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„Das schmerzt“Schulleiterin berichtet von Problemen mit Drogenszene auf Schulweg

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Der Wiener Platz gilt seit Jahren als Brennpunkt der Drogen- und Trinkerszene.

Der Wiener Platz gilt seit Jahren als Brennpunkt der Drogen- und Trinkerszene.

Vergangene Woche hatte die Schulleiterin des Königin-Luise-Gymnasiums einen Hilferuf wegen der Drogenszene auf dem Friesenplatz ausgesendet. 

Auch Schülerinnen und Schüler des Genoveva-Gymnasiums in Köln-Mülheim werden laut Schulleiterin Susanne Gehlen auf ihrem Schulweg regelmäßig mit den Schattenseiten der Drogenszene in Köln konfrontiert. Am Wiener Platz seien sie „permanent der Bettelei – auch aggressiver – ausgesetzt, und manchmal erleben sie, wie drogensüchtige Erwachsene im Delirium unberechenbar auf dem Bahnsteig schreien, urinieren und randalieren. Alles kein passender Umgang für Minderjährige“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Genoveva-Gymnasium befindet sich rund 400 Meter vom Wiener Platz entfernt.

Das würde sich auch auf die Anmeldezahlen an der Schule auswirken: „Es gibt Familien, die sagen: ‚Ja, das Genoveva-Gymnasium gefällt uns gut, aber wir wissen nicht, wie unsere Kinder morgens sicher und angemessen die Schule erreichen sollen‘, und dann melden sie in einem anderen Stadtteil an. Das schmerzt“, so Gehlen.

Probleme mit Drogenszene auch am Ebertplatz

Die Schulleiterin des Königin-Luise-Gymnasiums Ute Flink berichtete vergangene Woche davon, dass Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Schule am Friesenplatz von Drogensüchtigen teils aggressiv angebettelt würden, auch zu Handgreiflichkeiten soll es schon gekommen sein. Dies, so Flink, wirke sich auch auf die Anmeldezahlen der Schule aus. Sie wandte sich mit einem Brief an das Amt für Schulentwicklung, das Ordnungsamt und die KVB und bat um mehr Unterstützung.

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Als Reaktion darauf hatte Martin Lotz, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz bei der Kölner Polizei, angekündigt, das Einsatzkonzept am Friesenplatz erneut zu überprüfen. Schon Ende vergangenen Jahres hätten Lotz Hinweise zu dem Problem erreicht. „Seitdem stehen wir in Kontakt mit der Schule. Wir haben unser Präsenzkonzept auf den Friesenplatz ausgeweitet, müssen aber feststellen, dass das Problem immer wieder auftaucht.“ Das liege auch an Verdrängungseffekten, wenn die Polizei etwa am Neumarkt oder am Appellhofplatz besonders aktiv sei. „Das heißt aber auch, dass wir dann am Friesenplatz nachziehen müssen.“

Stadtschulpflegschaftsvorsitzende beklagt Zustände

Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, berichtete von ähnlichen Zuständen am Ebertplatz: „Das geht so weit, dass Eltern ihre Kinder bis in die Bahn begleiten und wieder abholen müssen.“ Drogendealer würden dort Kinder, Eltern und Großeltern ansprechen.

„Das Drama“, so Schulleiterin Gehlen weiter, sei, dass „einerseits den Armen und Kranken nicht vernünftig geholfen wird, der Drogenkriminalität nicht nachhaltig nachgegangen wird und am Ende die Kinder und Jugendlichen mit diesem gesellschaftlichen Versagen – anders kann ich es nicht beschreiben – alleingelassen werden.“ Sie fordert, dass Sicherheitskräfte von Polizei und Ordnungsamt zu Schulbeginn und -ende verstärkter am Wiener Platz patrouillieren und als Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler dienen könnten, wenn diese Angst haben. 

Der Wiener Platz in Mülheim gilt seit Jahren als Brennpunkt der Drogen- und Trinkerszene. Im vergangenen Jahr hat die Polizei dort die erste zeitlich unbeschränkte Waffenverbotszone des Landes eingerichtet. Seit September 2024 wurden dort 148 Messer und andere Waffen sichergestellt. Als Teil ihres Präsenzkonzeptes hat Polizei für den Wiener Platz und den Stadtgarten außerdem eine eigene Schwerpunktgruppe eingerichtet.