Köln – Das Projekt „Transit – Vorübergehende Literatur am Ebertplatz“ schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen schafft es in Zeiten, in denen keine Kulturveranstaltungen in Innenräumen stattfinden können, einen neuartigen Zugang zur Gegenwartsliteratur. Zum andern ist es ein weiterer Beitrag dazu, diesen Platz in der Zeit vor seiner Umgestaltung durch künstlerische Kreativität zu beleben.
Am Freitag liefen zum ersten Mal kurze literarische Texte über ein langes, mehrteiliges LED-Display, das auf den Waschbeton-Fries oberhalb der Kunstraumpassage montiert ist. In den kommenden fünf Wochen werden täglich von 9 bis 20 Uhr fünf bis sechs Texte präsentiert, und von 20 bis 23 Uhr ziehen alle Texte, die zur Auswahl stehen, auf rotem, grünem und blauem Grund über das elektronische Band.
Jury wählte Texte aus
Im Vorfeld hatte ein Zusammenschluss von Kölner Literaturveranstaltern mit einer öffentlichen Ausschreibung dazu aufgerufen, Texte einzusenden. Rund 600 wurden von Autoren und Autorinnen eingereicht. Einige Beiträge stellen einen Bezug zum Ebertplatz her, andere beschäftigen sich mit der aktuellen Situation. 31 Texte wählte die siebenköpfige Jury aus. Sie stammen von etablierten Autoren wie Simone Scharbert und Selim Özdogan ebenso wie von jungen Schriftstellern, die auch in anderen künstlerischen Bereichen tätig und gesellschaftspolitisch engagiert sind. Viele der ausgewählten Nachwuchsautoren kommen aus den literarischen Schreibstudiengängen der Hochschulen in Köln oder dem Literaturinstitut in Leipzig.
Das könnte Sie auch interessieren:
„In einer pandemiezerrissenen Zeit, die Lesungen, Festivals und Gespräche über Literatur in den digitalen Raum verschoben hat, ist die Laufband-Lektüre am Ebertplatz ein großer Gewinn, um literarisches Erleben wieder in den öffentlichen Raum zu bringen und Gegenwartsliteratur einem mitunter ganz neuen Publikum zugänglich zu machen“, sagt Jurymitglied Sonja Lewandowski. „Wer den Ebertplatz in den kommenden Wochen betritt, erfährt eine charmante Verbindung von Alltag und Ausnahme, die sich in den dichten Texten widerspiegelt.“
Von Kulturamt gefördert
Das Projekt wird vom Kulturamt gefördert; weitere Unterstützung kommt vom Literaturhaus Köln und dem Verein „Literaturszene Köln“. Mit der coronaregel-konformen Präsentation im Freien biete sie der Kulturszene eine „Vermittlungsplattform“, teilt die Stadt mit. Der Anstoß kam vom Kulturamt und den Zwischennutzern des Platzes; er wurde von der Literaturszene sofort aufgegriffen und in Eigenregie weiterentwickelt. Geplant ist, nach den fünf Wochen das 50 Meter breite und einen Meter hohe Display visuell gestaltenden Künstlern und Künstlerinnen zur Verfügung zu stellen. „Transit“ ist Teil der Zwischennutzung des Ebertplatzes, die von der Stadt koordiniert und mit vielen Akteuren der Stadtgesellschaft umgesetzt wird. Seit dem Frühjahr 2018 haben zahlreiche Kulturformate den Platz belebt.