Schwiegervater vergiftet?Richter zu Kölnerin: „Wir sind besorgt um Ihr Leben“
Köln – Die Angeklagte im Strafverfahren um einen vergifteten Mediziner hat sich über ihre Haftbedingungen beschwert. „Ich kann jetzt nicht mal 15 Minuten durchschlafen“, sagte sie dem Vorsitzenden Richter Peter Koerfers über die ständigen Kontrollen des JVA-Personals. „Wir sind besorgt um Ihr Leben“, entgegnete Koerfers – und dazu hätten aktuelle Aussagen der Angeklagten beigetragen.
JVA Ossendorf verschärfte Kontrollen
Der 41-jährigen Immobilienmaklerin wird vorgeworfen, vergangenen Juli ihren Schwiegervater mit einer Überdosis Insulin vergiftet zu haben. Der Senior erlitt schwerste Hirnschäden und ist seitdem ein Pflegefall. Die Mutter zweier kleiner Kinder wurde verhaftet. Als Hauptindizien gelten auf ihrem Handy sichergestellte Google-Anfragen wie „Perfekter Mord mit Insulin“. Doch sie bestreitet die Tat.
Im Prozess hatte die 41-Jährige geäußert, wie sehr sie die Trennung von ihrer Familie belaste. „Jeder Tag ist ein Kampf, dass ich am nächsten Tag noch da bin“, hatte die Angeklagte geäußert. Was dazu führte, dass die JVA Ossendorf ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkte. Nun sei sie 23 Stunden am Tag alleine auf der Zelle, dürfe nicht mehr Stricken und ständig würden Beamte sie kontrollieren.
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„Die Maßnahmen empfindet sie als gegen sie gerichtet“, erklärte Verteidiger Jürgen Graf, sie seien „sinnentleerend“. Richter Koerfers hatte diese zunächst als angemessen erachtet. „Das ist alles schon vorgekommen“, sagte er zur Möglichkeit eines Selbstmordversuchs in der JVA. Zumal die Angeklagte in dieser Hinsicht vorbelastet war. „Und hier ist etwas gesagt worden, was Selbsttötung betrifft.“
„Dann sage ich ja auch die Wahrheit“
„Wenn ich hier etwas gefragt werde, dann sage ich ja auch die Wahrheit“, meinte die Angeklagte entschlossen. Ein Satz, der aufgrund der erdrückenden Indizienlage durchaus angezweifelt werden darf. Denn sollte die 41-Jährige dem Gericht tatsächlich, wie sie beteuert, die Wahrheit sagen, dann müsste jemand anders ihren Schwiegervater vergiftet haben. Oder womöglich das Opfer sich selbst.
Auf Anregung des Richters gab die psychiatrische Sachverständige Konstanze Jankowski eine Einschätzung zum Gemütszustand der Angeklagten ab. Eine Suizidgefahr sah die Medizinerin nicht, zumal die Beschuldigte auch den Eindruck erwecke, aktiv und konzentriert an ihrer Verteidigung mitzuwirken. Damit dürfte die besondere Überwachung in der JVA wieder zurückgenommen werden.