Köln – Die Firma Jamestown des Kölner Investors Christoph Kahl hat das denkmalgeschützte Backsteingebäude der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung gekauft. Damit kommt neue Bewegung in die zuletzt festgefahrene Situation rund um das so genannte Otto-und-Langen-Quartier. Die Stadt bekommt für die Entwicklung des geschichtsträchtigen Industrieareals neuen Bewegungsspielraum. Sie kann in den Kaufvertrag eintreten.
Der Stadtrat hatte dafür die Voraussetzungen geschaffen, in dem er ein grundsätzliches Vorkaufsrecht für Grundstücke beschlossen hatte. Die Stadt müsste einen ähnlich hohen Kaufpreis wie Jamestown zahlen. Die Rede ist von rund 21 Millionen Euro. Der Verhandlungsspielraum ist gering. Die Summe war der Stadt und der städtischen Tochter „Moderne Stadt“ bislang zu hoch. Deshalb war eine direkte Einigung mit dem bisherigen Eigentümer, Gottfried Eggerbauer, nicht möglich.
Reallabor für alle oder privates Investment?
Über die Zukunft des Otto-und-Lange-Quartiers, wo einst der Otto-Motor erfunden wurde, wird seit längerem diskutiert. Rund um die Künstlerinitiative „Raum 13“, die die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz in das „Zentralwerk der schönen Künste“ verwandelt hatte, waren zahlreiche, faszinierende Zukunftsideen entwickelt worden. Beteiligt waren nicht nur Experten aus allen möglichen Bereichen, sondern auch Vertreter aller großen Parteien auf Stadt- und Landesebene. Aus dem sechs Hektar großen Gelände könnte ein „Reallabor“ für zukünftige Stadtentwicklung werden, so die Idee. Wissenschaft, Kultur, Kunst, Wohnen, Arbeiten, Denkmalschutz und Natur sollten bei einer „gemeinwohlorientierten Entwicklung“ zusammen gedacht werden.
„Jetzt müssen die Beschlüsse umgesetzt werden“, so Marc Leßle von „Raum 13“. Die Künstlerinitiative, die laut Ratsbeschlüssen ein „Ankerpunkt“ für die weitere Entwicklung bleiben soll, musste das Gelände zwischenzeitlich räumen. Der bisherige Eigentümer hatte ihr gekündigt.
Investor Christoph Kahl kann sich vorstellen, die Initiative wieder ins Haus zu lassen. Zusagen wolle er aber noch nicht machen, solange keine Klarheit darüber besteht, ob er das Areal überhaupt entwickeln kann. „Bei unseren Objekten haben Kunst und Kultur immer einen großen Platz. Sie sind eine Bereicherung und ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg eines Projekts.“ Aber erst einmal sei die Stadt am Zug.
Das klingt freundlicher und deutlich dialogbereiter als alles, was der Vorbesitzer in den vergangenen Monaten nach Kontaktversuchen der Stadt oder der gekündigten Künstler verlauten ließ. Und doch ist es nicht das, was die vor Ort erdachten Konzepte vorschlagen. Die Entwicklung des Areals dürfe nicht einem einzelnen Investor überlassen werden, so Leßle. „Es geht um eine Entwicklung von vielen für viele, und nicht darum, dass ein Eigentümer allein entscheidet.“ Ob die Stadtverwaltung das auch so sieht, ist offen. Sie hat zwei Monate Zeit, um das Vorkaufsrecht umzusetzen.
Großzügige Parteispenden an CDU und Grüne
Vor allem Baudezernent Markus Greitemann hatte in der Vergangenheit immer wieder anklingen lassen, dass er sich die Quartiersentwicklung auch mit einem einzelnen privaten Investor vorstellen kann. Dass nun Christoph Kahl im Spiel ins Spiel kommt, ist nicht ohne Brisanz. Seine Firma Jamestown steht für vorbildliche Immobilienentwicklungen in New York, Atlanta oder Boston. Zum guten Ruf kommt eine enge Beziehung zur in Köln mitregierenden CDU, die er seit Jahren mit fünf bis sechsstelligen Spendensummen bedenkt. Nach eigenen Aussagen hat er im vergangenen Jahr auch die Grünen mit 20.000 Euro unterstützt.
Spekulationen, dass die Parteispenden die in Köln Regierenden milde stimmen könnten, weist er zurück. „Wir spielen in einer Liga, wo man so etwas nicht nötig hat.“ Zwischen den Parteispenden und Ambitionen als Investor in Köln bestehe „null Zusammenhang“, so Kahl.
Die Spitze der Kölner CDU-Fraktion sagt, dass sich an ihrer Position nichts geändert habe: Man stehe „unverändert zum Vorkaufsrecht“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Die Verwaltung müsse nun eine Beschlussvorlage präsentieren. Partei- und Fraktionsvorsitzender Bernd Petelkau betont, dass man sich auch weiterhin für eine Interim-Nutzung der zunächst vertriebenen Künstlerinitiative einsetze. Im Gespräch ist, dass „Raum 13“ in einer Art Container-Dorf auf einer großen Freifläche auf dem Gelände wieder arbeiten kann.
Jamestown will auch Landesbesitz kaufen
Die Freifläche gehört zum Besitz des Landes NRW, das sein Eigentum im Otto-und-Langen-Quartier ebenfalls verkaufen will. Hier ist die Konstellation ähnlich wie bei der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung. Die Politik will, dass die Stadt das Gelände übernimmt. Petelkau sagt, dass er sich auf Landesebene zusammen mit den anderen Kölner Landtagsabgeordneten für eine Direktvergabe des Grundstücks an die Stadt einsetze. Bislang pokert das Land als Eigentümer um einen möglichst hohen Preis. Jamestown steht als möglicher Partner bereit. Es sei „kaum vorstellbar“, die Eggerbauer-Fläche und die NRW-Fläche separat zu entwickeln. „Die Grundstücke müssen wieder vereint werden“, so Kahl. Ob das unter seiner Regie oder der der Stadt geschehen kann, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.