz dringend tanzen muss oder das macht, was man dafür hält. Kempes Feinest beschreiben darin das Gefühl, das einem gute Partys, gute Abende geben, die am allerliebsten nie zu Ende gehen sollen und wenn es nur ums Jetzt und nicht ums Morgen geht. Hinzu kommt: Nici Kempermann klingt, als würde sie beim Singen dauerlächeln – und das färbt ab.

„Hück es die Naach“ – Paveier

„Hück es die NaachHück will keiner mieh heimHück es die NaachHück bliev keiner alleinVerjessen sin Krisen en Nächten wie diesenNur für ne kleine MomentHück es die NaachDie uns keiner mieh nimmp“

Ein Mann in den besten Jahren – vielleicht hat er sie auch schon hinter sich – erinnert sich: „Met Bulli ans Meer, zehn Mann keine Cent mieh, un dä Tank wor leer.“ Die Paveier liefern damit keineswegs eine sentimentale Alt-Herren-Nummer ab, sondern rufen dazu auf, noch einmal wie früher das Leben ohne Kompromisse zu feiern. Die zentrale Botschaft lautet: Es ist nie zu spät, noch einmal verrückt zu sein! Und dafür kann in jedem Saal „hück die Naach“ sein.

„Ding Südkurv“ – Kasalla

Kasalla beim Videodreh zu „Ding Südkurv“ im Südstadion

Kasalla haben das Musikvideo zu „Ding Südkurv“ im Südstadion gedreht.

„Ich ben ding Südkurv, dinge UltrafanKeiner lösch dat Füür, dat för immer in mir brenntE Levve lang ding Südkurv ohne Ävver oder WennDenn ich bliev för immer dinge Hooligan, dinge jrößte Fan“

Nimmt man einen der „Loss mer singe“-Abende als Gratmesser, haben Kasalla (nach „Sing mich noh hus“ und „Wenn ich ne Engel bin“ mit Ludwig Sebus) schon wieder erfolgreich abgeliefert: Zu „Ding Südkurv“ liegen sich alle in den Armen, whoo-ooo-ooo-en gemeinsam, feiern den Song, in dem es – anders als der Titel vermuten lässt – gar nicht um Fußball geht. Thema ist vielmehr die Bedingungslosigkeit, mit der man sein Kind liebt – für alle kinderlosen ist das bestimmt auch ausdehnbar auf andere echte Herzensmenschen.

„Du kriss Kölle nit us mir“ – Bläck Fööss

„Du kriß mich us Kölle, ävver Kölle nit us mir Dausende Erinnerunge, deil ich nur met dir Met jedem jraue Fleck verbingk ich irgendjet Vielleich krißte mich us Kölle, ävver Kölle nit us mir“

Die Bläck Fööss singen in dieser Session über das Gefühl, das wohl jede Kölnerin und jeder Kölner nachempfinden kann. Man mag die Stadt verlassen, aber die Erinnerungen, die man mit ihr verbindet, bleiben für immer. Balladen sind immer ein Wagnis, die meisten Bands setzen verstärkt auf Partysongs. Mit diesem Heimatliebe-durchtränkten Stück ist den Bläck Fööss jedoch ein Schunkel-Garant gelungen.

„Konfetti in der Hand“ – King Loui

„Alle meine Freunde ham Konfetti in der Hand (4x) Dat es nit L.A. oder Berlin nit su Schicki Micki wie die Lück us Wien. Weil dat es Köln, ming Revier Do kriss mich us'm Veedel, doch et Veedel nit us mir!“

Als King Loui 2021 ihr Debüt-Album „Hausparty“ veröffentlichten, setzten sie musikalisch auf Disco-Pop, mal funky, mal mit Rap-Einlagen. In dieser Session kommen sie mit viel Tempo daher: „Konfetti in der Hand“ erinnert musikalisch sehr an die Chemnitzer Pop-Punkband Kraftklub und punktet vor allem bei jüngeren Jecken: Ein Hoch auf das Veedel – und all die Besonderheiten, die Köln von anderen Städten unterscheidet.

„Guter Stern“– Cat Ballou

Cat Ballou

Cat Ballou bringen die Arena auch mit Deutsch-Pop zum Tanzen.

„Es ist schon viel zu spät Um allein nach Haus zu geh'n Ey, guck ma', wo wir steh'n Unter einem guten Stern“

Ob die hochdeutsche Popnummer zwischen kölschen Balladen und Partysongs nicht fehl am Platze ist, darüber lässt sich streiten. Es lässt sich aber nicht abstreiten, dass Cat Ballou es damit vermag, Säle zum Singen und Tanzen zu motivieren. Ihrem Erfolg bei Sitzungen scheint die schrittweise Abkehr vom Kölschen keinen Dämpfer zu verpassen.

„Süpers Häns“ – Ludwig Sebus

Das Cover von Ludwig Sebus neuem Lied zeigt Sebus und Hans Süper im Studio von Dabbelju.

Das Cover von Ludwig Sebus neuem Lied zeigt Sebus und Hans Süper im Studio von Dabbelju.

„Süpers Häns, do brahts uns off zum Laache.Super Kölsch, dat loch dir op der Zung“

Er war einer seiner besten Freunde: Der Tod von Hans Süper hat bei Ludwig Sebus Spur hinterlassen – nun setzt er mit 99 Jahren dem wohl größten Clown Kölns ein musikalisches Denkmal: „Süpers Häns“ reflektiert das Leben des Komikers und ist ein Dankeschön für die Lacher, die er uns geschenkt hat. Musikalisch erinnert das Ganze mit vielen Bläsern an eine Nummer einer Zirkus-Band. Und das hätte auch Hans Süper gefallen.