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„Katastrophe“So reagieren Kölner Eltern und Lehrer auf die Maßnahmen zum Schulstart

Lesezeit 4 Minuten
Schüler Maske

Mit dem Unterrichtsstart nach den Ferien wird in NRW eine Maskenpflicht für Schüler eingeführt.

  1. Die Maskenpflicht für Schüler, die mit dem Unterrichtsbeginn eingeführt wird, stößt bei Kölner Schülern, Eltern und Lehrern größtenteils auf Zuspruch.
  2. Doch damit ist nur ein kleiner Teil der Probleme addressiert, mit denen die Beteiligten zu Corona-Zeiten zu kämpfen haben.
  3. Vor allem das Warten auf ein Okay zur Einstellung neuer Lehrkräfte sorgt für fehlende Planungssicherheit.

Köln – Bei den Kölner Schulen, Schülern und Eltern ist die von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) angekündigte Maskenpflicht grundsätzlich eher positiv aufgenommen worden. Viele Kölner Eltern, die sich um den Gesundheitsschutz ihrer Kinder große Sorgen gemacht hätten, seien erleichtert, dass die Maskenpflicht auch im Unterricht eingeführt werde, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Ines Parotat-Schreiner.

In den letzten Wochen hätten sich zunehmend zwei konträre Lager unter den Eltern gebildet: „Die eine Seite, die den sofortigen Regelbetrieb wollte, und die andere, die als Voraussetzung mehr Gesundheitsschutz an den Schulen gefordert hat.“ Das Modell Präsenzunterricht mit Maske könne jetzt vielleicht beide Lager befrieden.

Besseres Gefühl für viele Eltern

Gerade Eltern, bei denen ein Elternteil schwer vorerkrankt sei, und die sich mit der Entscheidung gequält hätten, ob sie es riskieren, ihr Kind zur Schule zu schicken, könnten sich auf diese Art und Weise vielleicht eher entschließen, das Wagnis Präsenzunterricht einzugehen. Auch wenn das natürlich eine große physische Belastung sei über viele Stunden, mit Maske im Unterricht zu sitzen.

Jurek Lorber (17), Schülersprecher am Montessori-Gymnasium sieht das ähnlich: „Auch wenn viele wahrscheinlich genervt sein werden von den Masken und das auch sehr anstrengend wird: Ich finde es gut, weil es allen ein größeres Gefühl von Sicherheit gibt. Ebenso wie die klare Ansage des Ministeriums, dass alle Räume gut durchlüftet werden müssen und Klassen, die nicht gelüftet werden können, nicht genutzt werden dürfen.“ Dies verband die stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Parotat-Schreiner mit dem Appell an die Stadt, als Schulträger dringend dafür zu sorgen, dass alle Fenster der Kölner Schulen bis zum ersten Schultag zu öffnen sind. Sie wisse von mehreren Schulen, wo es Probleme mit defekten oder nicht zu öffnenden Fenstern gebe.

„Pädagogisch eine Katastrophe“

Der Leiter der Ehrenfelder Helios-Gesamtschule, Andreas Niessen, sieht die Maskenpflicht mit gemischten Gefühlen: So sehr sie unter der Maßgabe des Infektionsschutzes nachvollziehbar oder vielleicht sogar unvermeidlich sei. „Aber pädagogisch ist die Maskenpflicht eine Katastrophe“. Vor allem die jüngeren Schüler und die Inklusionsschüler bräuchten auch an den weiterführenden Schulen die Mimik. „Es fehlt so ein wichtiger Teil der kommunikativen Basis“. Gleichzeitig sei es auch für die Kinder eine sehr große physische Anstrengung, über so viele Stunden konzentriert mit Maske im Unterricht zu sitzen.

Erleichtert zeigte sich Niessen, dass auch jahrgangsgemischte Gruppen und Kurse als feste Gruppen definiert werden könnten. Damit könne ein Arbeiten in altersgemischten Gruppen, Differenzierungskurse oder Oberstufenkurse analog angeboten werden. Aber bezüglich des größten Problems fühlt er sich gemeinsam mit vielen anderen Kölner Schulleiterkollegen weiter im Regen stehen gelassen: „Es fehlen durch den Ausfall der Kollegen aus Risikogruppen zahlreiche Lehrer.“ Die nun gestern wiederholte Ankündigung von Ministerin Gebauer, es würden in Folge der Krise 800 neue Stellen ausgeschrieben sowie 400 Vertretungsstellen, lässt ihn – ebenso wie viele andere Schulleiterkollegen – ratlos zurück. Sie alle warten noch auf das Okay für die Einstellung von Kollegen. „Wir haben bis heute keine Nachricht der Bezirksregierung, dass wir eine Stelle ausschreiben dürfen. Erst dann können wir tätig werden.“

Organisatorische Mammutaufgabe

Auch bei der Bezirksregierung weiß man auf Nachfrage nichts Genaueres. Man warte noch auf präzisere Informationen aus dem Ministerium, hieß es dort. In den nächsten Tagen werde es Gespräche gehen. Für die Schulleitungen geht das viel zu langsam: Er habe eine Kollegin, die er für eine zum Schuljahresende ausgeschiedene Kollegin neu eingestellt habe. Die warte seit Wochen auf den Termin beim Gesundheitsamt für den obligatorischen Gesundheitscheck. „Der ist nun erst am 31. August, so dass die Kollegin dann wohl erst im September zur Verfügung steht.“

Davon abgesehen sei es eine organisatorische Mammutaufgabe, mit dem vorhandenen Personal praktikable Lösungen für die Kombination von analogem und Distanzunterricht zu entwickeln. „Die Schulleitungen sind nicht zu beneiden, ebensowenig wie wir Eltern und Kinder“, bilanziert Anahita Parastar, Mutter von zwei Kindern. „Man wünscht sich so sehr Strukturen und Planungssicherheit und muss akzeptieren, dass man sowohl als Schule wie als Familie auf nicht absehbare Zeit weiter maximale Flexibilität braucht, um einfach von Woche zu Woche zu gucken, was passiert.“