Die Jecken hatten ihre Kostüme an Weiberfastnacht am Tanzbrunnen an den Regen angepasst. Der „Sitzungspräsident“ genoss seinen auftrittsfreien Tag.
Party am TanzbrunnenKasalla nimmt Bad in der Menge – Emotionaler Auftritt der Bläck Fööss
„Mein Opa hat immer gesagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“, sagt Michael. Und der muss es schließlich wissen – schließlich ist er als Wetterfrosch verkleidet.
Die Weiberfastnachtsparty von Radio Köln und „Kölner Stadt-Anzeiger“ Medien am Tanzbrunnen findet am Donnerstag unter freiem Himmel statt. Die Besucherinnen und Besucher hat das nicht abgehalten. Die Kostüme wurden angepasst, wie bei Michaels Gruppe aus dem Oberbergischen. Ein Wetterfrosch, eine Schneeflocke, Aprilwetter und Regen, noch ein paar Regencapes drübergezogen und fertig.
Jenny und Ingo haben sich selbst das passende Zubehör mitgebracht. An ihre Regenschirme können sie eine Plane anbringen, sodass sie von allen Seiten aus trocken bleiben. „Wir sind heute extra aus Stuttgart angereist“, sagt Ingo. „Da war es klar, dass wir heute trotz Regen das Feiern durchziehen.“
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Kein Kölsch für Nazis
Auf der Bühne stehen mit Kasalla, Cat Ballou, den Bläck Fööss, Miljö, Lupo, Planschemalöör und vielen weiteren Bands so ziemlich alles, was der Karneval aktuell musikalisch zu bieten hat. Um 12.05 Uhr wird das Lied „Kein Kölsch für Nazis“ gespielt, das zeitgleich in den Kneipen der Stadt läuft, als Statement gegen Rechtsextremismus.
Emotional wird es auch, als Bläck-Fööss-Gründungsmitglied Erry Stoklosa um 14.21 Uhr die Bühne betritt. Vor zwei Jahren ist Stoklosa in Musiker-Rente gegangen, doch für den Fööss-Klassiker „In unserem Veedel“ holt die Band den Musiker a.D. kurzzeitig zurück. Vorher hat er den Auftritt seiner früheren Band hinter der Bühne verfolgt und auf die Frage, ob es ihm als Zuschauer schwerfalle, gesagt: „Das sind schon gemischte Gefühle bei mir. Es ist aber schön und macht mir Spaß.“ Mit dabei ist auch seine Lebensgefährtin Maggie Asbach-Bornatsch.
Kostüme auf Wiedervorlage
Draußen vor der Bühne wissen kölsche Mädcher, was zu tun ist: Einmal in der Kostümkiste gekramt, den Friesennerz, gestreifte Strümpfe und die Kapitänsmützen hervorgeholt, und fertig ist das regentaugliche Karnevalskostüm. „Das hatten wir letztes Jahr schon an und haben es nochmal hervorgeholt“, erzählt Monika. Gemeinsam mit Ute, Andrea und Uschi machen sie vor der Bühne am Tanzbrunnen das Beste aus dem Wetter.
„Ich feiere Karneval, seit ich 13 bin“, sagt Ute. „Da hat man das einfach im Blut.“ Ob sie heute den ganzen Tag im Regen durchhalten, wissen sie gegen 12 Uhr mittags noch nicht. „Wenn es reicht, dann reichts. Dann gehen wir noch in die Kneipe“, sagt Ute.
Ulla, Patricia, Corinna und Tochter Louisa aus Wuppertal haben sich die am Tanzbrunnen verteilten Regencapes übergeworfen und einen Schirm in die Bäume gehängt, um ihn nicht die ganze Zeit in der Hand halten zu müssen. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Ulla. „Unter dem Kostüm habe ich noch eine Thermoleggins an. Schade nur, dass man unser Kostüm nicht sieht! Wir sind als kölsche Liebe verkleidet.“
Hinter der Bühne versammelt sich Prominenz aus Politik, Verwaltung, Karneval, Wirtschaft und anderen Bereichen. Unter anderem sagt „Sitzungspräsident“ Volker Weininger: „Jedes Jahr Weiberfastnacht ist mein Feiertag, da gehe ich auf die Piste. Da komme ich sonst nicht zu, und das genieße ich total.“
Er sagt: „Freitag, Samstag und Sonntag habe ich noch die letzten Auftritte, Montag bin ich bei der Kajuja und moderiere den Zug im Domforum. Ab Dienstag heißt es dann: Wunden lecken.“ Und dann in den Urlaub? „Nein, dann schreibe ich mein neues Soloprogramm.“ Auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn ist am Tanzbrunnen und stößt mit dem Chef des Kölner Ablegers des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Witich Roßmann, an.
Von der Kölner Verwaltung sind Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Kämmerin Dörte Diemert und Baudezernent Markus Greitemann gekommen. Am Dienstag saßen sie noch im Stadtrat, am Donnerstag feiern sie Karneval, genießen hinter der Bühne die Party.
Mit dabei ist auch Zoodirektor Theo Pagel, der für mehr Optimismus wirbt: „Ich finde, wir müssen in diesem Jahr trotz all der Probleme auf der Welt Freude haben. Nur, wenn wir Freude haben, können wir die Probleme lösen. Dazu muss man auch mal wie an Karneval feiern können.“
Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena, sagt: „Die Jecken feiern trotz des Regens, der macht den Leute nichts. Aber in der Abwägung muss ich sagen: Lieber heute Regen als an Rosenmontag.“ Auch Messechef Gerald Böse ist gekommen, mit dabei hat er Messe-Sprecherin Jasmin Fischer. Beide erinnern mit ihrem Kostüm an das 100-jährige Bestehen der Messe. Aus der Politik sind unter anderem CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau und CDU-Parteichef Karl Mandl sowie FDP-Fraktionschef Ralph Sterck dabei.