Haupttäter Joshua M. (19) stellte sich nun den Fragen des Richters.
Neue Aussagen im Kölner Landgericht15-Jähriger erstochen – wurde der Täter vorher bedroht?
Im laufenden Strafprozess um den gewaltsamen Tod des 15-jährigen Dara K. hat der Hauptbeschuldigte Joshua M. auf Befragung des Richters einen geplanten Mord vehement bestritten. Der 19-Jährige betonte, dass er im Vorfeld vom Opfer und dessen angeblichem Drogenboss bedroht worden sei. Vor einer Mülheimer Gaststätte sei die Situation eskaliert.
Köln: Angeklagter spricht von Todesdrohungen
In der Tatnacht im vergangenen März sei er von den Kontrahenten im Drogenmilieu kontaktiert worden. Man habe ihm ein Ultimatum gestellt, innerhalb von einer Stunde an dem Lokal aufzutauchen. „Dara sagte, er knallt mich ab, wenn ich nicht komme“, schilderte der 19-jährige Beschuldigte. Man habe daher Ahmet Y. kontaktiert, angeblich Sicherheitsmann der Bande.
Wie Y. selber einräumte, hatte er seine Kontrahenten vor der Gaststätte, dem ausgemachten Treffpunkt, mit einer Schrotflinte bedroht. Warum man dann den 15-Jährigen mitgenommen habe, wisse er auch nicht mehr. Es sei wohl darum gegangen, gegenüber dessen Drogenboss Stärke zu demonstrieren, hatte Y. erklärt. Auch der 27-Jährige sagte, eine Tötung sei nicht geplant gewesen.
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Köln: Am Mülheimer Hafen „wahllos“ zugestochen
Die beiden Täter schleppten Dara K. bis zum Mülheimer Hafen. Joshua M. wiederholte seine Aussage vom vorangegangenen Verhandlungstag, dass er den 15-Jährigen zwar erstochen habe. Allerdings habe Ahmet Y. diesen zuvor verfolgt und zu Boden gerissen. M. sagte, er habe das letztlich als Aufforderung verstanden, „die Sache zu beenden“. Er habe wahllos zugestochen.
Joshua M. berichtete, dass der 15-Jährige zunächst in seiner Bande gedealt, dann aber die Seiten gewechselt habe. In der Folgezeit sei es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. M. habe den neuen Auftraggeber von Dara geschlagen, daraufhin sei er von diesem beschossen worden. Auch deshalb habe man sich zum geplanten Treffen am Tattag schwer bewaffnet.
Köln: Zwei weitere junge Männer auf der Anklagebank
Der Richter fragte Joshua M., ob Dara K. sich tatsächlich von dessen Drogenclique distanziert habe. So sei der 15-Jährige zuletzt am Mülheimer Stadtgarten mit Marihuana, Kokain und Ecstasy erwischt worden und hätte bei der Polizei das Umfeld von M. als Mittäter angegeben. Kokain und Ecstasy hätten er und seine Komplizen ja gar nicht im Angebot gehabt, erwiderte der Angeklagte.
Zwei weitere Angeklagte, die der Drogenbande von Joshua M. zugerechnet werden, müssen sich dem Mordvorwurf stellen. Sie waren vorher und nachher mit dem aktiven Täterduo zusammen und sollen bei der Beseitigung von Spuren geholfen haben – an einem Friedhof wurde die mitgenommene blutgetränkte Kleidung von Dara K. verbrannt.
Einer dieser Beschuldigten wurde am Dienstagnachmittag auf Antrag von Verteidiger Markus Haupt jedoch bereits aus der Untersuchungshaft entlassen. Es besteht kein dringender Tatverdacht mehr. Der Prozess wird fortgesetzt.