Köln – Das „Zentralwerk der schönen Künste“ in der ehemaligen Hauptverwaltung von Klöckner Humboldt Deutz muss schließen. Die Künstler der Initiative „Raum13“ packen gemeinsam mit enttäuschten Unterstützern Kunst und Technik zusammen. Bühnen und zum Teil aufwendige Installationen in den geschichtsträchtigen Räumlichkeiten an der Deutz-Mülheimer Straße werden abgebaut. Nachdem der Gerichtsvollzieher die Zwangsvollstreckung des entsprechenden Landgericht-Urteils für den 29. April festgelegt hat, wird eine „innovative und zukunftsorientierte Entwicklung zu einem gemeinwohlorientierten gemischten, urbanen Quartier ihr jähes Ende finden“, heißt in einer gemeinsamen Erklärung der Künstler, ihres Kunst- und Wissenschaftsbeirats sowie des unterstützenden Freundes- und Initiativkreises.
Die Bilanz nach monatelangem Ringen und Werben ist ernüchternd: Der Stadt ist es nicht gelungen, einen einstimmigen Ratsbeschluss umzusetzen, der den Weg frei macht für eine neue Form der Stadtentwicklung, bei der die Kunst und Kultur eine besondere Rolle spielen sollten. Die Initiative „Raum 13“ sollte ein „Ankerpunkt“ bei der Quartiersentwicklung bleiben. Die Künstler hatten in den vergangenen Jahren mehr als klassische Kunstprojekte initiiert. Vielmehr war unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Architekten, Denkmalschützern, Finanzexperten und anderen Künstlern eine Art Think-Tank für Kölner Stadtentwicklung entstanden. Ein historischer Ort der Kölner Industriegeschichte sollte erhalten bleiben und zum Schauplatz für Neues werden.
Keine Einigung mit den Eigentümern
Doch der Stadt gelang es nicht, den Eigentümer der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung zu Verhandlungen zu bringen. Er will verkaufen, aber offenbar nicht an die Stadt. Seine Kündigung des Vertrags mit den Künstlern wurde vom Landgericht bestätigt. Die Künstler hatten gehofft, dass es Oberbürgermeisterin und Baudezernent wenigstens gelingt, eine Vereinbarung mit der Landesgesellschaft „NRW Urban“ hinzubekommen, der das Areal hinter dem denkmalgeschützten Hauptverwaltungsgebäude gehört. Dort gibt es Räume und Freiflächen, die es den Künstlern ermöglicht hätten, weiter im sogenannten „Otto-und-Langen-Quartier“ zu arbeiten und die zukunftsweisende Idee nicht ganz aufgeben zu müssen. Doch nun wurde auch diese Hoffnung enttäuscht: „Aus haftungs- und verkehrssicherungspflichtiger Verantwortung“ könne man „keinesfalls eine Fläche zur Verfügung stellen“, gibt Baudezernent Markus Greitemann die Einschätzung des Landes ohne Widerspruch weiter.
Die Einschätzung ist überraschend, nutzten die Künstler längst Räume des „NRW-Urban“-Besitzes. Außerdem gibt es eine große Freifläche mit betoniertem Boden nahe an einem Grünzug, auf der man Container oder ein großes Zelt aufstellen könnte. In eine ähnliche Richtung zielt eine Anfrage der Kölner SPD-Landtagsabgeordneten Martin Börschel und Jochen Ott im Landtag, die zum wiederholten Male die Landesregierung zum Handeln auffordern. Die Künstler haben die Kölner CDU zu mehr Engagement aufgefordert. Es müsse doch möglich sein, dass deren Chef und Landtagsabgeordneter, Bernd Petelkau, eine Lösung mit dem CDU-geführten Landesbauministerium im Sinne der Stadt und im Sinne von Kunst und Kultur findet, so „Raum 13“-Geschäftsführer Marc Leßle.
Grüner OB kritisiert die Stadt
Ein Teil der bereits abgebauten Kunst wird nach Wuppertal transportiert, wo der dortige grüne Oberbürgermeister Uwe Schneidewind eine Halle zur Verfügung gestellt hat. Der Wuppertaler OB – gleichzeitig als Wissenschaftler ein Experte für nachhaltige Stadtentwicklung – hatte die Kölner Verantwortlichen in einem Interview scharf kritisiert: Wer die Chance, das Areal zu übernehmen wegen ein paar Millionen Euro vertue, versündige sich an seinen Enkeln und Urenkeln. Schneidewind spielte auf die Differenz zwischen dem vom Eigentümer der KHD-Hauptverwaltung gewünschten Verkaufspreis und den Vorstellungen der Stadtspitze über den Wert der Immobilie an.
Die Stadtspitze geht weiter davon aus, dass sie aus dem „Otto-und-Langen-Quartier“ etwas Zukunftweisendes machen kann. Der Weg dahin bleibt jedoch unklar. Vor allem aber passen die langfristigen Zeitvorstellungen der Verantwortlichen überhaupt nicht zu den kurzfristigen Nöten der Kunstinitiative vor Ort. Leßle spricht von Ignoranz. „Wir sind darüber entsetzt, dass trotz mehrfacher eindeutiger Willensbekundungen und Ratsbeschlüssen der demokratischen Kräfte im Rat diese offenbar nicht einmal das Papier wert sind, auf dem sie stehen.“
Keine Antwort vom neuen Ratsbündnis
Verärgert sind auch die Unterstützer. 35 von ihnen – darunter der IHK-Geschäftsführer Ulrich Soenius – haben vor drei Wochen einen Brief an das neue Ratsbündnis von Grünen, CDU und Volt geschrieben. Sie loben, dass es das Projekt in den Bündnisvertrag der Parteien geschafft hat und fragen, welche konkreten Folgen das haben wird. Bis heute haben sie keine Antwort bekommen.