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ProzessbeginnAmazon-Bote in Köln überfallen – Täter spricht plötzlich von „Scherz“

Lesezeit 3 Minuten
In Köln wurde ein Amazon-Paketbote überfallen (Symbolbild).

In Köln wurde ein Amazon-Paketbote überfallen (Symbolbild).

Beim Prozessauftakt schilderte ein Angeklagter den Tatverlauf etwas abweichend.

Für einen kuriosen Überfall auf einen Paketboten in Porz müssen sich seit Montag zwei Männer vor dem Kölner Landgericht verantworten. Einer der Beschuldigten soll das Opfer mit einem Messer bedroht haben, um sich so den Zugang zur Ladefläche zu verschaffen. Als er dort nur Pakete mit offenbar eher wertlosem Inhalt vorfand, verkaufte der Täter den Raubversuch als Scherz.

Köln: Täter fragt Paketboten nach Playstation

Spontan sind die Männer laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft auf die Idee zu dem Überfall gekommen, als sie den schwarzen Lieferwagen am Tattag in der Glashüttenstraße haben stehen sehen. „Lieferst Du Pakete aus?“, habe sich der heute 23-jährige Angeklagte zunächst erkundigt. Als der Paketbote das bejahte, habe der Täter gesagt, dass man den Lieferwagen nun ausräumen werde.

Der Haupttäter soll ein Messer mit acht Zentimeter langer Klinge aus der Tasche gezogen, den Mann in Bauchhöhe damit bedroht haben. Unter dem Eindruck der Drohung habe der Paketbote die Luke zur Ladefläche geöffnet – woraufhin der Angeklagte enttäuscht reagiert habe. „Er stellte fest, dass dort nur wenige kleine Pakete lagen und fragte nach einer Playstation“, sagte der Staatsanwalt.

Köln: Angeklagter schildert Überfall etwas anders

Als der Amazon-Bote verneint habe, wertvolle Ware an Bord zu haben, hätte es sich der Täter plötzlich anders überlegt. Es sei nicht sein Ernst gewesen, habe der Angeklagte gesagt und seinem Opfer die Hand gereicht. Auch sein Begleiter hatte das gemacht, er wurde ebenfalls angeklagt. Beim Prozessauftakt in Saal B stellte der Hauptbeschuldigte den Sachverhalt jedoch etwas anders dar.

Richtig sei, dass er den Paketboten spontan angesprochen und es auf dessen Ware abgesehen hatte. „Er hat die ganze Aktion nicht richtig ernst genommen, sah es eher als eine Art Challenge“, erklärte seine Verteidigerin. Der Mandant habe auch keine Waffe genutzt, sondern nur ein silbernes Feuerzeug in der Hand gehabt. Das habe der Überfallene womöglich als Klinge wahrgenommen.

Köln: Paketbote rief die Polizei – es kam zur Festnahme

Die Anklage spricht von einem versuchten besonders schweren Raub, mehrere Jahre Gefängnis drohen. Den Mitangeklagten entlastete der 23-Jährige, der sei in das Tatgeschehen nicht involviert gewesen. Der vermeintliche Komplize sagte, dem Boten nur die Hand geschüttelt zu haben – auch aus Erleichterung darüber, dass sein Bekannter sich friedlich von dem Opfer verabschiedet habe.

Der Paketbote berichtete im Zeugenstand, seinen Chef nach dem versuchten Raub kontaktiert zu haben: „Er meinte, arbeite erstmal weiter, es ist ja nichts passiert.“ Doch aus Angst, seine Kollegen, die noch in Porz unterwegs waren, könnten auch überfallen werden, habe er die Polizei gerufen. Die Beamten konnten die beiden Verdächtigen kurz darauf festnehmen. Der Prozess wird fortgesetzt.