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Sexuelles MotivMann überfällt Kölnerin in Wohnung – Emotionale Aussagen im Zeugenstand

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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Angeklagter mit Verteidiger

Der Obdachlose war nachts über ein geöffnetes Fenster in die Wohnung der Frau eingedrungen.

Ein Obdachloser steigt nachts durch ein offenes Fenster in eine Wohnung in Zollstock ein, attackiert die 63-jährige Bewohnerin im Schlafzimmer und versucht, sie laut Anklage zu vergewaltigen. Der Mann muss sich wegen sexueller Nötigung vor dem Landgericht verantworten, er streitet den Vorwurf ab. Beim zweiten Verhandlungstag am Donnerstag sagte die Geschädigte im Zeugenstand aus.

Köln: Durch das Schlafzimmerfenster in Wohnung eingedrungen

Sie habe sich an jenem Oktoberabend schlafen gelegt, zuvor noch wie immer zum Lüften das Fenster geöffnet. Das Rollo habe sie aber heruntergelassen, bis auf einen Spalt von etwa 20 Zentimetern. Aufgewacht sei sie, als sie einen kalten Körper neben sich gespürt habe. „Ich dachte erst, das wäre mein ältester Sohn, der vielleicht Zuflucht bei mir gesucht hat“, berichtete die Rentnerin.

„Mama ruhig“, habe der Eindringling dann gestammelt, er sei gewalttätig geworden. Da habe sie realisiert, dass da ein fremder Mann in ihrem Bett läge. Der Täter habe ihr die Hand in die Hose geschoben, sie am Gesäß und den Brüsten angefasst und versucht, sie zu vergewaltigen. Einmal habe er sie mit beiden Händen gewürgt: „Da dachte ich, jetzt ist es wahrscheinlich vorbei.“

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Köln: Enkel rettet seine Oma vor dem Eindringling

Der Täter habe aber von ihrem Hals abgelassen, er habe sich dann „mit seinem Glied beschäftigt“. Sie habe kurz überlegt, ihn gewähren zu lassen, „aber dann dachte ich, vielleicht reicht ihm das nicht, vielleicht zieht er noch ein Messer“. Sie habe um Hilfe gebrüllt, auf ihren 17-jährigen Enkel gehofft – der schaute in einem Nebenzimmer aber TV-Serien am Computer, hatte Kopfhörer an.

Irgendwann bemerkte der Enkel, dass etwas nicht stimmte. „Ich habe Stimmen gehört, dachte aber erst, die kämen aus dem Treppenhaus“, berichtete der Teenager. Dann habe er im Zimmer seiner Oma nachgeschaut und den fremden Mann gesehen. Der habe sich seine Hose angezogen, „Mama ficki ficki“ geäußert. Dann habe man den Mann aus der Wohnung heraus „geschoben“.

Der Enkel weinte im Zeugenstand, ihn nehme es sehr mit, seiner Oma nicht schneller geholfen zu haben. Die 63-Jährige sagte, sich nicht mehr sicher zu fühlen. Sie habe Panikattacken, Angst vor Dunkelheit und ins Bett zu gehen. Das Fenster bleibe nun in der Nacht zu, werde nicht mal gekippt. Sie werde auch diesen „modrigen, fiesen Gestank“ des Eindringlings nicht mehr vergessen.

Köln: Angeklagter bestreitet sexuellen Übergriff

Schlimm sei es, dass ihr Enkel das alles mitbekommen habe, der seit seinem sechsten Lebensjahr bei ihr lebe. Es habe länger gedauert, bis der Enkel bei ihr Halt und Sicherheit gespürt habe. Der Vorfall habe den Jungen völlig zurückgeworfen. Er gehe nicht mehr Schule, er warte nun auf einen Therapieplatz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Beim Prozessauftakt hatte der 45-jährige Rumäne zwar zugegeben, in die Wohnung eingedrungen zu sein. Er habe nach Diebesgut gesucht. Einen sexuellen Übergriff stritt der Mann, der wegen Exhibitionismus bereits vorbestraft ist, aber vehement ab. Die Bewohner hätten sich diesen Teil der Vorwürfe ausgedacht, damit er verhaftet würde. Der Prozess im Landgericht wird fortgesetzt.