Nach Unfall im RosenmontagszugKölner Tierschützer diskutieren über Pferde im Karneval
Köln – Unter dem Titel „Pferde im Karneval – noch zeitgemäß?“ hatte das Netzwerk für Tiere Köln (NTK) am Freitagabend zu einer Podiumsdiskussion mit offener Fragerunde eingeladen. Der Zusammenschluss Kölner Tierschutzvereine setzt sich schon seit einigen Jahren für das Verbot von Pferden, insbesondere im Rosenmontagszug, ein. „Wir sind höchst besorgt um die Sicherheit von Mensch und Pferd bei den Karnevalsumzügen“, sagt Claus Kronaus vom NTK. Der Zusammenschluss wolle die durch den Unfall mit einer Kutsche im diesjährigen Rosenmontagszug erneut entbrannte Diskussion nicht abebben lassen und lud ins Dumont-Studio ein.
Auf dem Podium saßen Tierschützerin Stefanie Moreau, Pferdeheilpraktikerin Melanie Wziontek, Pferdetrainer Uli Höschler und die Leiterin eines Pferdehilfeprogramms Nico Welp. „Wir halten es für fragwürdig, dass niemand mit uns in den Dialog treten wollte, der die Ansicht vertritt, dass Pferde im Karneval mit dabei sein müssen“, sagte Kronaus zu Beginn. Die Einladung hätten u.a. die Stadt, die Polizei, verschiedene Karnevalsgesellschaften und das Veterinäramt ausgeschlagen.
Zugleiter Dieper wollte sich nicht öffentlich äußern
Zugleiter und Vizepräsident des Festkomitee Kölner Karneval Alexander Dieper äußerte sich gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger mit folgender Stellungnahme: „Ich bin kurzfristig gebeten worden, an besagter Diskussion teilnehmen. Das habe ich abgelehnt, da wir uns hinsichtlich der Mitnahme von Pferden mitten in einem internen Prozess befinden. Wir sprechen derzeit mit verschiedenen Experten sowie unseren Mitgliedsgesellschaften, zudem warten wir noch auf die Ermittlungsergebnisse der Polizei. Ich gehe davon aus, dass der Prozess, der auch die Aufarbeitung der Vorkommnisse beim diesjährigen Rosenmontagszug einschließt, noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Solange möchte ich mich nicht öffentlich äußern.“
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Moderatorin Simone Sombecki rief dennoch zu einer „Diskussion auf Augenhöhe“ auf und bat die rund 120 Gäste offen ihre Meinung zu teilen. So fühlten sich auch einige Teilnehmer ermutigt zu sprechen, die Pferde im Zug befürworten. Das Gros der Gäste machte aber deutlich, dass das Leid der Pferde und die Gefahr für Menschen, wenn die Tiere ausbrächen, unverantwortlich seien.
Während der gut zweistündigen Gesprächsrunde wurden immer wieder Videosequenzen aus sozialen Netzwerken eingespielt, die unruhige Pferde in Karnevalsumzügen zeigen. NTK präsentierte zudem den Rohschnitt der selbst gedrehten „Dokumentation“ des diesjährigen Rosenmontagszuges. Die endgültige Version solle diese Woche über soziale Medien veröffentlicht werden. „Wir machen so lange weiter, bis ein Pferdeverbot erreicht ist. Wir wollen nicht warten, bis es Tote gibt“, kündigte Kronaus an. Dazu gehöre die jährliche Dokumentation, ein erneuter Versuch alle Parteien für eine Diskussionsrunde zu gewinnen, sowie ein erneuter Antrag zum Verbot der Nutzung von Pferden in allen Kölner Karnevalsumzügen, der am 10. April von der Stadt verhandelt wird.