- Drei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland haben wir Kölner, die außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt waren, gebeten, Bilanz zu ziehen.
- Nils Rückerl, 32 Jahre, arbeitet als Rettungsassistent bei der Kölner Feuerwehr und erzählt, warum die Arbeit unter Corona-Bedingungen nicht nur für ihn, sondern auch für die Patienten enorm schwierig ist.
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Köln – Mit der Corona-Krise werde ich jeden Tag während meiner Arbeit konfrontiert.
Als Rettungsassistent habe ich schon einige Transporte von infizierten Patienten erlebt, was jedes Mal mit einem großen Aufwand wegen der Schutzausrüstung verbunden ist. Aber gerade weil die Vorgaben bei der Schutzkleidung so hoch sind, weiß ich, dass mir nichts passieren kann. Das Risiko ist deutlich höher, sich an Orten anzustecken, wo viele Menschen in kurzer Zeit zusammenkommen, als im Rettungswagen – selbst bei Corona-Transporten.
Trotz Corona fahre ich aber ja weiterhin zu Unfällen, Herzinfarkten oder Krankentransporten. Auch bei diesen Einsätzen trage ich neuerdings immer eine Maske vor Mund und Nase und eine Plastikbrille vor den Augen. Für die Patienten ist das oft schwierig, weil wir im Rettungsdienst auch viel nonverbal mit Mimik kommunizieren. Man transportiert enorm viel mit Mund und Augen, ohne dass man es direkt merkt. Gerade im medizinischen Bereich ist Kommunikation ist sehr wichtig und ist mit Schutzausrüstung leider etwas eingeschränkt.
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In der Corona-Zeit habe ich, wie alle meine Kollegen auch, insgesamt etwas weniger Einsätze pro Schicht. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben sich auch an den Einsatzzahlen bemerkbar gemacht. Dafür dauert jeder einzelne Einsatz wesentlich länger als früher. Allein die Zugangsbeschränkungen in den Krankenhäusern, all die Schleusen und formalen Akte sind schon zeitraubend. Und nach Corona-Transporten wird jeder Rettungswagen desinfiziert, was meistens eine ganze Stunde dauert. Da ich auch ausgebildeter Desinfektor bin, muss ich mich auch mit Viren auskennen. Ich prüfe dann, ob wirklich jede Oberfläche und jedes noch so kleine Teil im Wagen abgewischt wird – und sei es nur das Funkgerät oder die Sauerstoffflasche.
Inzwischen bin ich seit neun Jahren bei der Feuerwehr und habe eine solche Welle der Solidarität wie in den vergangenen Monaten noch nie erlebt. Auch wenn es mein Job und mein Alltag ist, Menschenleben zu retten, freue ich mich über die Wertschätzung, die uns zuteil wird. Ich wäre froh, wenn das noch lange anhält und bin mir sicher, dass die Solidarität in der Bevölkerung auch allen anderen Menschen gilt, die in dieser schwierigen Zeit den Laden am Laufen halten.
Aufgezeichnet von Alexander Holecek