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KHD-Gelände in MülheimStadt Köln will Kontrolle behalten und kauft Industrieareal

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Hinter dem Backsteingebäude der ehemaligen KHD-Verwaltung liegt der Besitz des Landes NRW.

Köln – Die Stadt wird die ehemalige KHD-Hauptverwaltung in Mülheim kaufen, über deren Zukunft seit Monaten gestritten wird. Das vom Stadtrat beschlossene Vorkaufsrecht wird umgesetzt, so Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann. Damit tritt die Stadt in den privaten Kaufvertrag zwischen dem Immobilienentwickler Jamestown und dem Vorbesitzer des großen, denkmalgeschützten Gebäudekomplexes ein.

Jamestown-Chef Christoph Kahl sagte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass er die Entscheidung für falsch halte, sie aber akzeptiere, und rechtlich nicht dagegen vorgehen werden. Weitere Verhandlungen mit der Stadt machten keinen Sinn. „Wir haben ein Angebot gemacht, das die Politik nicht will. Damit kann ich leben.“ Greitemann sagte, er habe hohen Respekt davor, dass der Investor nicht juristisch gegen die Stadt vorgehen werde. Der Kauf solle so schnell wie möglich abgewickelt werden.

Zögerliche Stadtspitze

Jamestown hatte den geschichtsträchtigen Backsteinbau an der Deutz-Mülheimer Straße für 21 Millionen Euro vom Vorbesitzer Gottfried Eggerbauer gekauft, der sich zuvor allen Gesprächen und Verhandlungen mit der Stadt widersetzt hatte. Diese Blockade habe man aufgelöst, so Kahl. Nun sei die Stadt am Zug. In den vergangenen Wochen war immer wieder Kritik an den Verantwortlichen in der Stadtspitze laut geworden. Vertreter des Ratsbündnisses von Grünen, CDU und Volt sowie Vertreter von SPD und Linken hatten der Verwaltung vorgeworfen, einstimmige Ratsbeschlüsse nicht umzusetzen. Zuletzt war die Kritik bei der Demonstration am vergangenen Samstag auf dem Heumarkt laut geworden, zu der die Künstler der Initiative „Raum 13“ und ihre Unterstützer aufgefordert hatten.

Die Initiative hatte über zehn Jahre aus der alten KHD-Hauptverwaltung das „Zentralwerk der schönen Künste“ gemacht. Zusammen mit Architekten, Stadtentwicklungsexperten und viel Prominenz werben sie dafür, aus dem sogenannten „Otto-und-Langen-Quartier“ ein Musterquartier für die Stadt der Zukunft zu machen und hier einen gemeinwohlorientierten, offenen Entwicklungsprozess zu starten.

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Die Stadtspitze hatte unabhängig von den klaren Vorgaben der Politik damit begonnen, mit Jamestown zu verhandeln. Nun ist aus der Stadtverwaltung zu hören, dass die Idee, den Immobilienentwickler mit seiner Erfahrung im Umgang mit alten Industriearealen bei der weiteren Entwicklung einzubeziehen, auch nach Vollzug des Vorkaufsrechts noch nicht vom Tisch ist. So könnte die Stadt nach dem Kauf des Areals Jamestown einzelne Industriehallen – die meisten gehören noch dem Land NRW – zur Entwicklung auf der Basis eines Erbpachtvertrags anbieten. Christoph Kahl sagte auf Anfrage, dass es noch zu früh sei, um über so etwas zu spekulieren. Im Interesse von Jamestown würde die Entwicklung ganzer Standorte und Quartiere liegen, nicht die Sanierung einzelner Gebäude. „Die Stadt steht nun vor einer großen Herausforderung, damit am Ende was Vernünftiges rauskommt“, so Kahl.

Herausfordernd dürfte auch werden, eine Organisationsform für die weitere Entwicklung des Areals zu finden. Die Künstler schlagen die Gründung einer Projektentwicklungsgesellschaft vor, die Leitlinien für die Quartiersentwicklung formuliert und dann möglicherweise einzelne Parzellen mit bestimmten Vorgaben an Partner vergibt. Grundlage sollen Konzepte sein, die im Umfeld von Raum 13 in den vergangenen Jahren entwickelt wurden und die einen Nutzungsmix aus Wohnen, Gewerbe, Kunst und Bildung vorsehen. Größter Knackpunkt dürfte die Vorstellung sein, hier ergebnisoffene Entwicklungen zuzulassen, die über viele Jahre Freiräume und Experimentierfelder für innovative Ideen im Umgang mit städtischen Zukunftsaufgaben ermöglichen. So ein Reallabor wäre für eine Stadt wie Köln etwas völlig Neues. In dieser Größe – es geht um sechs Hektar Land mit einer erhaltenswerten, aber zum Teil baufälligen Industriearchitektur – wäre es sogar europaweit einmalig. Ob und wie sich die Stadt auf solch ein Experiment einlassen wird, ist genau wie die Frage, welche Rolle die Künstler dabei spielen können, noch völlig offen. Greitemann sagte am Mittwoch, dass aktuell diskutiert werde, wer konkret die Entwicklung des Areals übernehmen wird.