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Tierarzt zu Unfall an Karneval„Für umfangreiches Pferde-Training fehlt oft die Zeit“

Lesezeit 3 Minuten
Unfall Pferde Rosenmontag 2 dpa

Der Unfall in der Nähe des EL-DE-Haus: Rettungskräfte versorgen Verletzte

  1. Der Overather Tierarzt Dr. Herbert Dreesen ist einer der neun Tierärzte, die die Pferde beim Rosenmontagsumzug im Auftrag des städtischen Veterinäramtes kontrolliert haben.

Herr Dreesen, wie geht es den beiden Pferden, die beim Rosenmontagsumzug durchgegangen sind?

Die beiden Kutschpferde haben so gut wie keine Blessuren. Das Gemeine ist ja, dass die Tiere wahrscheinlich wegen Fremdeinwirkung durchgegangen sind. So etwas macht natürlich kein Pferd mit, da kann es noch so gut vorbereitet sein. Pferde sind am Ende des Tages immer noch Fluchttiere. Da ist es ein ganz normales Verhalten, dass das Tier wegläuft, wenn es provoziert wird. Diese unsichere Komponente ist immer dabei. Unterm Strich muss man aber sagen, dass das noch glimpflich ausgegangen ist. Es hätte viel mehr passieren können.

Aber ist das nicht ein Risiko, das man immer in Kauf nimmt, wenn man Pferde einer solchen Stresssituation wie einem Karnevalsumzug aussetzt?

Das ist ein Risiko, keine Frage. Aber, wenn die Tiere absichtlich provoziert werden, kann man sich da nicht vor schützen. Das sind genau die Situationen, die Öl in das Feuer der Kritik der Tierschützer kippen, die sagen, die Karnevalsumzüge seien ein ungewohntes Umfeld, das sei zu viel Stress für die Pferde.

Herbert Dreesen

Tierschützer sagen auch, es sei eine grundsätzliche Quälerei, wenn Pferde in einem Karnevalsumzug dabei sind. Haben sie recht?

„Tierquälerei“ ist der falsche Begriff. Die Definition setzt ja voraus, dass da jemand den Tieren absichtlich Leid zufügen will. Das will im Karneval natürlich niemand. Ansonsten ist das natürlich eine grundsätzliche Frage, wie man mit den Tieren umgeht. In der freien Wildbahn wird es auch keine Reitturniere geben, da wird auch kein Pferd über Hindernisse springen oder sich freiwillig vor einen Anhänger stellen. Ein Karnevalsumzug ist auf jeden Fall eine Extremsituation, an diese Situation kann man das Pferd aber gewöhnen.

Kann man ein Pferd wirklich an laute Musik, an Tausende Menschen und die vielen anderen Eindrücke des Karnevals gewöhnen?

Ja, man kann ein Pferd mit dem entsprechenden Training an fast alles gewöhnen. Bei den meisten Reitern und Pferden im Rosenmontagszug fehlt allerdings die Zeit für dieses umfangreiche Training – und letztendlich auch an Möglichkeiten, das Pferd an alle Situationen zu gewöhnen. Und schließlich kommt es auch auf das Tier selbst an. Es ist nicht jedes Pferd dafür geeignet, in einem Karnevalsumzug zu laufen. Halbblüter und englische Vollblüter sehe ich eher nicht in einem Zug, ein holländischer Friese passt da schon besser hin.

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Sie haben sich am Rosenmontag im Auftrag des städtischen Veterinäramtes als einer von neun Tierärzten die Pferde im Zug angeschaut. Was kontrollieren Sie da?

Wir haben bei 50 Tieren stichprobenweise Blutproben genommen. Bei einigen davon bestand der Verdacht, dass die Tiere Beruhigungsmittel bekommen haben. Das war vor 20 Jahren ganz normale Routine, heute ist es verboten, weil die Tiere in ihrer Reaktion nicht gehemmt werden sollen. Die Ergebnisse der Tests liegen voraussichtlich Ende der Woche vor. Das Veterinäramt hat außerdem die Reiterpässe kontrolliert und überprüft, ob die Pferde eine sogenannte Gelassenheitsprüfung absolviert haben.