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Kampfmittelfunde in KölnMehr als 36.000 Anwohner 2024 wegen Weltkriegs-Bomben evakuiert

Lesezeit 3 Minuten
11.10.2024, Köln: Die Wucht der Explosion schleuderte die Container herrum und verursachte ein großen Krater vor dem Krankenhaus in Merheim. Foto: Arton Krasniqi

Mit der kontrollierten Sprengung der Bombe endete der aufwendigste und teuerste Evakuierungseinsatz für eine Bombenentschärfung in Köln seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Im vergangenen Jahr wurden auf Kölner Stadtgebiet insgesamt 31 Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.

2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal – in Köln finden sich im Boden noch immer Spuren dieses Krieges. Regelmäßig werden bei Bau- und Sondierungsarbeiten Kampfmittel gefunden, regelmäßig müssen Menschen wegen Entschärfungen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Das Ordnungsamt und die Fachgruppe „Kampfmittelangelegenheiten“ haben jetzt für 2024 Bilanz gezogen.

31 Bomben auf Stadtgebiet gefunden

Im vergangenen Jahr wurden auf Stadtgebiet insgesamt 31 Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden: Darunter waren 21 Sprengbomben, von denen 17 Bomben Aufschlagzünder besaßen und eine Evakuierung nötig machten. 15 wurden entschärft, zwei mussten kontrolliert gesprengt werden. Vier von den 21 Bomben hatten keinen funktionsfähigen Zünder mehr und konnten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland der Bezirksregierung Düsseldorf (KBD) abtransportiert werden.

11.10.2024 Köln. Heute soll der 500kg-Blindgänger auf dem Gelände des Krankenhaus Merheim der Kliniken der Stadt Köln entschärft werden. Vorher müssen nun auch tausende Privatpersonen ihre Wohnungen verlassen. In der Stadt ist es die größte und teuerste Evakuierung seit Kriegsende. Die Experten der Kampfmittelbeseitigung Dirk Putzer (li.) und Marcel Biewald. Foto: Alexander Schwaiger

Dirk Putzer (l.) und Marcel Biewald vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf haben die Zehn-Zehnter-Bombe in Köln-Merheim unschädlich gemacht.

Von den 21 Sprengbomben wurden neun bei Bauarbeiten gefunden, zwölf bei geplanten Sondierungsarbeiten. Der größte Blindgänger war eine amerikanische 20-Zentner-Bombe, die bei Bauarbeiten im Bereich der Gereon-Kaserne in Porz-Westhoven im August gefunden wurde. Gefunden wurden außerdem fünf Zehn-Zentner-Bomben, 13 Fünf-Zentner-Bomben, eine Zweieinhalb-Zentner-Bombe und eine Bombe mit nicht mehr identifizierbarem Kaliber.

Im Verlauf des Jahres wurden zehn Brandbomben gefunden. Sie konnten alle gefahrlos vom Kampfmittelbeseitigungsdienst abtransportiert werden, ohne dass besondere Maßnahmen getroffen werden mussten. Außerdem wurden 22 kleinere Kampfmittel wie Granaten, Munition und ähnliches entdeckt. Zehn verdächtige Gegenstände stellten sich letztlich nicht als Kampfmittel heraus.

36.000 Menschen evakuiert

Von den notwendigen 17 Evakuierungen waren 2024 insgesamt mehr als 36.000 Kölnerinnen und Kölner betroffen. Die meisten Menschen, nämlich rund 7800 Anwohnerinnen und Anwohner, mussten ihr Zuhause im August für die Entschärfung im Bereich der Gereon-Kaserne in Porz-Westhoven verlassen. Im Durchschnitt waren im vergangenen Jahr 2125 Anwohnende zu evakuieren.

Am längsten dauerte die Evakuierung im Dezember vergangenen Jahres an der Greinstraße in Sülz: Von der Alarmierung bis zum Einsatzende vergingen elfeinhalb Stunden. Zwar waren von der Evakuierung lediglich 3100 Anwohner betroffen, darunter befand sich jedoch das Unicenter, diverse Gebäude der Universität sowie rund 300 Personen, die über 75 Jahre alt waren.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes wendeten für die Evakuierungen fast 14.000 Arbeitsstunden auf, im Durchschnitt waren pro Evakuierung 60 Außendienstkräfte gebunden. Insgesamt kümmerte sich das Ordnungsamt mit seinen Partnern von Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen um 208 Krankentransporte (durchschnittlich zwölf Transporte pro Evakuierung). 773 Personen suchten zur Betreuung die Anlaufstellen auf (durchschnittlich 45 Personen pro Evakuierung). Rund 4000 betroffene Anwohner und Anwohnerinnen waren über 75 Jahre alt.

800 Quadratmeter zu prüfende Fläche

Der aufwendigste Sondierungsfall war 2024 der Bereich um die Kliniken in Merheim. 13 Verdachtspunkte auf Blindgänger wurden gemeinsam mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland der Bezirksregierung Düsseldorf und Fachfirmen überprüft, die Fläche betrug 8300 Quadratmeter. Bei der Sondierung vor Ort wurden sechs Kampfmittel (darunter eine Sprengbombe, deren Entschärfung zur Evakuierung am 11. Oktober führte) und 314 Kilogramm Munitionsteile entdeckt. 6400 Anwohner und insgesamt 642 Patienten der drei betroffenen Kliniken waren von der Evakuierung betroffen.

Die Fachgruppe „Kampfmittelangelegenheiten“ im Ordnungsamt erreichten 2024 insgesamt 3376 Anträge auf Luftbildauswertung aus privater und öffentlicher Hand. 2024 waren 2180 Fälle in laufender Bearbeitung, daraus resultierten 2024 unter anderem 626 Anträge auf konkrete Kampfmitteluntersuchung. (red)