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Kita-Chefin über Neustart in der Krise„Hätten uns eine komplette Öffnung gewünscht”

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Claudia Busch

  1. Drei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland haben wir Menschen aus Köln und Region, die außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt waren, gebeten, Bilanz zu ziehen.
  2. Claudia Busch, Leiterin des Fröbel-Kindergartens Pfiffikus in Kerpen, erzählt von den harten Wochen für Eltern und für ihr Team: Wenn neue Erlässe am Freitag kamen, ging oft das Wochenende drauf, um für den Montag vorbereitet zu sein.
  3. Warum sie sich statt der nun kommenden Regelöffnung eine komplette Öffnung ihrer Kita ohne Einschränkungen des pädagogischen Alltags wünschen würde, erzählt sie hier.
  4. Lesen Sie hier auch weitere Erfahrungsberichte.

Man kann schon sagen, dass die vergangenen Wochen anstrengend und unkonventionell waren. Dass die Einrichtung komplett geschlossen werden musste, hat uns überfahren – damit haben wir nicht gerechnet.

Das hat ein großes Umdenken aller Kolleginnen und Kollegen verlangt. Im Endeffekt haben wir unsere pädagogische Arbeit rationalisiert und digitalisiert. Über eine Online-Plattform haben wir den Familien verschiedene Angebote gemacht. Eine Kollegin hat täglich eine Morgenrunde mit Kindern per Videokonferenz gestaltet. So konnten wir trotzdem jeden Morgen mit den Kindern singen. Wir haben auch Experimente angeboten, gemeinsam Bilderbücher betrachtet oder zusammen gebacken. Allen war der Spaß in den Videokonferenzen anzusehen.

Großer Redebedarf bei den Eltern

Auch die Eltern waren gelassen und haben sich über die Abwechslung gefreut. Wir haben auch Stunden zur sozialen und emotionalen Entwicklung online durchgeführt. Bei den Gesprächen mit den Kindern wurde deutlich, dass sie Redebedarf hatten und froh über den Kontakt zu uns waren. So hatten wir zwei bis drei digitale Live-Angebote täglich. Damit haben wir viele Familien erreicht.

Wenn nötig konnten Tablets aus dem Kindergarten ausgeliehen werden. Zusätzlich haben wir in der Zeit noch Kinder-Mails geschrieben und Eltern-Telefonate geführt, um mit den Familien in Kontakt zu bleiben. In manchen Familien haben in dieser Zeit schwierige Situationen zugenommen – da hatten wir ein Stück weit auch die Aufgabe die Eltern zu ermutigen.

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Uns war auch wichtig, die Familien mit weniger Deutschkenntnissen mitzunehmen und zu begleiten. Von Eltern wie Kindern haben wir sehr viel positive Rückmeldung bekommen und Wertschätzung erfahren. Deshalb ist unsere Bilanz durchaus positiv. An einem Morgen kam ich zum Kindergarten und auf dem Vorhof war ein riesiges Herz mit Kreide gemalt – darunter stand: Wir vermissen euch. Das ist natürlich besonders schön und sehr rührend.

Zum Schluss hatten wir etwa 60 Prozent unserer 53 Kinder in der Notbetreuung. Ab Montag startet die eingeschränkte Regelöffnung. Normalerweise haben wir ein offenes Konzept, nun sind die Kinder in feste Gruppen eingeteilt, auch der Außenbereich ist angepasst. Das wird am Montag bestimmt nicht leicht.

„Für Kinder ist es schwierig, Abstand zu halten”

Wenn man den Schritt zur Regelöffnung geht, hätten wir uns eine komplette Öffnung gewünscht, ohne Einschränkungen des pädagogischen Alltags, natürlich unter Beachtung besonderer Hygienemaßnahmen. Für Kinder ist es schwierig Abstand zu halten. Wenn sich ein Kind in einer Gruppe infiziert hat, wird es auch für die anderen Gruppen schwierig.

Schließlich werden die Trennungen außerhalb des Kindergartens nicht immer eingehalten. Auch für die Eltern wäre es einfacher. Die Reduzierung der Stunden stellt viele Eltern vor eine große Herausforderung. An sich bewundere ich die Eltern, was sie in den letzten Wochen geleistet und wie sie sich neue Strukturen einfallen lassen haben.

Die Zeiten haben viel Flexibilität verlangt – in den Familien aber auch bei meinen Kollegen. Die Online-Angebote wurden teilweise aus dem Home Office gemacht, damit im Kindergarten nur das notwendige Personal für die Notbetreuung vor Ort war. Konzeptionstage und Teambesprechungen am Morgen haben wir also auch online durchgeführt. Wenn neue Erlässe am Freitag kamen, ist dem oft das Wochenende zum Opfer gefallen, um am Montag vorbereitet zu sein. Mein Team war aber immer hochmotiviert, dafür bin ich sehr dankbar. Es war und bleibt eine anspruchsvolle Zeit für jede Kollegin.

Aufgezeichnet von Katharina Hensel