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Anwohner wütendNächste Einschränkung auf der Deutzer Kirmes

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Die Polizei verstärkte ihre Präsenz auf der Kirmes.

Köln – Die Szenen am Mittwochabend auf der Deutzer Kirmes haben ein weiteres Nachspiel. Nachdem das Gelände am sogenannten „Familientag“ im Verlauf des Abends überfüllt war und von den Betreibern vorzeitig geräumt wurde, muss der Betrieb fortan früher als üblich beendet werden.

Buden und Fahrgeschäfte werden künftig schon um 21 Uhr statt wie bisher um 22 Uhr geschlossen, teilten Betreiber und Stadt unabhängig voneinander mit. Grundlage ist eine Anordnung der Stadt. Die Musik muss demnach schon um 20.30 Uhr heruntergedreht werden. Außerdem sei dem Betreiber auferlegt worden, Sperrmaterial und zusätzliches Personal bereitzustellen, um bei ähnlicher Auslastung des Geländes künftig Zugänge temporär absperren zu können.

Willi Krameyer von der Gemeinschaft Kölner Schausteller kritisiert die Entscheidung der Stadt. „Die letzte Stunde war immer eine gute Stunde, gerade für die Verkaufsstände. Die fehlt uns jetzt natürlich und das ist für uns schon hart“, sagt Krameyer. Die Zustände am Mittwochabend seien eine Ausnahme gewesen, die anschließenden Gewaltdelikte auf dem Rheinboulevard hätten „mit der Kirmes nichts zu tun“, weil solche Taten dort das ganze Jahr über vorkämen. Die Anordnung sei daher „nicht ganz nachzuvollziehen“.

Der Tag und Abend nach der Eskalation verlief am Donnerstag den Angaben der Polizei und der Betreiber zufolge verhältnismäßig ruhig. „Ganz normaler Kirmesbetrieb“, sagte Krameyer. Die Polizei, die am Mittwochabend noch zu mehreren Einsätzen auf der Deutzer Werft ausgerückt war, verstärkte als Reaktion ihr Personal. Der zweite für kommenden Mittwoch geplante Familientag mit reduzierten Preisen wurde gestrichen.

„Ein permanentes Gejohle“

Kritik an den Zuständen auf und an der Deutzer Werft während der Kirmes kam am Freitag indes von Anwohnern. Das Gelände und die umliegenden Straßen seien an den Tagen inzwischen „riesige Aborte“, auf denen uriniert, gekotet und erbrochen werde, sagte Norbert Monßen von der Bürgerinitiative Deutzer Werft. Auch anderer Dreck und Müll lägen überall herum. „Die Leute sind extrem genervt. Man wird wahnsinnig“, sagt Monßen, der außerdem die Lärmbelästigung beklagt. „Es ist ein permanentes Gejohle und Geschreie. Wenn man direkt vor der Tür Geräte hat, auf denen die Jugendlichen in die Höhe geschossen werden und dauernd kreischen, hält man es nicht mehr aus.“

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Am Mittwochabend war das Kirmesgelände derart überlastet, dass niemand mehr auf die Fläche gelassen und die Menschenmenge kontrolliert durch einen Notausgang Richtung Rheinboulevard geleitet wurde. Dort lieferten sich dann Gruppen von jungen Menschen Handgreiflichkeiten – zunächst untereinander und anschließend gegen Polizisten. Eine junge Beamtin wurde dabei leicht verletzt, am Ende waren 70 Polizisten an der Stelle im Einsatz. Monßen hat die überfüllte Fläche vor dem Kirmeseingang am Herbert-Liebertz-Weg gesehen und sagt, dass „einem angst und bange“ geworden sei. „Wenn es da geknallt hätte, hätte es eine Massenpanik gegeben.“

Parkplatzsuche verursacht Staus

Die Bürgerinitiative schickte einen Brief mit ihrer harschen Kritik an den Zuständen an die Stadtverwaltung und die Fraktionen im Stadtrat und in der Bezirksvertretung. Darin wird auch die ungenügende Parkplatzsituation bemängelt, dem aus Monßens Sicht größten Problem. Es gebe vor allem abends einen permanenten Stau, andauerndes Gehupe und aggressives Fahrverhalten. „Alle bisherigen Versuche, die Besucherinnen und Besucher zu Parkflächen in der Umgebung zu steuern, werden leider nur in nicht nennenswertem Maße angenommen“, hieß es dazu von der Stadt. Auch die Autoposerszene, moniert Monßen, sei vor allem in der Zeit nach Kirmesschluss am Abend auf der Siegburger Straße unterwegs.

Als Konsequenz fordert der Zusammenschluss der Anwohner mittelfristig eine Verlegung der Kirmes auf einen anderen Platz in der Stadt oder sogar eine komplette Einstellung. „Mir versagt die Phantasie, wie die Kirmes an dem Ort friedlich und ruhig ablaufen soll. Die kann da nicht bleiben“, sagt Monßen. Von der Stadt hieß es dazu, der Bebauungsplan lasse die Kirmes dort explizit zu. „Insofern ist hier auch eine politische Entscheidung erforderlich.“